Junior und der Schwan

Filmproduzent Jürgen Ast. Foto: astfilm productions

Film im FoolsTheater

„Junior und der Schwan“ von Konrad Ege und Daniel & Jürgen Ast ist ein außergewöhnlicher Agentenfilm, aber kein Thriller. Er erzählt eine einzigartige deutsch-amerikanische Familiengeschichte, die von den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis ins Heute reicht. Fragen nach Motiven, Perspektiven und Schuld, mit zerstörten Hoffnungen, naiver Standhaftigkeit und vielen Fehleinschätzungen. Eine der noch unbekannten Geschichten aus der Welt der Spione, der linken Bewegung in den USA und der Ära des Kalten Krieges.

Drei US-Bürger arbeiten für die Stasi

Washington DC. 4. Oktober 1997. Knapp acht Jahre ist es her, dass in Berlin die Mauer fiel, dass sie ihren „Arbeitgeber“, die Auslandsabteilung des MfS, verloren hatten – knapp acht Jahre, als das „Experiment DDR“, an das sie alle geglaubt, für das sie „gekämpft“ hatten, endgültig scheiterte. Und doch machten sie weiter, bis alles aufflog. Sie werden festgenommen, dann folgt Monate später der Prozess. Sie sollen für den DDR-Staatssicherheitsdienst gearbeitet haben. Sie, drei US-Bürger, seien „East-German Spies“, Vaterlandsverräter, Staatsfeinde.

Nachdem die USA mit dem Untergang des Ostblocks in den Besitz umfangreicher Stasi-Akten gekommen war, wurde das FBI auf die drei „Spione“ aufmerksam. In den Karteikarten fanden die Agentenjäger zuerst ihre Decknamen: „Junior“, der „Schwan“ und der „Professor“. Nach ihrer Enttarnung startete das FBI die Operation „Loftiest Shade“, observierte das Trio 550 Tage lang lückenlos, dann schnappt die Falle zu. Im letzten Agentenprozess des Kalten Krieges erhielten Kurt Stand, seine Ehefrau Theresa Squillacote und deren gemeinsamer Freund James Clark später hohe Haftstrafen. Für die Angeklagten, die auch mit „Lebenslänglich“ oder der Todesstrafe rechneten, endete damit ihre jahrelange Karriere als „Kundschafter für den Frieden“.

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Folksänger Pete Seeger singt

Der Film erzählt dabei auch die widersprüchliche und zerrissene Geschichte der Linken in den USA, deren Teil Stands Eltern waren. In Camp Midvale, einem linken Feriencamp, machte die Familie oft Urlaub. In dieser Welt wuchs Kurt Stand auf. Es war die Welt der Gleichberechtigung zwischen Schwarzen und Weißen, die Welt der Solidarität mit den Schwächeren, auch begleitetet von Pete Seeger und seinen Liedern. Aber seit den Enthüllungen über Stalins Verbrechen ging ein Riss durch die Linken. Die einen fingen an, umzudenken, die anderen, wie Kurt Stands Eltern, blieben „linientreu“. Durch sie wurde der Sohn als 18-Jähriger schließlich mit Mitarbeitern des Auslandsgeheimdienstes von Markus Wolf bekannt gemacht.

„Junior und der Schwan“ – Exklusive Interviews mit den Eltern von Kurt Stand, mit ihm, seiner Tochter, mit James Clark, Lothar Ziemer, dem MfS-Führungsoffizier des „Kundschafter“-Trios, und anderen, darunter auch das letzte Interview mit dem berühmten Folksänger Pete Seeger, rekonstruieren eine einmalige, spannende und noch nicht erzählte deutsch-amerikanische Agenten- und Familiengeschichte, deren Recherche- und Filmarbeiten schon mit dem Prozessauftakt 1998 begannen und insgesamt 16 Jahre dauern sollten.

Der Filmabend beginnt um 19.30 Uhr im FoolsTheater im Kultur im Oberbräu, Karten zu 8 Euro gibt es am Saaleingang, nach dem Film stellt sich Jürgen Ast den Fragen der Zuschauer.

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