Volkstheater in Miesbach - der Goggolori unter Regie von Walter Kohlhauf

„…mein bist, Zeipoth, bist mein!“

Ensemble des Goggolori. Foto: IW

Theater in Miesbach

Die Wipfel der Bäume im Park rauschen und Fröschequarken, Vogelsang und leises Lachen wie Blätterraunen begleiten das erste Morgengrauen. In dem macht sich die Ullerin, Baderin und Hexe des Dorfes Finning – genial komisch dargestellt von Wolfgang Ober – in den Wald auf, um den Goggolori herauszulocken. Sie will  ihn in a Flascherl stecken, was ihr natürlich nicht gelingt, denn sonst wäre das Stück ja schon zu Ende, ehe es begonnen hat. Es ist ein Ringen um das Bezwingen des Waldkobolds Goggolori, wie auch ein Ringen zwischen heidnischen Aberglaube und der christlichen Kirche, den Jungen und Alten im Dorf, den Armen und durch magische Kräfte reich gewordenen in dieser bayrischen Mär von Michael Ende, angesiedelt im Dreißigjährigen Krieg am Ammersee.

Höchst gelungene Freilichtaufführung

Zum Anlass des Jubiläumsjahres „900 Jahre Ersterwähnung Miesbachs“ hat das Miesbacher Volkstheater, die Laienspielgruppe des Trachtenvereins, dieses urbairische Stück von Michael Ende ausgewählt. Und die Mühen der monatelangen Proben haben sich gelohnt. Die Zuschauer erwartet eine höchst gelungene Freilichtaufführung mit einem sorgfältig inszeniertem Bühnenbild, das den Waitzinger Park als wilde Waldlandschaft bestens integriert, aufwändige Kostüme und nicht zuletzt ein Ensemble, das mit Leidenschaft und Herzblut spielt, selbst wenn sich zur Ratte, die Teil der Bühnenrequisite ist, noch Hunde und Katzen gesellen, die es zuhauf vom Himmel regnet, wie am gestrigen Abend.

Goggolori - Volkstheater in Miesbach mit Anna-Lena Rieder
Die 18-jährige Anna-Lena Rieder spielt das Mädchen Zeipoth. Foto: IW

Nicht bedrohlich, sondern eher wie Teil des Stückes wirkten das am Horizont sichtbare Wetterleuchten und auch das heraufziehende Donnergrollen integrierte sich hervorragend in die Inszenierung. Etwa als die raffgierige Hexe, die Ullerin, ein Stück vom Mond hervorkramt, mit dem der Goggolori daschmissn werden soll. Oder als die dreißig Silberlinge auf dem Tisch abgezählt werden, die zu seiner Beseitigung gezahlt werden, blitzen nicht nur Mondstück und Silberlinge, sondern auch der Himmel als Verbündeter der heimtückischen Verschwörung. Und ein erster Donner grollt geheimnisvoll, während der Goggolori in einer Rauchwolke von der Bühne verschwindet.

Rauschen von Beifall und Regen

„I verstehs ned, und solls doch verstehen“, so wundert sich am Anfang der Aufführung das junge Mädchen Zeipoth im Wald, und am Ende versteht sie als Einzige, dass der Goggolori kein Unhold ist, der daschmissn werden muss, sondern „wei’s Recht ist und wei`eahm Recht wern muaß“, löst sie das Versprechen ihres Vaters ein und gibt ihm ihren eigenen Tod, damit er endlich sterben kann.

Goggolori - Volkstheater in Miesbach
Gelungene Kulisse, sogar mit echtem Handwebstuhl, beim „Goggolori“. Foto: IW

Denn der Goggolori ist, wie man längst weiss, kein boshafter Waldschratt und Kobold, sondern ein sprunghafter, unberechenbarer, aber lustiger und gutartiger Bursche „auf den koa Verlass ned is, dem wo ma aber net unguat sei ko“. Das Mädchen Zeipoth wird ernsthaft-fröhlich dargestellt von der 18-jährigen Anna-Lena Rieder. Auch ihrem Liebsten, dem musizierenden Köhler Aberwin, gespielt von Klaus Ruml, merkt man seine Leidenschaft für Musik und Theaterspiel an. Dessen Bruder Florian Ruml ist ebenfalls mit von der Partie, er stellt den efeu- und moosbewachsenen Schratt Goggolori glänzend dar. Auch Norbert Weinhuber in der Rolle des Einsiedel sowie Simona Eckl und Franz Xaver Laußer als Eltern der Zeipoth und durch den Pakt mit dem Goggolori reich gewordene Bauern spielen unverkennbar seit Jahren leidenschaftlich und erfolgreich Theater.

Volkstheater in Miesbach ist ein Highlight des Sommers

In dieser bairischen Mär, spannend inszeniert von Walter Kohlhauf, ringen drei Mächte miteinander, entfesselt durch die Habgier der Menschen: die Hexe als Vertreterin der schwarzen Magie, der Einsiedel als Repräsentant der Kirche, und schliesslich Goggolori als heidnische Naturkraft. Die vierte, nicht beeinflussbare Macht des gestrigen Abends war das Wetter, aber davon ließen sich weder die Schauspieler aus ihrem Konzept bringen, noch das Publikum stören.

Am Ende mischten sich nur leise das Rauschen des Regens und Rascheln der Regenhüllen in den verdienten, lauten Applaus, mit dem das Schauspielensemble und die Musiker bedankt wurden für eine wirklich gelungene Aufführung.

 

 

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