Fibonacci Quartet

Vier Gewinner in Ausstrahlung und Können

Das Fibonacci Quartet beim Schlussapplaus. Foto: MV

Konzert in Tegernsee

Die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ startete in die Saison 2025 mit dem sensationellen Auftritt des „Fibonacci Quartet“. Das sehr hohe musikalische Niveau der vier europaweit erfolgreichen jungen Musikernnen und Musiker wurde durch ihre sympathische Ausstrahlung verstärkt: Luna De Mol, Violine, Kryštof Kohout, Violine, Elliot Kempton, Viola, und Findlay Spence, Violoncello, ernteten größte Bewunderung und Begeisterung beim zahlreich erschienenen Publikum.

„Der Sonnenaufgang“

Schon mit Joseph Haydns Streichquartett op.74 Nr.4 in B-Dur hörte und sah man, warum dieses Ensemble bei der jüngsten Veranstaltung des Borciani-Wettbewerbs sowohl den 1. Preis wie auch den Publikumspreis gewonnen hatte – beide Preise an eine Formation hatte es bisher noch nicht gegeben. Seine feinsinnige Klangkultur und Interaktion kam von der ersten, lichtbringenden Geigenmelodie im Kopfsatz an zur Geltung. Ihr Spiel nahm sich dem Schwung des Allegro con spirito an, sowie der meditativen Innerlichkeit des Adagio. Erfrischend volksmusikalisch führten sie vom Menuett ins Trio und nahmen den steigenden Puls des anfänglich entspannten Finale von den wiederkehrenden Rondo-Melodien bis in die Stretta mit immer rasanterem Elan.

„Aus meinem Leben“

Als er spürt, dass ihn Taubheit immer stärker bedrängt, lässt Bedrich Smetana sein Leben musikalisch Revue passieren. Im Streichquartett Nr.1 e-Moll „Aus meinem Leben“ beschreibt er in Tönen in jedem Satz des Werkes die jeweiligen Etappen: seine Liebe zur Kunst und die Sehnsucht danach, den Frohsinn seiner Jugend und seine Leidenschaft für den Tanz, die Anfänge seiner Liebe zu seiner zukünftigen Frau und die Freude über sein Gelingen als Komponist, sowie den Schock über die herannahende Taubheit. Das Fibonacci Quartet stürzte sich leidenschaftlich in das Allegro vivo e appassionato, mit gesanglicher Zartheit illustrierte es die Sehnsucht. Die Tanzleidenschaft holte es in der lebensfrohen Polka heraus und das Largo zeichneten die vier jungen Musiker warm und innig. Feurig strahlend nahmen sie das Finale Vivace bis zum Schreckmoment des Tinnitus als hohen piepsenden Ton. Das Hauptthema ließen sie danach wieder dramatisch erklingen bis zu den sich kampflos ergebenden Schlussakkorden.

Fibonacci Quartet
Das Fibonacci Quartet begeisterte das Publikum im Barocksaal Tegernsee. Foto: MV

Monumentales Spätwerk in bahnbrechender Interpretation

Damals unverstanden und als zu schwer empfunden, schuf Ludwig van Beethoven mit seinem groß angelegtem Streichquartett cis-moll op. 131 definitiv die Zäsur zwischen Hausmusik und professionellem Spiel. Das Fibonacci Quartet lotete die Aussage- und Ausdruckskraft der sieben ineinander übergehenden Sätze dieses Spätwerks mit seiner so ausgereiften Gabe, jegliche Interpretationsempfindung nachzuspüren und meisterhaft umzusetzen. Nur dieses Stück und die berühmte „Mondschein“-Sonate kommen in Beethovens Oeuvre in cis-Moll vor, eine Tonart durch die das Ensemble seine betrachtende, tief nachempfindende Seele – besonders im ruhigen 1. Satz Adagio – hindurch hörbar werden liess. Das pastorale Thema des Allegro molto vivace erklang gelöst und bewegt, das deklamierende Allegro moderato gewichtig ankündigend. Den Höhepunkt seiner Variationskunst setzte Beethoven als geistigen Mittelpunkt des Werkes mit sieben Variationen in Ausdruck und Rhythmus aus dem Andante, sozusagen ein Quartett im Quartett. Die 500 Takte des folgenden Presto funkelten mit den schnellen staccato Noten im rasanten Zuspielen dahin. Ein schwermütiger Adagio-Übergang führte zum finalen Allegro. Das Fibonacci Quartet bot es mit gewaltiger Klangkraft, vehement, ja teils rabiat mitreißend, die fortissimo Oktaven energisch einbrechend.

Erfurcht-Sekunden im Publikum, dann tosender Applaus. Auch die Musiker sind überwältigt und bieten nach sympathischer Danksagung zwei Zugaben: ein Choralsatz d-Moll aus einer Kantate Johann Sebastian Bachs und einem Quartettsatz eines tschechischen Volksliedes.

Das nächste Konzert in der Reihe „Podium für junge Solisten“ findet am 12. April 2025 um 19 Uhr im Barocksaal Tegernsee statt: „Podium der Jugend – unsere Stipendiaten stellen sich vor“. Die Unkrainerin Taisiia Kasianenko und Lilli Eisenberg aus Holzkirchen studieren Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München. Der junge Pianist Hannes Huber, aufgewachsen in Gräfelfing, studiert an der Musikhochschule Hannover. Fabian Egger aus Traunstein ist Jungstudent für Querflöte an der Musikhochschule München und bereits sehr erfolgreich bei internationalen Auftritten und Wettbewerben. Die Münchnerin Selma Schroeter ist Saxophonistin und studiert an der „Neuen Jazzschool München“. Sie wird in Tegernsee mit einer kleinen Band auftreten.

Zum Weiterlesen: Schätze der Kammermusik eines Spitzenensembles

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