Brauchtum, Heimat und Grenzschutz

Kabarett in Miesbach

Die Kabarettszene ist reichhaltig, schwer also, sein Alleinstellungsmerkmal zu finden. Maxi Schafroth fand es. Der junge Allgäuer beherrscht die Gesamtklaviatur der Sprache, des Gesangs, des Tanzes, abgeschaut in einem Münchner Club und zum Brüllen komisch, und er kann Alltägliches wunderbar erhöht in Geschichten verpacken.

Seine ärmliche Kindheit zum Beispiel auf der westlichen Seite des Lechs, dort wo die Entwicklung langsamer ist und man noch kein Breitbandinternet hat, dort wo man beim Skifahren nichts zu essen kriegt, weil der Skipass abgefahren werden muss (Rekord bei 12 Cent pro Abfahrt), wo man den Babybelkäse mit Schale isst, weil er dann länger anhält. Aber auch, wo die Siebenjährigen schon auf Nebenstrecken Bulldog fahren, wo man für die Touristen die Kartoffeln extra dreckig macht, damit sie sie als Bio kaufen und wo man sagt: Touristen sind ärgerlich, aber nützlich. Und dann kommt die tiefsinnige Feststellung: Bei Armut kann Kunst und kultur entstehen.

Spaten für 500 Euro

Aber dann: Over the river! In Richtung Starnberg und München, da sieht die Welt ganz anders aus. Maxi Schafroth ändert nicht nur seinen Dialekt, sondern auch seine Mimik, seine Gestik, denn jetzt kommen die Geländewagenfahrer daher, die mit den dicken Daunenjacken oder den schlichten Leinenanzügen, die sich nach Authentizität sehnen und bei Manufactum einen Spaten für 500 Euro kaufen, den es bei der Baywa für 30 Euro gibt und beim Anblick einer Wurzelbürste nostalgisch werden. Maxi Schafroth weiß, wovon er spricht, schließlich absolvierte er eine Banklehre und lernte: „Marketing ist die aufrichtigste Art zu lügen.

Silke und Jörn gehören in diese Kategorie, trinken bei Vollmond abgefülltes Minaralwasser, die Katze hat eine Titanhüfte und trinkt aus Granitschälchen und während er, Maxi, nach Stall riecht, riecht Jörn nach Excel. Für seine Lieder hat sich Maxi Schafroth Gitarrist Markus mitgebracht und für seine Gstanzln liefern ihm die beiden Choristen mit Pokerface Leopold von der Sparkasse und Franziskus von einer Versicherung, beide Junge Union, Schützenhilfe.

„Mir ham ko Luscht mehr“

Ein köstliches Quartett, das das Publikum im Waitzinger Keller zu Lachstürmen hinriss. Nur in der Mitte der 1. Reihe darf man nicht sitzen, da wird man einbezogen wie bei Motivationsseminaren, muss Bälle werfen und sich vorstellen. Und dabei geht es doch um Ineffizienz, begeistert singt der ganze Saal mit „Mir ham ko Luscht mehr“.

Praktische Lebenshilfe hat Maxi Schafroth auch dabei und empfiehlt die Übung, die alle Zuschauer voller Freude ausführen, in den beruflichen Alltag zu integrieren. Welche? Müssen Sie sein Programm anschauen. Zum Schluss stellt er noch die Frage aller Fragen in Bayern: What shall I do, Lord tell me, Mähen oder nicht mähen. Und kommt damit auf seine einführenden Bemerkungen zurück, bei der er die Gemeinsankeit aller bayerischer Regionen pries. Diese Frage vereint alle Bayern, unser Bayern, geprägt von Brauchtum, Heimat und Grenzschutz.

www.maxischafroth.de

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