Kunst im Rathaus Paul Warburton

Kunst im Rathaus: German Kopp und Paul Warburton

Paul Warburton neben seinem Acrylbild „Schliersee. St. Martin Kirche im Winter.“ Foto: mi

Ausstellung in Bayrischzell

Man kann ins Rathaus gehen, um einen Bauantrag zu stellen, um den Hund anzumelden oder um den neuen Personalausweis abzuholen. Man kann aber auch ins Rathaus gehen, um Kunst zu sehen. So jedenfalls in Bayrischzell.

Bereits vor einigen Jahren hatte die Gemeinde Bayrischzell die Idee, ihren langen Flur in der oberen Etage des Rathauses für Bilderausstellungen zu nutzen und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens verschönert sie, ganz eigennützig, ihren Flur und zweitens tut sie etwas für die Kultur und die Künstler in der Region. Eine ganz wunderbare Idee also. Im Moment wartet das Rathaus Bayrischzell mit einer Doppelausstellung von German Kopp und Paul Warburton auf.

German Kopp – Vom Kunsthandwerk zur Malerei

Kunst im Rathaus German Kopp
German Kopp neben seinem Aquarell „Winterföhn am Wendelstein“. Foto: mi

German Kopp, der in Pfaffenhofen geboren wurde und lange in München gelebt hat, zog 1978 an den Schliersee und lebt heute in Bayrischzell. Als gelernter Kunst- und Bauschlosser hat er in seinem Beruf immer auch künstlerisch gearbeitet: Er hat barocke Balkongeländer, Renaissancegitter, kunstvolle Treppengeländer, Fenstergitter und Tore geschmiedet sowie Grabkreuze gestaltet. Irgendwann lernte er einen Kunstmaler kennen, ging mit ihm in die Museen in München, begann, sich für die Malerei zu interessieren und zog alsbald mit Block, Aquarellfarben und Wasserflasche auf seine geliebten Bergwanderungen.

Lesetipp: Porträt German Kopp in der 29. Ausgabe der KulturBegegnungen, Seite 19: „Was du ererbt von denen Vätern hast…“

Nach seiner Pensionierung blieb er zunächst dem Metall treu und begann, Silberschmuck und bronzene Gürtelschnallen mit Damaszenerverzierung auf Silberblech nach alten barocken Mustern zu entwerfen und anzufertigen. Schließlich trat er in den Kunstkreis Hausham ein und begann nun ernsthaft, sich der Malerei zu widmen. 2017 hatte er, als knapp Achtzigjähriger, seine erste Ausstellung im Kunst- und Kulturhaus Hausham.

Natur und Stille

Nun also sind seine Werke auch in Bayrischzell zu sehen. Kopp, der das Handwerk und die Zeichenkunst als notwendige Grundlage für die Malerei betrachtet, aquarelliert mit Vorliebe die heimische Berg- und Tierwelt. Es ist ihm ein Anliegen, den Blick des Betrachters für die Natur zu schärfen, ihn zum Einhalten, zum Lauschen und stillen Genießen zu animieren. Kopps klare, realitätsnahe Aquarelle sind oft in Grün-, Blau- und Gelbtönen gehalten, besonders eindrucksvoll sind seine nur mit schwarzem Filzstift gefertigten Arbeiten.

German Kopp
German Kopp: Peterbaueralm, Filzstift. Foto: mi

Paul Warburton – Ansporn durch Vielfalt und Komplexität

Paul Warburton, gebürtiger Engländer, ist nach langen Auslandsaufenthalten in Singapore, Hong Kong und Australien vor zehn Jahren am Schliersee heimisch geworden. Nach einem Berufsleben im Management der Stahlindustrie ließ sich Warburton frühpensionieren, um, wie er sagt, seine rechte Gehirnhälfte zu erkunden. Das ist ihm erfolgreich gelungen. Der Künstler hat bereits des Öfteren ausgestellt und ist mehrfach in die Jahresausstellung der Deutschen Aquarellgesellschaft einjuriert worden.

Seine Themen findet er in der Natur genauso wie in urbanen Szenen, Licht und Schatten sind dabei wichtige Parameter. Manchmal treibe ihn, so erzählt er, jedoch auch die schiere Komplexität eines Motivs dazu, es in ein Bild zu verwandeln. Ob in Schliersee oder auf Reisen – er sei immer mit seiner Kamera unterwegs und freue sich, seine Eindrücke später auf ein leeres Stück Papier oder Leinwand zu bringen. Welche Technik er verwende, hänge dabei vom Motiv ab: Er greife zu Aquarellfarben, wenn er Atmosphäre und Stimmung ausdrücken will, er verwende Acryl für klare, farbenfrohe Bilder sowie Pastell für Porträts.

Mit britischem Humor: Impressionen aus Europa

In Bayrischzell bringt er nun einen Querschnitt seiner Bilder zur Ansicht: Oft fotografisch genau sind seine Momentaufnahmen aus England, Frankreich, Portugal oder auch aus seiner Wahlheimat Bayern. Und wenn er eine junge Portugiesin malt, die ihren Begleiter mit einem Klaps auf den Hosenboden zur „Carros eléctricos“ drängt; oder wenn er ein Blässhuhn auf dem noch dünnen Schlierseer Eis nach Hause kommen lässt („Coming home“), dann blitzt auch der Humor des Briten durch.

Paul Warburton
Paul Warburton: „Lady in Black“, Kohle und Pastell. Foto: mi

Insgesamt eine sehr sehenswerte Ausstellung. Und wenn man den Besuch mit einem Spaziergang in dem wunderschön gelegenen Bayrischzell und mit einem Eis oder Zwetschgendatschi im Cafè Butz verbindet, hat man einen herrlichen Vormittag oder Nachmittag verbracht – wie im Urlaub.

Die Ausstellung ist noch bis 30. September im Rathaus Bayrischzell zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie montags, dienstags und donnerstags von 13.30 bis 17 Uhr. Es herrscht Maskenpflicht.

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