Kunst mit Abstand

Kunst mit Abstand

Sofia Horaz hat schon mit der künstlerischen Arbeit begonnen. Foto: privat

Kunstprojekt in Holzkirchen

Morgen beginnt in Holzkirchen ein spannendes generationenübergreifendes Kunstprojekt. Ziel ist die atmosphärische Aufwertung des Bahnhofareals. Der Titel „Kunst mit Abstand“ hat mehrere Bedeutungen. Und hervorgegangen ist die Idee aus einem Fiasko.

Schon mehrfach haben wir über die Verschiebung der Offenen Ateliertage auf 2021 berichtet, über den hochwertigen Katalog, den wir erstellt haben und den Wunsch, einen Teil über eine Kunstauktion zu finanzieren. Diese aber musste einen Tag vorher wegen Corona abgesagt werden.

Lesetipp: Solidarität und Gemeinschaft der Künstler

Aus dem Fiasko entwickelten sich aber unter den teilnehmenden Künstlern Solidarität und der Wunsch trotzdem etwas miteinander zu machen. So will der Warngauer Künstler Eckard Rocholl einen Stammtisch gründen, für den sich schon mehrere Künstler gemeldet haben.

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Der Holzkirchner Künstler Sandro Thomas alias ANTIK, entwickelte ein Projekt, in das er Künstler und Jugendliche gleichermaßen einbindet. Am Holzkirchner Bahnhof ist neben dem Gesundheitszentrum Atrium auf dem Areal Isartaler Holzhaus eine unansehnliche Wand.

Katharina Bourjau als Verbündete

Mit seinem Wunsch, diese zu verschönern, fand Sandro Thomas bei dem Unternehmen offene Ohren. Und in der Grafikerin Katharina Bourjau eine Verbündete, die die Künstler, die an den offenen Ateliertagen teilnehmen wollten und gemeinsam im Katalog versammelt sind, anschrieb, ob sie Lust hätten an diesem Projekt mitzuwirken.

Katalog der Offenen Ateliertage
Katalog für die Offenen Ateliertage. Foto: Ines Wagner

Das Interesse war groß, zehn Künstlerinnen und Künstler werden ab morgen die Wand bemalen. Neben den beiden Initiatoren sind das Katharina Eisenberg, Lizzie Hladik, Klaus-Peter Frank, Agnes Wieser, Sofia Horaz, Susanne Stubner, Cordula Rock und Ursula Schwarzbauer.

Sofia Horaz hat schon begonnen

Bereits heute trifft sich Sandro Thomas mit den Teilnehmenden, um die Bereiche festzulegen. Sofia Horaz hat schon mit der Arbeit begonnen, da sie in den nächsten Wochen verhindert ist. „Ich bin noch nicht fertig“, sagt sie, „ich würde gern in die Buchstaben ein Mosaik setzen, wenn ich geeignetes Material bekomme.“

Kunst mit Abstand Sandro Thomas
Sandro Thomas alias ANTIK. Foto: privat

„Kunst mit Abstand“ heißt das Projekt, und das aus mehreren Gründen. Sandro Thomas erklärt: „Zum einen, weil man Kunst am besten mit Abstand betrachtet, zum zweiten, weil wir wegen Corona mit Abstand malen muss und zum dritten, um Abstand zu sich selbst zu finden, zu seinen Sorgen und Problemen.“

Vorbild Jugendlicher – Leitbild Mensch

Probleme haben so manche Jugendliche, die vom Verein „Vorbild Jugendlicher – Leitbild Mensch e.V.“, Holzkirchen begleitet werden. Christian Probst steht dem Verein vor und arbeitet bei der Ambulanten Jugend- und Familienhilfe.

Er weiß genau, welche Probleme junge Heranwachsende haben und sieht in der Kunst oder auch Musik eine Möglichkeit, Zugänge und Offenheit zu ermöglichen. „Wir wollen Visionen schaffen“, sagt er. Brennpunkt-Themen wie Sucht, aber auch Sehnsucht, Depressionen, Extremismus und Gewalt sollen durch die Arbeit des Vereins mit Orientierungs-, Perspektiv- und Strukturangeboten begegnet werden.

Graffiti als Ausdrucksform

Eins dieser Angebote ist die Kunst, die Sandro Thomas offeriert. Nach einem kleinen Projekt im Tunnel der Nordumgehung folgt jetzt das große Projekt gemeinsam mit den „richtigen“ Künstlern.

„Graffiti ist eine Ausdrucksform der Jugend, es ist Protest und Botschaft, eine gewisse Form von Freiheit“, sagt Christian Probst. Und wenn sie jemand mit Erfahrung an die Hand nehme, dann könne man neue Wege gehen.

Für Kunst mobilisieren

„Ich versuche, die Jugend von der Straße zu holen“, sagt Sandro Thomas, „wir wollen nicht bevormunden, aber ich versuche sie für die Kunst zu mobilisieren.“ Damit sei er ein Vorbild für die Jugendlichen und könne ihnen eine Menge mit auf den Weg geben, ist Christian Probst überzeugt.

Kunst mit Abstand
Sofia Horaz mit ihrem Werk auf Abstand. Foto: privat

Das Projekt am Bahnhof wird jetzt einige Wochen lang bearbeitet, wir werden es begleiten, denn schließlich nahm es seinen Anfang aus einem gemeinsamen Fiasko. Und wie so oft, erwachsen daraus neue Pflänzchen.

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