„Die jungen Wilden“ – Der Tausendsassa Robert Eixenberger

Einmal Abenteuer und zurück: Robert Eixenberger ist, wie hier in Indien, schon in einige Länder dieser Welt gereist. Foto: Robert Eixenberger

Die jungen Wilden

Sie sind außergewöhnlich, kreativ und innovativ – in der Reihe „Die jungen Wilden“ stellt die KulturVision junge Kunst- und Kulturschaffende sowie Menschen mit tollen Ideen vor, die mit ihren Werken und Persönlichkeiten die Szene aufmischen und einen mit in ihre eigene Welt nehmen. Heute im Porträt: Robert Eixenberger, der die Kulturlandschaft in gleich mehreren Genres bereichert.

Abenteuer – als Kinder lieben wir sie, egal ob selbst kreiert oder in Geschichten gehört. Als Erwachsene vermissen wir sie teilweise. Oft geht die Abenteuerlust auf dem Weg nämlich in den trägen Welten des Alltags verloren. Doch es gibt sie. Diese Menschen, die sich neben ihrem normalen Leben immer wieder auf Abenteuer einlassen, dem Alltag entschwinden und sich in die Welt hinausstürzen. Und wenn wir viel Glück haben, können wir im Nachhinein ein bisschen was von diesem Abenteuer miterleben. Einer, der uns in seine aufregende Welt mitnimmt und ein kleines bisschen vom Rausch des Erlebten kosten lässt, ist Robert Eixenberger. Wenn man es genau nimmt, ein kultureller Tausendsassa im Abenteurerkostüm.

Hängematte am Fluss.Entspannen in einer Club-Hotelanlage – für den Abenteurer Robert Eixenberger – genannt Eixi, eher nichts. Da genügt auch eine Hängematte am Fluss. Foto: Robert Eixenberger

Robert Eixenberger – Ein Abenteurer aus tiefstem Herzen

Der Schlierseer ist in der Region nicht ganz unbekannt, ob seiner geselligen Art, seiner vielen Hobbys oder – wahrscheinlicher sogar – seiner erlebten Abenteuer geschuldet. Denn der 32-Jährige macht nicht die Art von Urlaub, die dem Otto Normalverbraucher geläufig ist. Bekannt wurde „Eixi“ – wie ihn seine Freunde nennen – vor allem durch seine Reise nach Australien im Jahr 2015. Von Schliersee nach Down Under. Auf dem Fahrrad. Ein Jahr lang.

Die Vorstellung für die meisten von uns wohl eher verrückt, eine Quälerei, etwas das nichts mit Entspannung zu tun hat. Für Eixi jedoch seine Lebenserfüllung. „Ich muss raus, muss etwas erleben und Angst ist da kein guter Ratgeber“, sagt er mit einer solchen Überzeugung, dass man ihm einfach glauben muss. Schon seit seiner Kindheit wollte er die Welt bereisen. Mit dem Moped drei Wochen durch Sri Lanka, mit dem eigenen Van quer durch Nordeuropa bis zum Nordkap und mit einem Jeep im nächsten Frühling auf Rundreise durch Usbekistan, Tatschikistan und Kirgistan. Orte und Urlaubsformen, die uns nicht einmal einfallen würden – diese reizen den Schlierseer besonders. „Ich halte nichts von vorgefertigten Routen, möchte die Länder selbst kennen lernen und mir nichts im Vornherein schlecht reden lassen“, sagt der aktive Snowboarder.

Doch sie faszinieren uns, die Abenteurer und ihre Geschichten. Und so hielt Eixenberger nachdem er über ein Jahr später wieder zuhause war Vorträge. Zeigte seine Bilder, erzählte seine Geschichten. Von Polizeieskorten in Pakistan, riesigen Müllbergen in Nordindien und Tsunamialarm in Thailand. Von den Anstrengungen und Tücken, den schönen Momenten und den Tagen der Verzweiflung.

PakistanAuf seiner Rad-Reise erlebte der Schlierseer vor allem in Pakistan so manche skurrile Situation – von Straßen voller Sand bis hin zu Polizeieskorten durch die Stadt. Foto: Robert Eixenberger

Eine Reise mit Tiefgang

Doch wenn man Erlebnisse immer und immer wieder erzählt, verlieren sie für einen selbst an Spannung. Die Bilder verblassen. „Das möchte ich nicht noch einmal so machen, das hat mir am Ende die Freude daran genommen“, erzählt der 32-Jährige. Um die Menschen trotzdem an seinem jüngsten Abenteuer Teil haben zu lassen, hatte sich der Schlierseer im Jahr 2019 etwas besonderes ausgedacht. Denn es stand eine neue abenteuerliche Reise an: mit dem Kajak vom Schliersee bis zum Schwarzen Meer. Die Idee dafür hatte ihren Ursprung im ersten großen Abenteuer, der Radtour nach Australien. Damals legte Eixi nämlich einen Stopp an der Donau in Serbien ein. „Da kam mir das mit der Kajaktour in den Sinn“, erinnert er sich. Wie alle seine großen Touren, wollte der Schlierseer auch diese wieder alleine bewältigen. Aufwendige Fotoproduktionen fielen damit flach.

Mit seinem Freund Benedikt Blaskovic Schauspieler und Inhaber der Produktionsfirma „Victus Films“ – kam ihm dann die Idee, die Reise mit der Videokamera zu begleiten. „Doch mit großer Produktion und mehreren Leuten wollte ich das nicht“, sagt Eixenberger. Die Lösung: kleine Go Pro´s am Boot und am Körper und eine Drohne, die ab und an für Aufnahmen aus der Luft mitflog. Herausgekommen ist ein 40-minütiger Film, der vergangene Woche die Zuschauer des Internationalen Bergfilmfestivals in Tegernsee begeisterte. Im Wettbewerb lief der Film „Waterways“ zwar außer Konkurrenz, doch die Veranstalter wollten auf diese abenteuerliche Produktion nicht verzichten. Zeigt sie doch schonungslos ehrlich, dass Abenteuer nicht immer nur spannend und schön sind, sondern auch unfassbar anstrengend und nicht so laufen, wie sie angedacht waren.

Lesetipp: 94 Filme beim Bergfilm-Festival Tegernsee

Denn im Rückblick war diese Reise für Eixenberger körperlich und seelisch eine Tortur: ständig auf dem Wasser, Stürmen in seinem Zelt und Massen an Moskitos ausgesetzt, wochenlang kein Kontakt zu Menschen. „Irgendwann konnte ich nicht mehr“, erzählt der 32-Jährige. Nach zwei ganzen Tagen ohne Essen und Wochen ohne Dusche ging er in ein Hotel und packte ab diesem Zeitpunkt auf seiner Reise das Zelt auch nicht mehr aus.

Kajak-Reise
Vom Schliersee bis ans Schwarze Meer – die Kajak-Reise des 32-Jährigen können alle in der Dokumentation „Waterways“ miterleben. Foto: Robert Eixenberger

Zuhause spielt die Musik

Doch egal wie anstrengend die Reise war und wie viele Eindrücke der Schlierseer verarbeiten muss. Die Zeit ohne Abenteuer ist anstrengender. „Ich merke schon wieder, dass ich unruhig werde“, erzählt Eixi.

Die Reisesperren während der Corona-Pandemie kappten seine Pläne, waren doch wiederum für eine weitere Leidenschaft des Schlierseers gut. Als Schlagzeuger ist er nämlich Teil der Band V:O:I. Zusammen mit Johannes Berchtenbreiter, Johannes Schnitzenbaumer und Tobias Zitzelsberger spielt Eixenberger bayerischen Punkrock. In der Anfangsphase vor acht Jahren noch als Coverband unterwegs, schreiben und produzieren die vier Freunde mittlerweile ihre eigenen Lieder. „Wir freuen uns darauf, wieder live zu spielen. Das ist schon immer ein besonderes Erlebnis mit uns“, freut er sich.

Doch keine Angst, die nächsten Abenteuer von Eixi stehen bereits auf dem Plan. Vielleicht eine Reise mit einem kleinen Schiff auf dem Amazonas von Kolumbien nach Brasilien? „Das stell ich mir ganz lustig vor“, lacht er. Und man kann irgendwie schon wieder nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln. Wie gut, dass es sie gibt, diese kulturellen Tausendsassa im Abenteurerkostüm – so einen wie Robert Eixenberger.

die Band „V:O:I“
Mit drei Freunden bildet Eixenberger am Schlagzeug die Band „V:O:I“. Foto: Franziska Baumann

Lesetipp: „Die jungen Wilden“ – Die Fotografin Lisa Ploschka

Wer sich die Dokumentation „Waterways“ ansehen möchte, kann sich den Film auf der Website von Victus Films kaufen.
Die Band V:O:I ist bald wieder live in der Region, aber auch auf You-Tube zu hören.
Wer noch mehr von Robert Eixenbergers Reisen lesen möchte, kann dies auf seinem Blog worldomania tun.

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