Kulturpolitische Gesellschaft

Kunst und Kultur im Krieg

Shihuriwka 2023: Das Bild von dem Veteranen Dobryak, der trotz Beinprothese im Einsatz war, wurde mit dem ersten Preis Pressefoto Bayern in der Kategorie Europa ausgezeichnet. Foto: Florian Bachmeier

Appell der Kulturpolitischen Gesellschaft

Die Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe) richtete kürzlich einen Appell zum Jubiläumskolloquium der Evangelischen Akademie Loccum, in dem sie die Bedeutung der Kultur in der aktuellen krisengeschüttelten Zeit betont.

Das gesellschaftliche Potential und die gesellschaftliche Aufgabe der Kultur wird von KulturVision e.V. immer wieder hervorgehoben. Kürzlich veröffentlichten wir einen Artikel über die Kunst des ukrainischen Künstlers Aljoscha in Charkiw.

Lesetipp: Aljoschas Kunst in Charkiv

Der von der Galerie Beck&Eggeling vertretene Künstler hat seit dem Beginn von Putins Angriffskrieg immer wieder mit seiner Kunst auf den Krieg aufmerksam gemacht und bedeutende Zeichen gesetzt.

Charkiw
Installation an der Karazin-Universität von Charkiw. Foto: Aljoscha

Auch der Schlierseer Fotograf Florian Bachmeier ist seit vielen Jahren in der Ukraine unterwegs und dokumentiert die Schrecken des Krieges:

Lesetipp: Leben an der Front – Florian Bachmeier

Unter dem Titel „Wenn Kriege geführt werden, dürfen die Künste nicht schweigen“ richtete jetzt die KuPoGe einen Appell folgenden Inhalts, den wir mit Genehmigung der Gesellschaft hier veröffentlichen:

Anlässlich des 70. Kulturpolitischen Kolloquiums der Evangelischen Akademie Loccum »Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Künste? Kulturpolitik in Kriegszeiten« vom 20.06.2025 – 22.06.2025 mahnt die Kulturpolitische Gesellschaft eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema »Krieg und Frieden« im Kulturbereich an. Je mehr der Krieg zur realen Erfahrung in Europa werde und die Angst davor sich in den Köpfen der Menschen einniste, sei es eine Aufgabe der Kulturpolitik, die Rolle von Kunst und Kultur im Krieg zu thematisieren. Auch wenn gegenwärtig der alte lateinische Leitspruch »Si vis pacem, para bellum« / »Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.« zitierfähig werde, so Präsident Dr. Tobias J. Knoblich, müsse die Friedensfähigkeit der Menschen gleichzeitig umso mehr durch Kunst und Kultur gestärkt werden.

Florian Bachmeier Ankunft von Flüchtlingen aus dem besetzten Cherson auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums: Die zwei Busse waren jeweils insgesamt sieben Tage ohne Pause unterwegs. Mehrmals wurden sie von russischen Einheiten zurückgewiesen. Die Route führte sie schließlich in das Gebiet der DNR, wo ihnen angedroht wurde, alle zu erschießen bzw. eine Scheinhinrichtung angedeutet wurde. Saporischschja, Ukraine, 2022. Foto: Florian Bachmeier. Dieses Foto erhielt den Preis: Pressefoto Bayern 2022

»Wir wissen, dass in der Ukraine auch unsere kulturelle Freiheit verteidigt wird, und doch darf uns das nicht dazu verleiten, über die kulturzerstörerischen Folgen des Krieges zu schweigen. Gerade weil die Lage zu ausweglos erscheint und einfache Lösungen nicht zur Verfügung stehen, dürfen wir das Prinzip Hoffnung‹ nicht aus den Augen verlieren. Es entsteht nicht zuletzt durch Gespräche über die Frage, wie wir in Frieden leben wollen. Dafür können Kultureinrichtungen Anlässe schaffen und Gelegenheiten bieten, aber auch die Kulturpolitik ist gefordert, ihre Friedensarbeit zu intensivieren.«

Glückwünsche überbrachte der Präsident an die Evangelischen Akademie Loccum zu ihrem 70. Kulturpolitischen Kolloquium und an den anwesenden Erfinder dieser Tagungsreihe: Prof. Dr. Olaf Schwencke. Mit diesem Format, das seit 1977 in Verbindung mit der Kulturpolitischen Gesellschaft realisiert wird, habe die Akademie Kulturpolitikgeschichte geschrieben. Hier seien die ersten Ideen für eine Neue Kulturpolitik erdacht und auf den publizistischen Weg gebracht worden.

Die Kulturpolitische Gesellschaft wird sich auch zukünftig mit dem Thema Kunst und Kultur in Kriegszeiten diskursiv auseinandersetzen, so u.a. auf dem 71. Kulturpolitischen Kolloquium vom 20. – 22. Februar 2026 in Loccum und beim 13. Kulturpolitischen Bundeskongress am 11. und 12. Juni 2026 in Berlin, getreu ihrer programmatischen Maxime, dass Kulturpolitik Gesellschaftspolitik ist.

Die Kulturpolitische Gesellschaft (KupoGe) ist eine bundesweite Vereinigung von mehr als 1500 persönlichen und korporativen Mitgliedern. Sie setzt sich ein für eine föderale und plurale Kulturpolitik, die gesellschaftliche Partner einbezieht, die kulturelle Vielfalt fördert und möglichst vielen Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht. Die Kulturpolitische Gesellschaft steht für eine Reform- und Transformationspolitik im Kulturbereich. Im Jahr 2026 feiert sie ihr 50. Jubiläum.

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