Krach am Tegernsee

Hinreißender „Krach am Tegernsee“

Probe der Opernlieder auf der Gondel mit Elisabeth (Nicola Pendelin), Justizrat Julius von Tratten (Flo Rian Bauer) und Bäckergeselle (Lenz Feichtner). Foto: BK

Theater in Tegernsee

Mit seinem neuen Stück „Krach am Tegernsee“ lieferte das Tegernseer Volkstheater eine hinreißende Premiere vor vollem Haus. Autor Andreas Kern konnte mit der Komödie und deren Inszenierung ebenso begeistern wie das Schauspielensemble. Das Publikum honorierte mit Lachstürmen und donnerndem Applaus.

Leider wetterbedingt nicht im Kurgarten, sondern im Ludwig-Thoma-Saal, aber dennoch war die Premiere ein Riesenerfolg. Man ist es gewohnt, dass Andreas Kern gehaltvolle Komödien schreibt, dieses Mal aber hat er sich selbst übertroffen.

Mit köstlichen Dialogen und äußerst kreativen Regieeinfällen wurde „Krach am Tegernsee“ ein Highlight im kulturellen Sommerprogramm am Tegernsee. Assistiert von Julia Stark inszenierte er als Autor und Hauptdarsteller in Personalunion souverän und professionell die Komödie und musste sich sogar noch um Eintritt und Platzänderungen kümmern.

Krach am Tegernsee
Hier sind die beiden Väter noch Freunde: Hanno Sollacher und Andreas Kern. Foto: BK

Im Stück geht es um ein ewig aktuelles Thema, den Generationenkonflikt, wenn die Kinder nämlich andere Pläne haben als die Eltern. In diesem Fall will die Tochter des Fischerpaares Niederhofer Elisabeth eben nicht Fischerin werden, sondern lieber Opernsängerin in München. Ihre Schwester Magdalena indes wäre sehr gern Fischerin und zudem mag sie auch recht gern Veith, den Zukünftigen der Schwester.

Aus dieser Ausgangssituation lässt sich eine urkomische Geschichte stricken, wenn man Andreas Kern heißt und ein Ensemble zur Hand hat, das mit Begeisterung gepaart mit Professionalität agiert. Authentisch wie gewohnt spielt Christina Kern die Gundl Niedermaier und Nicola Pendelin als Elisabeth nimmt man es gern ab, dass sie das Tal verlassen und in die große Opernwelt will.

Krach am tegernsee
Justizrat von Tratten (Flo Rian Bauer) taucht auf. Foto: BK

Nachdem Justizrat Julius von Tratten Elisabeth singen (mit der Stimme von Fanny Kern) gehört hat, will er sie umgehend engagieren. Ein Höhepunkt der Inszenierung sind die urkomischen Anweisungen von Flo Rian Bauer, wenn er die Koloraturarie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ oder „Reich mir die Hand meine Leben“ aus Don Giovanni schön falsch anstimmt.

Claudia Loy als jüngere Tochter Magdalena ist besonders lustig in der Szene, in der sich ihre Halskette mit dem Knopf am Hemd von Veith, dem Auserkorenen der Schwester, verhakt. Das was wie ein Kuss aussieht verbreitet sich als Gerücht in Windeseile und sorgt für große Aufregung. Michael Reichenwallner als Veith ist neu im Ensemble, passt aber haargenau dazu.


Entstehung der blauen Augen – Version 1. Foto: BK

Aus der Aufregung über diese vermeintliche Kusssituation entwickelt sich im 3. Akt ein besonders gelungener überraschender Regieeinfall. Zunächst kommen die beiden Väter Andreas Kern und Hanno Sollacher mit blauem Auge auf die Bühne, haben sich also offensichtlich geprügelt. Dann aber werden in drei verschiedenen Szenen die Erzählungen der Leute zu der Auseinandersetzung in Zeitlupe und eingetaucht in blaues Licht rekonstruiert. Mit der Aufklärung des Falls wird der Justizrat, der sich eh keine Namen merken kann, betraut.


Entstehung der blauen Augen – Version 2. Foto: BK

Barbara Kutzner und Hanno Sollacher als Eltern von Veith sind gewohnt bodenständig in ihren Rollen. Als Gegenpol dazu agiert der aus München kommende Bäckergeselle Lenz. Lenz Feichtner spielt den jungen Mann, der genau weiß was ein Gentleman ist, überzeugend und kann überdies mit seinem Gesang erfreuen.


Justizrat von Tratten soll den Fall aufklären. Foto: BK

Andreas Kern hat es verstanden, aus alltäglichen Begebenheiten eine urkomische Komödie zu basteln und dabei wie stets auch Aktuelles mit einzubauen, den Stadt-Land-Konflikt und Sprachprobleme zu nutzen. Wissen Sie, wenn Sie nicht vom Tegernsee stammen, was ein Flitscherl ist?

Der Tegernseer Maler Joseph Stieler kommt vor, feministische Äußerungen der Art „Ihr Mannsbilder wäret ohne uns Frauen verloren“ werden ausgesprochen und die Medien bekommen auch ihr Fett weg, denn beim Lesen des Münchner Tageblatts kann man nur einschlafen.


Flo Rian Bauer, Michael Reichenwallner, Claudia Loy, Christina Kern, Andreas Kern, Barbara Kutzer, Hanno Sollacher, Nicola Pendelin, Lenz Feichtner (v.l.). Foto: BK

Wie immer endet eine Premiere beim Tegernseer Volkstheater mit einem gemütlichen Beisammensein bei Bier und Leberkässemmel, was den Zusammenhalt von Ensemble und Publikum ungemein fördert.

Alles in allem, ein köstlicher Abend. Wer ihn erleben möchte, sollte sich eiligst um Karten für die nächsten Vorstellungen, dann hoffentlich im Kurgarten, am 27.8. und 3.9. jeweils um 20 Uhr kümmern. Weitere Vorstellungen sind für 17.9., 8. und 15.10. geplant. Im Rahmen der Tegernseer Woche wird am 30.10. gespielt. Karten gibt es in den Touristinfos, bei MünchenTicket oder direkt beim Tegernseer Volkstheater.

Zum Weiterlesen: „De wuide Lady“ in Tegernsee

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