Yuko Takatsudo in der Galerie Orange in Tegernsee

Sommerbrise am Tegernsee

Die Welt von Yuko Takatsudo ist mit Symbolen und Katzen bevölkert (Ausschnitt). Foto: IW

Ausstellung in Tegernsee

Mit der Ausstellung „Sommerbrise“ hat Peggy Neumann die junge japanische Künstlerin Yuko Takatsudo in die Galerie Orange geholt. Deren unbeschwerte, leichte und frische Arbeiten sind echte Hingucker – auf ihnen wimmeln farbenfrohe Emojis und Piktogramme.

Seit letzter Woche weht eine frische Brise im Tal und damit ein junges, kosmopolitisches Flair. Yuko Takatsudo beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Piktogrammen, Emojis und Smileys, mit Symbolen und Schriftzeichen sowie ihrer Wirkung in unserer globalisierten Welt. Diese bildhaften Zeichen begegnen uns mittlerweile überall – angefangen von genderspezifischen Toilettenschildern bis zu religiösen Zeichen und Straßenverkehrsschildern. Insbesondere schwirren sie durch die digitale Welt. Das Internet, die Social Media Kanäle oder WhatsApp Nachrichten sind voll davon. Aber auch analog ist die Erde mittlerweile ein Wald voller Schilder und Reklametafeln.

Yuko Takatsudo in der Galerie Orange Tegernsee
Künstlerin Yuko Takatsudo in der Galerie Orange Tegernsee. Foto: IW

Die verkürzte, bildhafte Darstellung von Sachverhalten prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Doch Vorsicht, in einer anderen Kultur kann das scheinbar verständliche Zeichen eine komplett andere Bedeutung haben – oder gar keinen Sinn ergeben. Die junge Japanerin weiß das genau. Aufgewachsen in einem Millioneneinwohner-Vorort Tokyos haben Emojis und Piktogramme sie täglich begleitet.

Yuko Takatsudo
Yuko Takatsudo – runde Formen und japanische Comic-Elemente. Repro: IW

Nach ihrem Kunststudium in Tokyo kam sie als 23-Jährige im Jahr 2010 nach München, um an der AdBK ein weiteres Studium zu absolvieren. Es war ein kleiner Kulturschock, aber eher auf der gemütlichen Seite. Neben der quirligen Hauptstadt Japans macht sich die bayerische Landeshauptstadt recht ruhig und erholsam aus. Fast ein wenig zu ruhig. Der jungen Japanerin fehlte das inspirierende Großstadtklima, um ihre Kunst weiter zu entwickeln. Daher zog sie nach dem Abschluss als Meisterschülerin der Klasse von Pia Fries nach Berlin. Dort hat Galeristin Peggy Neumann sie besucht und sie zur Ausstellung an den Tegernsee eingeladen. In ihrer Galerie Orange am Steinmetzplatz bietet sie vor allem jungen Künstlern eine Plattform.

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Internet als Inspiration

Yuko Takatsudo meint, dass Symbole sich in ihrer Bedeutung oft nicht rein rational erklären oder interpretieren lassen. Inspiriert durch die scheinbare Grenzenlosigkeit des Universums im Gegensatz zu ihrer eigenen Endlichkeit begann sie zunächst weiche, organische Formen ohne klare Ecken und Kanten zu malen. In ihrer aktuellen Serie bedient sie sich des schier unendlichen Fundus an Zeichen und Symbolen aus dem Internet.

Irritation und Spielerei

Sie spielt in ihren Arbeiten mit den Sehgewohnheiten von Zeichen und Codes, mit denen wir täglich konfrontiert werden, indem sie fröhlich mit den Kulturen der Welt jongliert. Dabei irritiert sie bewusst, damit die Betrachter genauer hinsehen und sich darüber austauschen, rätseln, lächeln, etwas Neues entdecken.

Keramiken von Yuko Takatsudo
Keramiken von Yuko Takatsudo – narritives Spiel mit Sushi als kulturellem Symbol Japans. Foto: IW

Nicht nur ihre Bilder sind bevölkert mit Emojis und Zeichen, auch ihre Keramiken. Als sie begann, mit Ton zu arbeiten, wollte sie parallel zur Malerei noch andere künstlerische Techniken ausprobieren, von der Fläche in die Dreidimensionalität gehen. Auch hier sticht unter den Emojis und Symbolen die Katze hervor. „Machen Katzenmotive die Menschen glücklich?“ Die junge Japanerin hat sich mit dieser Frage intensiv auseinandergesetzt. Ihre Antwort ist: ja.

Katzen machen Menschen glücklich - bei Yuko Takatsudo sind sie nicht nur "niedlich"
Katzen machen Menschen glücklich – bei Yuko Takatsudo sind sie nicht nur „niedlich“. Foto: IW

In den meisten asiatischen Ländern ist die Glückskatze ein wichtiges Symbol. Tatsächlich scheinen ihren Recherchen zufolge Menschen besser arbeiten zu können, nachdem sie Katzenvideos angesehen haben. Yuko Takatsudo hat die Katzen indes aus dem Kontext der Niedlichkeit herausgenommen. Sie schauen zwischen den Reiskörnern einer Sushirolle heraus und räkeln sich auf Nigiris.

Fake Sushi als Kommunikationsmittel

Die Künstlerin spielt dabei auch mit der Rolle der beliebtesten japanischen Speise: Es gibt astronomisch teures Sushi bis hin zum beliebigen Fastfood in den Supermärkten. Eine Botschaft á la Vegetarier möchte sie nicht darin sehen. Ihre Kunst versteht sie nicht politisch. Sie soll Spaß machen und den Betrachtern spielerisch die Vielfalt und Gegensätzlichkeit der modernen, globalen Kommunikationsweise näherbringen.

Die Solo-Ausstellung von Yuko Takatsudo ist noch bis Freitag, den 23. August in der Galerie Orange am Tegernsee zu sehen.

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