
Pop-Art am Tegernsee
Rebecca Niehues-Paas und Heiner Meyer bei der Vernissage. Foto: Corinna Schneider
Vernissage in Rottach-Egern
Letzten Freitag eröffnete die Galerie RNP fine arts in Rottach-Egern eine neue Schau: „Pop Art at the Lake“. Zu sehen sind Werke von Kunststars wie Andy Warhol, Jasper Johns, Alex Katz, Tom Wesselmann und der deutschen Pop-Ikone Heiner Meyer.
Seit 2021 betreibt Rebecca Niehues-Paas ihre Galerie RNP fine arts in Rottach-Egern. Das Credo der erfahrenen Kunstberaterin und -verkäuferin: die Repräsentation und Förderung von Künstlern unterschiedlicher Generationen von außergewöhnlicher Qualität und Originalität. Sie vertritt renommierte Künstler wie etwa Imi Knoebel, Erwin Wurm und Günther Uecker, der erst im Juni 2025 verstarb und unter anderem für seine Nagelreliefs international bekannt ist.
Die Galerie RNP fine arts in Rottach-Egern. Foto: Corinna Schneider
Seit Freitag erstrahlen die Räume der Galerie RNP fine arts in grellen Farben – knallig, plakativ, bunt. Denn bis Ende November zeigt Rebecca Niehues-Paas Pop-Art. Sie kam in den 50er-Jahren in Großbritannien und den USA auf, wurde in den 60er-Jahren populär und erhob Alltagsmotive und Konsumgüter aus Werbung und Massenmedien zur Kunst. Der unangefochtene Star dieser Bewegung: Andy Warhol, dessen Werke auch in der Schau nicht fehlen dürfen.
Lesetipp: RNP fine arts – Die neue Galerie in Rottach-Egern
Marylin- und Mao-Porträts von Andy Warhol bei RNP fine arts
So hängen etwa zwei Marylin-Siebdrucke von Andy Warhol aus der „Sunday B. Morning“-Edition an den Galeriewänden. Er erlaubte damals dem Druckstudio, mit dem er zusammenarbeitete, seine Motive weiterzudrucken, signierte sie aber nicht. Stattdessen steht auf der Rückseite „Published by Sunday B. Morning“ sowie „Fill in your own Signature“.
„Neon Clowns“ von Ford Beckmann, Siebdruck auf Karton, 1994. Foto: Corinna Schneider
Auch zwei seiner Mao-Porträts auf Tapete sowie kleinformatige Probedrucke seiner Elvis-Figuren auf dünnem Pergamin aus den Jahren 1961/62 sind zu sehen. Genauso wie Siebdrucke von anderen ikonischen Pop-Art-Künstlern wie Jasper Johns, Alex Katz und Tom Wesselmann.
Der amerikanische Künstler Ford Beckmann etwa ist gleich mit fünf unterschiedlichen Versionen seiner bekannten Neon-Clown-Motive aus dem Jahr 1994 vertreten. Sie stehen für die Ambivalenz der menschlichen Existenz – zwischen Komik und Tragik, Maske und wahrem Gesicht.
Heiner Meyer zu Gast bei RNP fine arts in Rottach-Egern
„Ich bin begeistert, dass so viele Leute heute Abend nichts Besseres zu tun haben, als bei uns vorbeizukommen“, leitet Rebecca Niehues-Paas den Abend humorvoll ein und bedankt sich bei ihren Gästen. Und bei den Sponsoren, wie dem Porsche-Zentrum Inntal und dem Hotel „Das Tegernsee“, das die Häppchen gesponsert hat.
„Timeshift I“ von Heiner Meyer, Öl auf Leinwand, 2020. Foto: Corinna Schneider
Dann übergibt sie das Wort an den Protagonisten des Abends: Heiner Meyer, den international renommierten Pop-Art-Künstler, dessen Werke schon in über 100 Ausstellungen und Kunstmessen weltweit gezeigt wurden – von Seoul über Paris bis New York. Er greift Motive aus der Werbung wie Autos, Filmstars, Stilettos und Comicfiguren auf und bringt sie mit leuchtenden und glatten Oberflächen auf die Leinwand – oder fertigt Skulpturen daraus. Wie etwa seine berühmte polierte Bronzefigur „Mickey“, die sich lange in Tommy Hilfigers Sammlung befand und neben Werken von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat stand.
Ein weiteres interessantes Detail aus der Vita des 72-Jährigen Künstlers: Noch vor seinem Studium der freien Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Braunschweig absolvierte er ein Praktikum bei Salvador Dalí in Cadaqués – eine sehr prägende Zeit in punkto Ästhetik und Inszenierung.
„Kunst bringt jeden Tag Freude“
„Ist Kunst ein gutes Investment?“, beginnt Heiner Meyer seine Ansprache bei der Vernissage. Eine Frage, die ihm oft gestellt werde und die er in jedem Fall bejahe: „Sie bringt jeden Tag Freude – das sind die Zinsen“, betont er. Dass sie aber auch enorme finanzielle Gewinne einbringen könne, zeige das Beispiel eines Werkes von Andy Warhol. Genauer gesagt eines seiner Porträts aus seiner Liz-Serie aus den 60er-Jahren, das die Schauspielerin Elisabeth Taylor zeigt.
Eines dieser Werke wurde einst von einer Galerie in Düsseldorf für 200.000 D-Mark verkauft. Als der Käufer es 2001 bei Sotheby’s in New York versteigern ließ, erwarb es Hugh Grant für 3,6 Millionen US-Dollar – wohl in angetrunkenem Zustand, wie er später zugab. 2007 verkaufte es der Schauspieler bei Christie’s für satte 21 Millionen US-Dollar. „So viel zur Entwicklung eines Künstlers“, sagt Heiner Mayer schmunzelnd.
„Masterpiece in Oil“ von Heiner Meyer, Siebdruck auf Büttenpapier, 2016. Foto: Corinna Schneider
Auch zahlreiche seiner eigenen Werke bereichern die Schau. So etwa seine bedruckten Botox-Boxen (Siebdruck auf Holz) aus 2008, mit denen er den Schönheitswahn und unsere Konsumlust auf die Schippe nimmt. Sie erinnern an die Brillo-Boxen von Andy Warhol aus dem Jahr 1964. Mit seinen Öldosen, die er auf Büttenpapier gedruckt hat, zitiert Heiner Meyer ebenfalls den amerikanischen Pop-Art-Gott: „Weil ich autoaffin bin, habe ich Warhols Motiv und die Reihung der Campbell-Soup einfach auf Öldosen übertragen“, erzählt er.
Chanel No. 5 – ein Symbol für Luxus, Weiblichkeit und Konsum
Auch Reminiszenzen von David Hockney, Damien Hirst und Roy Lichtenstein seien in seinen Werken zu finden, sagt er. Im Bild „Timeshift I“ etwa, mit dem auch die Einladungskarte zur Vernissage bedruckt ist, sieht man Fragmente des für Roy Lichtenstein typischen Comic-Styles mit Sprechblase.
„Chanel“ von Heiner Meyer, Öl auf Leinwand, 2016. Foto: Corinna Schneider
Ein Motiv, das häufig in Heiner Meyers Kunst auftaucht, ist der Parfumflakon von Chanel No. 5 – ein Symbol für Luxus, Weiblichkeit und Konsum. In der Ausstellung hängt eines seiner Chanel-Gemälde, das den Flakon nebst dem Gesicht von Schauspielerin Nicole Kidman zeigt. „Den Flakon habe ich auch mal großformatig in zwei Meter Höhe als Skulptur aus hochpoliertem V4-Stahl gefertigt“, erzählt Heiner Meyer. Sie sei eigentlich für den Außenbereich gedacht, aber eine Käuferin benutze sie auch als Spiegel.
„Wenn Sie sich auf die Kunst einlassen, sehen Sie mehr als ihre Oberflächlichkeit“
Es gebe immer eine zweite Seite in seinen Werken, die es zu entdecken gelte, betont Heiner Mayer. Denn seine Kunst ist nicht nur schön anzusehen, sie trägt immer auch eine gesellschaftskritische Komponente in sich.
Seine Ansprache beendet er mit einer Anekdote eines Sammlers, der eines seiner Werke besitzt. „Wenn ich abends nach Hause komme und einen stressigen Tag hatte, drehe ich meinen Sessel entweder zum See oder zu ihrem Bild, das mir alle paar Monate eine neue Geschichte erzählt.“ Eine Art der Rezeption, wie sie sich jeder Künstler nur wünschen kann. „Wenn Sie sich auf die Kunst einlassen, sehen Sie mehr als ihre Oberflächlichkeit“, resümiert Heiner Meyer begleitet vom Applaus des kunstbegeisterten Publikums.
Weitere Künstler der Schau: Christian Jaeschke, Allen Jones, Jeff Koons, Fritz Köthe, Sigmar Polke, James Rieck, Wolf Vostell und Cui Wei.