Kunst bei WTS. Eine außergewöhnliche Sammlung

Bereits beim Eintreten in die Empfangshalle von WTS sind Mitarbeitende und Besuchende von Meisterwerken umgeben. Foto: Isabel Sophie Oberländer

Ausstellung in München

Ein Verbund von Steuerberatungsgesellschaften, der zeitgenössische Kunst fördert? Was zunächst skurril bis unvereinbar anmutet, ist beim Großunternehmen WTS Bestandteil der Firmenphilosophie. Die Villa auf dem Gelände ist nun für inklusive Kunst an ausgewählten Tagen öffentlich zugänglich.

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Das Zebra-Mosaik von Victor Vasarely ist eines der Schmuckstücke der Kollektion. Foto: IO

Diversität wird bei WTS groß geschrieben

Bereits seit Jahrzehnten steht das Wiener Testsystem (WTS) für die Werte Innovation, Fortschritt und Vertrauen. Nach sorgfältigem Aufbau des Depots wird die Firmenphilosophie nun um einige weitere Komponenten weiter ergänzt: die Kulturgewandtheit und die Kunstförderung. Die in der Unternehmenskultur verankerte Diversität macht sich nicht nur anhand einer Vielzahl internationaler Standorte und anhand Mitarbeitender unterschiedlicher Herkunft bemerkbar, sondern ebenso an der Heterogenität der aufgebauten Sammlung. Die Bandbreite erworbener Kunstwerke umfasst internationale wie lokale Künstler, vom Akademie-Newcomer bis zum Superstar der Kreativszene. Auch zeitlose Blue Chips (hochbekannte Künstler, deren Werke eine sichere Geldanlage sind) wie Victor Vasarely sind vertreten.

Die Räume der WTS-Villa als idealer Ausstellungsort

Die Medien der gestalteten Kunstwerke sind nicht minder breit gefächert: Präsentiert werden die Skulpturen, Fotografien und Gemälde im frisch renovierten Altbau auf dem Geschäftsgelände im Münchner Werksviertel. Die Villa verfügt über zwei Speisesäle sowie über mehrere Konferenzräume, die jeweils einem Kulturkreis zugeordnet sind und dabei die Namen berühmter Persönlichkeiten tragen. Auch in der Gestaltung der Besprechungszimmer spiegelt sich der jeweilige Kulturkreis, beispielsweise durch die Dekoration mit traditionellen gewebten Stoffen im Raum Nelson Mandela. Die Kunstwerke verteilen sich im gesamten Haus auf über drei Etagen und sind somit ein roter Faden im Alltag der Mitarbeitenden und ein immersives Gesamtkunstwerk für Besuchende.

Die ganze Welt in einem Haus

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Das japanisch gestaltete Zimmer der WTS-Villa. Foto: IO

Im ersten Stock befindet sich der japanische Raum, der in seiner hell getäfelten Wandaufteilung an die traditionelle Technik der Papierpanele erinnert. Auch die abgestufte Decke gibt den japanischen Stil wieder. Die Wände zieren Fotografien von Yamamoto Masao, einem Künstler von Weltrang, der ebenso im Londoner Victoria and Albert Museum vertreten ist. Die kleinformatigen Gelatineabzüge in Schwarz-Weiß scheinen zunächst ihrer Zeit entrückt, sind jedoch zeitgenössische Aufnahmen, die die Natur in ihrer stillen Pracht zeigen. Ob Landschaft oder fliegende Storche, aus der Froschperspektive abgelichtet – die unaufgeregte Ästhetik der Fotografien Masaos unterstreichen das Design des Konferenzraums und sind ein Hochgenuss.

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Eine metallgewordene Utopie: „Circle of Life“ von Tolla Inbar. Foto: IO

Die Tour geht weiter im Gang der Villa, wo in zentraler Sichtachse eine Skulptur der deutschen Künstlerin Tolla Inbar das Fensterbrett ziert. Die Bronze zeigt eine Reihe filigraner humanoider Figuren, die Hand in Hand vorwärtsschreiten. Auf den ersten Blick scheinen sie einen Kreis zu bilden. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass sie mit ihren Schritten die Form einer Spirale nachzeichnen. Anstatt Verschlossenheit zu präsentieren ist es ein kontinuierliches Fortschreiten und Fortlaufen, ein energetisches und unendliches Hand-in-Hand-Gehen einer idealen Gesellschaft.

Raumgestaltung auf kubanisch


Achtung, Farbexplosion! Das Ensemble im kubanischen Zimmer wird durch Mabel Poblets Collage perfekt ergänzt. Foto: IO

Im Anschluss wird der Raum Cuba besichtigt. Einladend und lichtdurchflutet ist er, die farbenfrohen Design-Lampen harmonieren mit dem bunten Webstoff, mit welchem die Stühle bespannt sind. Eine Collage von Mabel Poblet greift die knalligen Farbtöne wieder auf. Viele verschiedene Fragmente von Erinnerungsfotografien ergeben ein kreisrundes dekoratives Mosaik. Das Tondo erinnert in seiner formalen Form an den menschlichen Augapfel, es symbolisiert jedoch auch das geistige Auge, das unsere Wahrnehmungen, Gefühle und Erlebnisse als Erinnerungen wieder abrufen kann. Das Werk ist Bestandteil der Serie Diario de Viaje, was auf Deutsch Reisetagebuch bedeutet. Durchaus ein passender Titel, wenn man bedenkt, dass das Ziel einer Reise die Erschaffung schöner Erinnerungen darstellt. Auch ist denkbar, dass dem Thema Reisen von Mabel Poblet als Kubanerin ein besonderer Stellenwert zugeschrieben wird, der auch in ihrer Kunst zu spüren ist.

Imposante Holzskulpturen zieren sowohl den Raum Nelson Mandela als auch das Treppenhaus der Villa


„Emergenz 05“ von Thomas Breitenfeld (2020). Foto: IO

Wir passieren eine waghalsige Holzskulptur von Thomas Breitenfeld. Sie besteht aus einer Vielzahl filigraner Douglasienpanele, welche durch Feuchtigkeit anschmiegsam gemacht worden sind und nach ihrer Formung und Trocknung alleinig durch dünne Holzstäbchen in Position gehalten werden. Das Gebilde steht in Verbindung mit einer Holzskulptur des Nelson-Mandela-Raumes der WTS-Villa. Sie beide erscheinen durch ihre Materialität robust, doch schon das Entfernen eines einzelnen Holspießes führt zum Zerfall.

Die Zukunft der Sammlung


Auch die alpinen Acrylbilder in Miniatur von Felix Rehfeld sind nun öffentlich zu besichtigen. Foto: IO

Ab sofort werden die Kunstführungen jeden letzten Freitag im Monat durch die Kuratorin Dr. Sonja Lechner angeboten. Nun heißt es: Machen Sie sich Ihr eigenes Bild und kommen auch Sie zur spannenden Tour durch die Kunstvilla.

iCampus im Werksviertel, WTS Villa, Friedenstraße 12, 81671 München, Führungen am ersten Freitag im Monat, Anmeldung unter info@wts.de. Hier ist der Ausstellungskatalog als Gratis-Download verfügbar.

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