Theatergruppe Fischbachau

Theatergruppe Fischbachau in Hochform

Boandlkramer (Ferdinand Vitzthum) und Sepp Stemmer (Thomas Greinsberger). Foto: MZ

Theater in Fischbachau

Mit der Aufführung der himmlisch-höllischen Komödie „Glaub’s oder glaub’s ned“ konnte die Theatergruppe Fischbachau einen großen Erfolg verbuchen. Unter der einfallsreichen Regie von Tobias Daller spielte das Ensemble voller Freude und schauspielerischem Können.

Es sei immer etwas dran, an den Dingen, die man eigentlich nicht glaube, führte Tobias Daller in den Dreiakter von Alfred Högerle ein, der zunächst recht bodenständig begann. Der Bauer Sepp Stemmer, der in seinem Verhalten gegenüber Frau und Tochter noch aus einem früheren Jahrhundert zu stammen scheint, hat sich aber auch mit dem ganzen Dorf verkracht.

Thomas Greinsberger spielt den egoistischen Hausdespoten, der meint, dass die Frauen Zucht und Ordnung brauchen, außerordentlich überzeugend, grantig und unzufrieden. Seine Frau Resi wird von Elisabeth Bucher zum einen geduldig und herzensgut aber auch resolut und schlagkräftig dargestellt. Letzteres bewies sie in der Nacht, als ihr Sepp gar zu kräftig schnarchte.


Tochter Vroni (Vroni Wagner) und Mutter Rosi (Elisabeth Bucher). Foto: MZ

Tochter Vroni versucht ihm beizubringen, dass es so nicht weitergeht, „die Zündschnur brennt schon“, sagt sie und die Mutter habe langsam genug von ihm. Vroni Wagner ist eine liebenswürdige junge Frau, um Verständnis und Vermittlung bemüht, kann aber auch ordentlich wütend werden, wenn es um die vom Vater verursachte Trennung von Jack geht.


Christian Scherl und Thomas Greinsberger. Foto: MZ

Dann aber kommt es zum Eklat, Sepp hat den Bogen überspannt und seinen letzten Freund Toni mit seinem hinterhältigen Wirken zur Weißglut gereizt. Eine köstliche Szene, als die beiden Männer rangeln, miteinander auf dem Tisch landen und von den Frauen mühsam getrennt werden müssen. „Dann soll dich der Teufel holen“, brüllt Christian Scherl, der dem Toni die richtige Rage verleiht und der tatsächlich eine Flasche Bier auf Ex trinken kann. Seine Frau Moni wird von Veron Liebl, stets um Vermittlung bemüht, gespielt.


Beelzebub (Martin Greinsberger) und Sepp. Foto: MZ

Und schon steht er auf der Matte, der Beelzebub. Martin Greinsberger stolziert in seiner Fellhose und lustigen Hörnern aus dem schwarzen Haar gestylt und verspricht dem Sepp ein Leben in Saus und Braus und mit flotten, gut bestückten Frauen, wenn er sich ihm anvertraue.

Zum Höhepunkt der Aufführung wird der Auftritt seines Widersachers, dem Boandlkramer. Ferdinand Vitzthum kommt, begleitet von der passenden Musik, mit Motorrad durch den Saal gebraust, plaudert ein wenig mit dem Publikum, bis er auf die Bühne springt.


Sepp und der Boandlkramer. Foto: MZ

Er spielt den „Abholservice“, der als Doppelagent für „oben“ und „unten“ tätig ist, witzig mit Handy und schleimig und schleicht um sein Opfer herum, dem er kräftig die Meinung geigt. In schwarzem Ledermantel und mit Hoody gewandet, hat er eine Reihe von Seitenhieben auf die aktuelle Politik parat, nimmt aber auch Anleihen in der Geschichte vom Brandner Kasper und vom Aloisius, dem Münchner im Himmel, der vom lieben Gott ins Maximilianeum geschickt wurde, um der Politik göttlichen Rat zu vermitteln. Kerschgeist gibt’s nicht, dafür eine Menge Enzian.


Elisabeth Bucher, Thomas Greinsberger, Barbara Stadler, Veron Liebl und Christian Scherl (v.l.). Foto: MZ

Um Schmiergeld geht es, als Bürgermeisterin Ehrlich, aufgeregt und um ihren Job bangend von Barbara Stadler gespielt, auftaucht und schön langsam wendet sich das Blatt, als Erzengel Michaela vom Himmel schwebt. Einer der vielen gelungenen Gags der Inszenierung.


Erzengel Michaela (Vroni Spiel) schwebt vom Himmel. Foto: MZ

Vroni Spiel in Weiß und mit Flügeln verkündet, dass es bei den Erzengeln jetzt auch eine Frauenquote gebe. Gemeinsam mit dem Boandlkramer entwickeln sie einen Plan.

Theatergruppe Fischbachau
Fischbachauer Tanzlmusi. Foto: MZ

Dieser ist natürlich göttlicher Art, denn der von oben greift immer mal wieder aus dem Off ins Geschehen ein. Die Stimme kommt bekannt vor, die Sprache ist professionell und das Rätsel wird am Ende gelöst: Rundfunksprecher Andreas Estner ist es, der den lieben Gott, in bairisch natürlich, spricht. Und er spielt bei der Fischbachauer Tanzlmusi, die das Publikum in den Pausen unterhält, das Akkordeon.

Im 3. Akt kommt der überraschende Plan zum Tragen. Mit wem lässt sich der Sepp, der ja offensichtlich mächtig in der Sch… hockt, ein? Geht’s nach oben oder nach unten? Lässt sich Rosi scheiden? Kommt Vroni wieder mit ihrem Jack zusammen? Fragen über Fragen.

Theatergruppe Fischbachau
Beim Schlussapplaus. Foto: MZ

Antworten gibt die Theatergruppe Fischbachau am 1., 3., 9. und 10. Februar, jeweils um 20 Uhr im Klostersaal Fischbachau, wenn die das Ensemble „Glaub’s oder glaub’s ned“ spielt. Im Hintergrund wirken die Souffleuse Barbara Schoner, Melli Scherl mit toller Maske und Johannes Resch mit perfekter Technik. An der Kasse: Angelika Greinsberger und Sabine Scherl.

Kartenreservierungen bei Angelika Greinsberger unter 08028-1579. Die Theatergruppe Fischbachau spielt zugunsten der Jugendarbeit des Trachtenvereins Fischbachau.

Zum Weiterlesen: Der Brandner Kasper is a‘ Schlosser g’west

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