Chambre d'Amis

Chambre d’amis öffnet heute

Blick in die Ausstellung mit Werken von Sigmar Polke, Karin Kneffel und Thomas Schütte (v.l.). Foto: MZ

Verkaufsausstellung in Tegernsee

Am heutigen Sonntag wird der Kunst-Salon Chambre d’amis am Tegernsee eröffnet, eine Premiere. Neun international renommierte Galerien haben sich zusammengeschlossen, um für fünf Tage außergewöhnliche Werke aus Kunst und Design in musealem Kontext zu präsentieren.

Im Olaf Gulbransson Museum stehen Kisten über Kisten, es werden Nägel in die Wand geklopft, Vitrinen und Sockel für Objekte aufgestellt und Securitybeamte beobachten das Ganze genau. Alexander Hornemann hat zu einer Vorabbesichtigung eingeladen und erklärt die Kunstwerke, die schon ihren Platz gefunden haben. Er hat gemeinsam mit dem Galeristen Jan Wentrup diesen Kunstsalon, den Raum der Freunde jenseits klassischer Messeformate initiiert. Hier sollen ganz unterschiedliche Positionen aus zeitgenössischer Kunst, Schmuckkunst, Keramik, Werke der klassischer Moderne und japanischer Kunst in einem offenen, dialogischen Austausch präsentiert werden.

Chambre d'Amis
Köpfe von Thomas Schütte. Foto: MZ

Entstanden sei das Projekt, so erzählt der Goldschmied, der mit seinem Vater Georg in Berlin und Düsseldorf ein Atelier führt, aus der langen Bekanntschaft mit Michael Beck, Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft. Die Idee war, zwischen den großen Ausstellungen im Museum in Zusammenarbeit mit der Staatsgemäldesammlung München dieses Projekt in Tegernsee zu starten.

Zudem habe Jan Wentrup gute Kontakte zu Herzogin Anna in Bayern und damit könnten im Herzoglichen Schloss Tegernsee, das öffentlich nicht zugänglich ist, auch Skulpturen ausgestellt werden. Hier wird für eingeladene Gäste heute um 12 Uhr auch die offizielle Eröffnung stattfinden, danach ist ab 14 Uhr der Review im Olaf Gulbransson Museum.

Während der Kunst-Salon geöffnet hat, werden die Galeristen vor Ort sein und die Werke erklären. „Bei Interesse gehen wir auch ins Schloss“, informiert Alexander Hornemann.

Chambre d’amis fern der Großstadt

„Wir gehen in eine andere Sicht“, begründet er die Wahl des Ortes. Man habe erkannt, dass die Menschen ungern in die Innenstädte der großen Metropolen gehen, oft seien diese nicht attraktiv, es mangle an Parkplätzen. „Wir haben hochpreisige Produkte und ein anspruchsvolles Publikum“, sagt der Düsseldorfer.

Er habe auch einen Raum auf Sylt und bemerke, dass Menschen im Urlaub, und auch wenn sie zu zweit sind, entspannter wirken und sich eher Zeit nehmen, Kunst auf sich wirken zu lassen. So sei Tegernsee ein idealer Ort für die Premiere des Chambre d’amis.

Für diesen Kunst-Salon habe man Galerien ausgesucht, die zusammenpassen. „Man muss sich mögen und darf sich nicht als Konkurrenz sehen“, sagt Alexander Hornemann. Darüber hinaus habe man Wert daraufgelegt, welche Exponate zusammenpassen, damit ein stimmiges Konzept entstehe.

Chambre d'Amis
Schmuckstücke des Ateliers Hornemann: Schwarz-Weiß-Objekte mit Corian, Ring mit Diamanten und Saphiren. Foto: MZ

Die Schmuckstücke, die er und sein Vater Georg entworfen haben, können in einer Vitrine bestaunt werden. Oft verwende er Corian, einen schwarzen pulverisierten und gesinterten Naturstein von DuPont, dessen harte Oberfläche sich gut bearbeiten lasse. Die Schmuckstücke erinnern in ihrer klaren geometrischen Schwarz-Weiß-Struktur an Art déco.

Es gibt aber auch Edelstein-Schmuck, so ein großer flacher Ring, wie er im 18. Jahrhundert mit schriftlichen Botschaften getragen wurde, hier mit unzähligen funkelnden Saphiren und Diamanten kleiner als einen Millimeter bestückt. Von Vater Georg stammt ein Amulett, das nach der japanischen Kintsugi-Methode gefertigt wurde. Das Innere besteht aus wieder zusammengefügtem zerbrochenem Kunststoff, dahinter befindet sich eine Feingoldplatte, die eine Spiegelung verursacht. In der Oberfläche sind feine Diamanten befestigt. Das Objekt erinnert an Malerei. Letztlich sind figurative Objekte, etwa ein großer Frosch oder eine Schlange ausgestellt.


Schmuckstücke des Ateliers Hornemann: Amulett in der Mitte, links Frosch. Foto: MZ

Wir treffen auf die Exponate der Galerie Neu aus Berlin. Es handelt sich um großformatige Werke der amerikanischen Fotografin Anne Collier, die Fotos fotografiert. Aus der Serie „Crying Women“ zeigt die Galerie mehrere Ausschnitte ebenso wie Malerei von Pierre Klossowski und Katharina Wulff.

Die Galerie mit dem schönen Namen Brutto Gusto aus Berlin, was so viel wie schlechter Geschmack bedeutet, sei die einzige Galerie, die auf hohem Niveau Objekte aus Glas und Keramik anbiete, erklärt Alexander Hornemann. Hier stehen sehr große und schwere Einzelstücke in unterschiedlicher Form.


Keramiken von Brutto Gusto. Foto: MZ

Die Köpfe von Thomas Schütte, der von der Produzentengalerie Hamburg vertreten wird, führen in den hinteren Raum, wo die Galerie Schönewald aus Düsseldorf Malerei zeigt. Ein großes Bild von Karin Kneffel ist aus mehreren Ebenen zusammengesetzt: ein Fenster mit Regenspuren und dahinter schaut man nach draußen.


Unikate von Gerhard Richter. Foto: MZ

Gleich daneben findet sich Sigmar Polke und um die Ecke ist Gerhard Richter mit vier Unikaten präsent und erinnert an die Ausstellung an diesem Ort mit Gerhard Richter Editionen der Sammlung Olbricht.


Hede Bühl: Kopf (Große Urne) und Blick. Foto: Galerie Willborn

Künstlerinnen vertritt die Galerie Willborn aus Düsseldorf. Bei Vivian Greven fällt die Referenz zu Pop Art auf, bei ihrer präzisen Malerei steht das Figurative im Zentrum. Hede Bühl, bekannt durch ihre Skulpturen des menschlichen Körpers, insbesondere des Kopfes, ist mit einer Zeichnung des Kopfes mit verflochtenen Strukturen vertreten. Aus Icking ist die Galerie Pevarese mit sehr unterschiedlicher Malerei gekommen: mehrere Picasso-Bilder, Yoshitomo Nara und Kupferstiche von Albrecht Dürer.

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Ikebana-Bambuskorb aus Japan. Foto: MZ

Zuletzt packt noch Cornelia Thomsen schnell einige Exponate für mich aus. Die New Yorker Galerie hat sich auf japanische Kunst vom 6. Jahrhundert bis heute fokussiert. Ein Ikebana Bambuskorb, der mit Blume geschmückt als Willkommensgruß für die Teezeremonie dient, stammt aus dem Jahr 1940. Er ist ebenso wie die Verpackungskiste signiert. Solche Körbe, erfahre ich, sind 10.000 bis 200.000 Dollar wert. Ein Paravent von 1800 mit Mineralfarben und Blattgold zeigt Blumen der vier Jahreszeiten.

Der Chambre d’amis im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee, öffnet heute um 14 Uhr und ist dann bis zum 31. Juli täglich von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

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