
Nach oben oder nach unten?
„Glaab’s oder glaab’s net“ mit Thomas Huber, Gustl Huber, Resi Krause, Sepp Kröll und Gerti Reichenberger (v.l.). Foto: MZ
Theater in Irschenberg
Mit der Komödie von Alfred Högerle „Glaab’s oder Glaab’s net“ hat Sepp Grundbacher mit seinem Irschenberger Theater wieder einmal ins Schwarze getroffen. Zweieinviertel Stunden beste Unterhaltung, Witz, Pointen und Tiefsinn, präsentiert von richtig guten Laienschauspielern, sehr empfehlenswert, aber nur für Schnelle.
Sämtliche angekündigte Veranstaltungen beim Loiderwirt sind ausverkauft, Restkarten gibt es nur noch für die Zusatztermine (siehe blauer Kasten) verkündete Regisseur Sepp Grundbacher zu Beginn der Nachmittagsvorstellung am Sonntag, in der neben Senioren auch zahlreiche Kinder saßen, die dem Stück gebannt und mit viel Lachen folgten.

Regisseur Sepp Grundbacher. Foto: MZ
Kein Wunder. Die Komödie, vor knapp zwei Jahren vom Fischbachauer Theater erfolgreich aufgeführt, ist voller praller Dialoge, spitzfindiger Anspielungen auf Politik und Gesellschaft. Dazu aber kommt eine einfallsreiche, urkomische Regie und die großartige Leistung der Mitwirkenden.
Das Schöne beim Wirt in Loiderding ist, dass die Bühne inmitten des Publikums platziert ist, da gibt es keinen Vorhang oder ein Abgehen nach hinten, die Schauspielerinnen und Schauspieler gehen durch den Saal, so kann der Boandlkramer gleich mal in seinem Buch nachschauen, ob der eine oder andere im Publikum vielleicht kurz vor der Abholung steht. Gottlob schüttelt er jedes Mal den Kopf.

Hans Nirschl als Boandlkramer. Foto: MZ
Der Boandlkramer also und sofort denkt ein jeder an den Brandner Kasper und Kerschwasser und Kartenspiel. Aber darauf nimmt die Komödie von Alfred Högerle nur kurz Bezug. Hier ist die Geschichte eine andere. Es geht um den Stemmer Sepp, einen ausgesprochenen Unsympathling, Despoten, Betrüger, der Frau und Tochter herumkommandiert, sich mit allen im Dorf anlegt und letztlich seinen allerletzten Freund durch eine Betrugsgeschichte verliert.

Sepp Kröll als Sepp Stemmer, Gerti Reichenberger als seine Frau Rosi und Antonia Fürst als Tochter Vroni. Foto: MZ
Sepp Kröll zeigt eine schauspielerische Glanzleistung, anfangs voller Bosheit und Hinterlist, der zeigt, wer der Herr im Hause ist und später vom Saulus zum Paulus gewandelt, naja eigentlich doch nicht, zwischenzeitlich hin- und hergerissen, wie er aus der selbst produzierten Sch…. wieder herauskommen soll.
Seine Frau Rosi wird von Gerti Reichenbacher selbstbewusst und stetig auf Ausgleich bemüht gespielt, aber irgendwann wird es auch ihr zu viel und sie denkt über Scheidung nach. Auch Tochter Vroni will vermitteln. Antonia Fürst ist ein liebenswertes junges Mädchen, das den Vater eindringlich warnt. Bald könne es zu spät sein, doch der bleibt stur. Als sie aber erfährt, dass der Vater ihren zukünftigen Schwiegervater Toni betrogen hat und die Beziehung zu ihrem Jack in die Brüche geht, da ist das Fass voll.

Prügelei im Walzertakt. Foto: MZ
Bei Toni ist das Fass am Überlaufen und es beginnt eine fantastisch inszenierte Prügelei in Zeitlupe im Rhythmus des Donauwalzers, ein toller Regiegag, mit Szenenapplaus honoriert. Und Toni wünscht dem Sepp, dass ihn doch der Teufel holen möge.
Das lässt sich der Beelzebub nicht zweimal sagen. Marcel Schmid taucht im Outfit eines halbseidenen Angestellten auf, hängt erstmal schnell das Kruzifix zu und schwänzelt schmierig um sein Opfer herum, dem er ein verlockendes Angebot unterbreitet, das ewige Leben in Saus und Braus, solange er sich nicht sein richtiges Leben zurückwünscht.

Marcel Schmid als Beelzebub mit Sepp Kröll. Foto: MZ
Aber auch die Instanz von oben zeigt Interesse an dem Stemmer Sepp und der arme Bondlkramer hat seine Not, soll er ihn nun nach oben oder nach unten bringen. Hans Nirschl spielt den weiß geschminkten Abholservice mit schwarzer Zipfelmütze, den Doppelagenten, wie er sich nennt, urkomisch und lässt sich liebend gern vom Stemmer zum Enzian einladen, telefoniert zwischenzeitlich mit seinen Auftraggebern: „Roger, Chef.“
Als korrumpierbarer Bürgermeister tritt Thomas Huber ins Geschehen ein und hat nun doch Bedenken, ob der Handel mit 30 000 Euro Bestechungsgeld ans Licht kommen könnte, wird aber von Stemmer beruhigt. Auch Tonis Frau Moni, von Resi Krause authentisch widergegeben, will immer wieder Wogen glätten.

Bei Enzian und Likör: Hans Nirschl, Sepp Kröll und Anna Schmidt als Erzengelin Michaela Anna Schmidt. Foto: MZ
Nicht ganz von oben, aber immerhin durchs Fenster fliegt Erzengelin Michaela mit Flügeln und in Jeansjacke ein. Anna Schmidt spielt sie nicht wegen einer himmlischen Frauenquote, sondern aus sich heraus souverän und überzeugend, nur leider entrutscht ihr ein verhängnisvoller Satz, nach dem der Chef von oben nun eingreifen muss. Sepp Grundbacher spricht die göttliche Instanz aus dem Off.
Die himmlisch-höllische Komödie „Glaab’s oder glaab’s net“ vom Irschenberger Theater punktet durch Wortwitz, tiefgründige Gedanken ebenso wie durch gekonntes Spiel und perfekte Inszenierung. Gekonnt auch die Lichteffekte von Rainer Krause, die immer ankündigten, ob der Abgesandte von oben oder unten auftauchte. Ein zusätzlicher Effekt, von Sepp Grundbacher ins Spiel eingebracht, waren die Gerüche: der Beelzebub hinterließ Schwefel, Michaela Weihrauch und nach dem Boandlkramer dodelts.
Wie der Geschichte um den bösen Stemmer Sepp ausgeht? Wird nicht verraten. So viele Fragen. Kriegt die Vroni ihren Jack? Lässt sich die Rosi scheiden? Versöhnen sich der Toni und der Sepp? Wohin bringt der Boandlkramer den Sepp? Wer macht das Rennen, der Beelzebub oder die Michaela? Und ändert sich vielleicht der Sepp?
Zum Weiterlesen: Die Loiderding-Cops