Michael Arlt vom Kammer-Quartett des Bayerischen Staatsorchesters

Violine, Viola, Violoncello und dreimal B

Michael Arlt. Foto: Wilfried Hösl

Konzert in Holzkirchen

Raus aus den Federn und schnell zur Sonntags-Matinée in den Oberbräu-Festsaal. Denn dort sind wieder einmal vier hochkarätige Musiker des Bayerischen Staatsorchesters zu Gast. Ein ganz besonderes Konzert erwartet die Freunde klassischer Kammermusik. Kommen Sie mit!

Beethoven und Bartók

Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr.8, e-Moll, op.59, Nr.2, das zweite der sogenannten Razumovsky-Quartette, steht auf dem Programm. Lebhaft und schwungvoll beginnen die Streicher. Einige Akkordschläge und eine lange Generalpause. Schon übernehmen Michael Arlt und Guido Gärtner an den Violinen die Melodieführung. Dunkel schaltet sich Clemens Müllner mit seinem Violoncello ein und setzt gemeinsam mit der Viola von Ruth Elena Schindel intensive Akzente. Das Hauptthema variiert schnell, unterbrochen von wiederkehrenden Akkorden und – Pausen.

Langsam, getragen, fast klagend beginnt der 2.Satz. Die beiden Geigen faszinieren durch gefühlvolles Zusammenspiel, werden fast träumerisch begleitet von Viola und Bratsche. Choralähnlich klingt das Hauptthema. Beethoven soll es „beim Anblick des Sternenhimmels“ eingefallen sein.

Tänzerisch, rhythmisch, an russische Volkslieder angelehnt, fließt der 3. Satz. Nach den Geigen übernimmt die Viola kurz die Melodie, bevor das Violoncello in den Dialog mit eintritt. Beim nächsten Einsatz des Themas wird es scheinbar von der Viola unterbrochen. Das Finale startet in C-Dur, bevor es wieder in e-Moll mündet. „Presto“ wechseln rasante Passagen mit filigran wirkenden leisen, sanften Klängen.

Das Kammer-Quartett des Bayerischen Staatsorchesters: Michael Arlt (1. Violine), Guido Gärtner (2. Violine), Ruth Elena Schindel (Viola) und Clemens Müllner (Violoncello). Fotos: Wilfried Hösl

Béla Bartóks Streichquartett Nr. 2, op.17 von 1917 beginnt schwermütig, getragen, höchst ausdrucksvoll, ja expressionistisch. Weit ausschwingend gestaltet sich der 1. Satz. Fast schrill werden die Töne, hoch und intensiv vereinigen sie sich zu einem folkloristischen Thema. „Ruhiges Leben – Freude – Leid“ stellen die drei Sätze nach Zoltán Kodály dar.
Der 2. Satz „Freude“ quillt über in rasanten, wilden Rhythmen und Klängen, wechselt und springt von Variation zu Rondo, Staccato und wieder zurück. Flirrend und schwirrend ertönen säuselnd überschwänglich arabische Laute, die Bartóks „Höreindrücke seiner Nordafrika-Reise“ wiedergeben. Klagend, langsam, leidend, dissonant, düster wirken im 3. Satz die, ungarischen Bauerntänzen entlehnten, Klangfarben. Großer Applaus für die vier Mitglieder des Staatsorchesters.

„Eine schwere Kost für einen Sonntagvormittag“, „Einstimmung auf die Fastenzeit“ hörte man bei diversen Pausengesprächen. Das war kein fröhliches, leichtes Stück, wenngleich rasant und schwungvoll.

Brahms

Nach der Pause hörten wir das Streichquartett Nr.3, B-Dur, op 67, das letzte von drei Streichquartetten von Johannes Brahms aus dem Jahr 1875. „Vivace“ erschallte es, lebendig, quirlig, bester Laune. Ein agiles Thema, anmutig gesetzt, im Wechselspiel zwischen Bratsche und 2. Geige und den beiden anderen Instrumenten.

Ernsthaft und mit höchster Präzision gestalteten die Musiker den 2. Satz. Weiche, satte Klänge mischten sich zu voll tönenden Gefühlswelten. Idyllisch mutete die 1. Geige im fast barocken Mittelteil an.

Im 3. Satz dominierte das Violoncello, während die anderen drei Stimmen das Solo gedämpft begleiteten. Danach ein fast zärtliches Zusammenspiel von 1. Geige und Viola, tänzerisch im Finale. Stark klang nun die Verwandtschaft mit dem 1. Satz an. Einschmeichelnd, sanftes Dahingleiten, Zupfen und Streichen: Kammermusik auf höchstem Niveau.

Lang anhaltender Beifall des kundigen Publikums nach einem Konzert der Sonderklasse vom Kammerquartett des Bayerischen Staatsorchesters.

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