Memento mori

Tod als Krönung des Lebens

Nele und Romy von Mengershausen (v.r.). Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Holzkirchen

„Memento mori“ – Zwei Sichtweisen zum Thema Tod zeigen Nele und Romy von Mengershausen in der Galerie im Autopavillon Steingraber. Farbenfroh, dunkel und hell kommt die Kunst daher, schwebend leichtfüßig ergänzend die Poesie.

Der Tod als Motto für eine Ausstellung? Ein menschlicher Schädel mit „Bitte nicht stören“-Schild, umgeben von Schachteln? Dazu zwei Frauen. Eine etablierte, erfolgreiche, und welterfahrene Künstlerin, Jahrgang 1945, daneben eine junge Medizinerin, Jahrgang 1997, wie passt das zusammen? 52 Jahre liegen dazwischen und sehr viel Nähe verbindet Nele von Mengershausen mit ihrer Großnichte Romy.

Memento mori
Der Schädel steht im Mittelpunkt. Foto: Petra Kurbjuhn

Zur Vernissage erzählen die beiden im Gespräch wie es dazu kam, dass sie sich miteinander dem Thema Tod widmeten. Ausgangspunkt dafür waren Skizzen, die die Medizinstudentin vom menschlichen Schädel machte. Überwältigt sei sie von den Zeichnungen gewesen, bekennt die Künstlerin. Sie haben Landschaften auf den Schädeln entdeckt und sich selbst damit befasst. Spazieren gegangen sei sie in diesen Landschaften.

Memento mori
Linke Wand. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Ergebnisse ihrer künstlerischen Arbeit sind in drei Abteilungen, in überaus gelungener Platzierung zu sehen. Links und in der Mitte präsentiert Nele von Mengershausen ihre Beschäftigung mit dem menschlichen Schädel. Es sind sehr unterschiedliche Arbeiten in unterschiedlichem Format. Es gibt kleine, in Schwarz-Weiß gehaltene Arbeiten neben großen in lichten Farben gefertigte Bilder.

Die Serie „Cranium“ (Schädel) wird ergänzt durch die Serie „Mexikanisches Geschenk“. Nele von Mengershausen, die lange Zeit in den USA und in Mexiko lebte, erklärt, dass man in Mexiko den Tod anders begehe als hier, man feiere, tanze, musiziere, koche miteinander. „Der Tod in Mexiko ist eine elegante Dame“, sagt sie, „nix schwarz“.

Memento mori
Aus der Serie „Geistesblitz“. Foto: Petra Kurbjuhn

Sie hat aber auch mit der Serie „Geistesblitz“ eine lichte Nuance in „Memento mori“, dieses aus dem alten Rom stammende Thema „Bedenke, dass du sterben wirst“, gebracht.


Die Mittelwand. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Serien werden in der Komposition der Bilder in der Mittelwand durch die Serie „Am Meeresgrund“ ergänzt. Sie sehe hier in manchen Bildern eine Unterwasserwelt, etwa Polypen, erklärt Romy von Mengershausen. Auch in dieser Zusammenstellung dominieren Bilder in lichter Farbgebung gegenüber den kleinen in dunkler Prägung.


Anfang und Ende. Foto: Petra Kurbjuhn

Nele von Mengershausens Bilder in Mischtechnik, die von gelungenen Strukturen ebenso wie von feinen Farbübergängen leben, vermitteln in ihrer zarten Leuchtkraft ein Gefühl der Lebensfreude. Die dunklen Akzente daneben gehören zum Leben dazu. Die Künstlerin sagt: „Für mich ist der Tod kein Abschied, sondern eine Reise.“


Rechte Wand. Foto: Petra Kurbjuhn

Ganz anders die Bilder an der rechten Wand. Romy von Mengershausen, die seit ihrer Kindheit und genährt von der Großtante malt, zeigt gegenständliche Arbeiten in kräftigen Farben. „Krachert“, sagt Nele von Mengershausen und die Acrylbilder seien viel zu groß gewesen, ihr Bruder habe sie für diese Ausstellung verkleinert.


Ohnsinn. Foto: Petra Kurbjuhn

Die junge Medizinstudentin ergänzte ihre Kunst auf Pigmentdruck in fünffacher Auflage durch handgeschriebene Texte, einer zweiten Passion, wie in der Arbeit „Ohnsinn“. Schön auch der Text zu ihrem Bild „Konfront“; wo sie schreibt: „bin nicht auf Kampf aus, Annäherung suchend“.


Gerollte Poesie. Foto: Petra Kurbjuhn

Auch Nele von Mengershausen bereichert ihre Kunst durch Poesie. „Weil der Schädel so hart ist, bekommt er über die Poesie weich schwebende Ergänzung“, erklärt sie. Sie sammelte zeitlose Texte, beispielsweise von Antoine de Saint-Exupéry oder Bernhard von Clairvaux und schrieb sie auf Zettel, die sie in Schachteln rollte oder faltete. Jeweils acht davon sind in einer Box und laden zum Entrollen oder Entfalten ein.


Gefaltete Poesie. Foto: Petra Kurbjuhn

Sie schreibt, dass sie sich freue, dass die schachteln an einer Seite offen sind, so könnten sich die Gedanken und Denker befreien, ihre Richtung ändern, davon fließen und Platz machen für neue Gedanken.

Eine unterhaltsame Geschichte erzählte Kurator Horst Hermenau zur Vernissage, die etwas mit dem Egoismus des Künstlers zu tun hat, Beträfe aber beide Künstlerinnen nicht, betonte er. Sie stammt von dem Guru Osho und erzählt von einem Bildhauer, der den Tod verwirren wollte, indem er 11 Ihm gleichsehende Skulpturen fertigte. Der Tod fragte Gott, wie er den richtigen herausfände. Und schaffte es mit der Feststellung, dass er einen Fehler entdeckt habe. „Welchen?“ rief der echte.

Memento mori
Helena Snela mit Nele und Romy von Mengershausen. Foto: Petra Kurbjuhn

Bei Verkauf stiften die beiden Künstlerinnen 50 Prozent der Einnahmen an das Hospiz Domicilium Weyarn. Helena Snela, die mit ihrem verstorbenen Mann Bogdan vor 20 Jahren das Hospiz gründete, sagte, dass sie die Ausstellung sehr berühre, denn sie nehme die Angst vor dem Tod und lade ein, das vielseitige Leben zu feiern und dankbar zu sein.

Sie habe viele Sterbende begleitet und Kampf ebenso wie Leichtigkeit erlebt. „Tod kann auch schön sein“, sagte sie. Man müsse ihn in das Leben integrieren und den Tod als Neugeburt mit Trauer und mit Heiterkeit feiern. Tod als Krönung des Lebens begreifen.

Die Ausstellung „Memento mori“ in der Galerie im Autopavillon Steingraber, Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist Mo-Fr 10-18 Uhr und Sa 10-13 Uhr bis zum 24. April zu sehen.

Zum Weiterlesen: Horst Hermenau – eine abgefahrene Ausstellung

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