Magische Klänge 04

Magische Klänge mit Gassenhauer

Magische Klänge beim Musikfest Tegernsee. Foto: Helge Augstein

Konzert in Gmund

Von Beethovens „Gassenhauer-Trio“ über Schumanns „Fünf Stücke im Volkston“ bis hin zu sensationell-magischen Interpretationen von Weber und Brahms spannte sich beim vorletzten Konzert des diesjährigen Musikfests am Tegernsee ein fulminanter Bogen hochkarätiger Kammermusik. Sabine Meyer an der Klarinette, Alban Gerhardt (Cello) und der Pianist Kit Armstrong rissen das Publikum mit magischen Klängen in der Tenne in Kaltenbrunn zu wahren Begeisterungsstürmen hin.

Magische Klänge PlakatMagische Klänge beim Musikfest Tegernsee. Foto: Monika Heppt

Da mochte man kaum glauben, was Festivalleiter Helge Augstein eingangs betonte. In dieser Besetzung sei das Trio bisher noch nie gemeinsam aufgetreten. Die drei Ausnahmekünstler, jeder ein Meister seines Fachs und geradezu symbiotisch mit dem eigenen Instrument verbunden, ergänzten sich traumwandlerisch sicher und perfekt aufeinander abgestimmt und sprühten nur so vor Spielfreude.

Ludwig van Beethoven (1770-1827) Trio B-dur op.11

Den Beinamen „Gassenhauer-Trio“ erhielt das 1797 entstandene Werk aufgrund seines 3. Satzes, der ein Thema aus der komischen Oper „Der Korsar aus Liebe“ des damals sehr beliebten Wiener Komponisten Joseph Weigl als Variation verarbeitete. „Bevor ich ans Werk gehe“ heißt dieser berühmte Schlager, den Beethoven in diesem Satz fein skizziert und mit eigenen Impulsen versieht. Kit Armstrong setzt das Klavier eindrucksvoll in Szene. Gefühlvolle Passagen wechseln sich ab mit heiteren, fröhlichen, spielerischen Läufen. Verträumt gleiten die Töne dahin, intensiv und hingebungsvoll vom Pianisten inszeniert.

Konzentriert und mit vollem Körpereinsatz gestaltet die Klarinettistin Sabine Meyer ihren Part in der zweiten Variation. Zart, hoch aufstrebend, mit rhythmischen Verschiebungen beweist sie mühelos ihr perfektes Spiel. Und Alban Gerhardt streichelt sein Violoncello liebevoll, sanft und heftig und gibt ihm intensive Konturen. Akzentuiert tritt es in den Dialog mit der Klarinette. Munter finden sich alle drei Instrumente wieder.

Selbst in Akkordblöcken im Stile eines Trauermarsches ist die Schlagermelodie versteckt. Dieser beeindruckende Satz enthält Facetten von unterschiedlichem Spiel. Mal heißt es für die Instrumente, sich zurücknehmen, dann darf eines gleichsam die Fäden in der Hand halten, bis es wieder zu einem eleganten Wechselspiel kommt. Jedes Instrument ist gefordert. Gleich starke Partner, so scheint es, bewegen sich auf der Bühne.

Magische Klänge 05Magische Klänge beim Musikfest Tegernsee. Foto: Helge Augstein

Carl Maria von Weber (1766-1826) Grand duo concertant Es-dur op.48

Mit diesem 3-sätzigen Stück für Klarinette und Klavier dürfen die beiden Protagonisten ihr Publikum verzaubern. Die Klarinette trumpft gleich zu Beginn mit großer Intensität auf. Feurig, drängend, pointiert gestaltet Sabine Meyer den 1.Satz Allegro con fuoco, bevor sie sich mit Kit Armstrong und seinem Klavier auf ein Wechselspiel einlässt. Fast opernhaft erklingt der Dialog zwischen den beiden Instrumenten. Der 2. Satz Andante con moto beginnt pathetisch mit wechselseitigem Rufen und Antworten.

Melodiöse Passagen fliegen schnell und heftig hin und her, wobei das Klavier zum Teil fast streicherhaft begleitet. Nun folgt ein kurzes Klaviersolo, von Armstrong bravourös gestaltet. Fast gesanglich gesellt sich die Klarinette dazu. Das Rondo-Finale setzt virtuos ein, mit tiefem Empfinden, zarten Rhythmen und schnellen Läufen. Schließlich mündet es in ein sanft anmutendes Gefühl von Grazie und Leichtigkeit.

Robert Schumann (1810-1856) Fünf Stücke im Volkston op.102

Die kurzen Stücke im Volkston für Violoncello und Klavier sollen laut Schumann „Mit Humor“, „Langsam“, „Nicht schnell, mit viel Ton zu spielen“, „Nicht zu rasch“ und „Stark und markiert“ dargeboten werden. Kleine Sequenzen, Miniaturen sind es, die zum Teil beschwingt, tänzerisch, heiter und liedhaft daherkommen. Im Gegensatz dazu sind langsame, gefühlvolle und beschauliche Passagen eingestreut. Melancholisch klingt dann das Cello. Das Klavier setzt klare Akzente.

Rückzug in eine fast biedermeierliche Idylle ist angesagt. Verwoben werden bei diesen kleinen Romanzen auch ungarische und nordische Elemente. Schumann geht es hier um die „Schlichtheit des Ausdrucks“ und um eine „imaginäre Folklore“.

Magische Klänge 01Alban Gerhardt ,Sabine Meyer, Kit Armstrong (v.l.) beim Musikfest Tegernsee. Foto: Helge Augstein

Johannes Brahms (1833-1897) Trio a-moll op-114

Zum Abschluss stand ein Meisterwerk mit hohen technischen Anforderungen auf dem Programm. Komponiert hat es Brahms 1891 für den Klarinettisten Richard Mühlfeld, den er am Hof von Meiningen gehört hatte. Er begeisterte ihn zu dem Ausruf: „Man kann nicht schöner Klarinette blasen, als Herr Mühlfeld es tut.“

Heute gilt das im selben Maße für Sabine Meyer, die ihrem Instrument magische, zauberhafte Töne entlockt und mit einfühlsamer Hingabe mit ihrer Klarinette verschmilzt. Zarte Bögen vereinen sich und gehen ineinander über. Alle drei Instrumente verströmen einen samtenen Gleichklang und lassen die Zuhörenden eintauchen in tiefsten Wohlklang und Harmonie.

Lesetipp: Musikfest Tegernsee 2022

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