Call to Action

Call to Action

Florian Puchert, Daphne Ferraro und Robert Krause (v.l.). Foto: Club 23

Podcast über das Schreiben

Welch ein passender Titel für die zweite Podcastfolge Midact vom Club23. Wieder diskutieren Robert Krause, Florian Puchert und Benedikt Schwarzer über das Schreiben und haben sich dazu Daphne Ferraro, ehemalige Schülerin und inzwischen Erfolgsautorin eingeladen. Diesmal geht es um den Call to Action.

Es ist der Augenblick in einer zu schreibenden Geschichte, wo das Abenteuer ruft, wo Bewegung hineinkommt und die Heldin oder der Held aus der Komfortzone gerissen wird. Nachdem in der ersten Folge der Schreibstart thematisiert wurde, ist dies einer der wichtigsten, aber auch herausforderndsten Momente im Schreibprozess.

Lesetipp: Wie fange ich an?

Im Club23 lehren Robert Krause und Florian Puchert, beide Professoren an der Münchner Filmhochschule und erfolgreiche Autoren, das Schreiben, ob Story, Roman oder Drehbuch. Ihre Alumna Daphne Ferraro machte eine steile Karriere als Drehbuchautorin, arbeitet an der Netflix-Serie „Dark“, schrieb das Drehbuch für den Kinofilm „Fly“ und war Headautorin der Serie „Maxton Hall“.

Und doch, schon in der ersten Runde bekannte sie, dass es auch in ihrem Autorinnenleben neben den Höhen Tiefen gebe. Der Schreibprozess bestehe aus „panic, panic, hope“, keiner bliebe von den tiefen Tälern verschont, wenn er sich auf die Reise mit seinen Figuren begebe.

Ob sie einen guten Zugang zum Instinkt habe, fragte sie der Miesbacher Robert Krause. Ja, sie sei intuitionsgetrieben und der Instinkt melde sich bei ihr, wenn sie etwa bei der Lektüre eines Romans merke, „das ist etwas für mich“.

Call to Action für „Maxton Hall“

So sei es bei Mona Kastens Bestseller „Save me“ gewesen, den sie in eineinhalb Tagen gelesen habe, nachdem die Produzentin sie gefragt habe, ob sie das Drehbuch für eine Serie schreiben wolle. „Ich hatte sofort den Instinkt, was das Rückgrat wäre und wo ich tiefer schürfen müsse“, sagte sie. In acht Monaten habe sie alles hineingebuttert, was sie habe. Es sei wunderbar gewesen, diese Liebesgeschichte „Maxton Hall“ zu schreiben, die zur beliebtesten Serie auf Prime Video wurde.

Wie sei die Zusammenarbeit mit dem Writers Room gewesen, in dem sechs Autorinnen und Autoren das Drehbuch begutachten, fragte Robert Krause. Es sei wichtig, dass sie als Headautorin ihre Vision klar festlege, machte Daphne Ferraro deutlich. Es brauche einen roten Faden, um die Flotte zu führen. „Ich muss das Herzstück selber kennen, das ist mein Erfolgsgeheimnis“, bekennt sie. „Ich war noch nie Headautorin“, aber Schritt für Schritt sei sie vorwärtsgekommen.

Unter Wasser strampeln alle

Und was sei das dunkelste Kapitel dabei, fragte Robert Krause nach. Man stelle sich jeden Abend die Frage, ob man eine Hochstaplerin sei und es totaler Humbug sei, was man geschrieben habe, sagte Daphne Ferraro. Wobei, fügte Florian Puchert ein, ein Zoomcall besonders anstrengend sei, weil man sich nicht persönlich begegne.

Call to Action
Der Schwan gleitet elegant übers wasser. Foto: RGY 23 pixabay

Beim echten Treffen sei es viel besser, da fließe etwas und komme in Bewegung und es bewahrheite sich der Spruch, dass der Schwan zwar elegant übers Wasser schwebe, aber unter Wasser strampeln alle.

Im Writers Room

Der Writers Room oder Idea Room, so erklärt Robert Krause, diene dazu, das Pilotbuch zu diskutieren und dann die Einzelkapitel an die Autoren aufzuteilen. Ob es auch eine Regiefassung gegeben habe, fragte er.

Die Regie sei in den Drehbuchprozess eingebunden, das sei sehr wertvoll, wenn gemeinsam an der Vision gebastelt werde, erklärte Daphne Ferraro und Florian Puchert meinte, dass sie sich danach sehnen, dass die Gewerke sich austauschen.

Gold wert seien auch die Leseproben, wenn Schauspieler den Text im Kernteam lesen, sagte die Autorin, aber der Honigmoment sei gewesen, als sie die Trailer in verschiedenen Sprachen sah, „bei dem italienischen habe ich angefangen zu heulen“.

Ziele loslassen und Nein sagen

Im weiteren Gespräch, das von Benedikt Schwarzer moderiert wurde, ging es noch um solch wichtige Fragen, wie das Loslassen von einem eigentlich angestrebten Ziel. Muss man zu allem ja sagen, um die Karriere voranzutreiben? Sollte man auch einmal nein sagen? Was ist dabei der Kompass, die richtige Entscheidung zu treffen? Wobei lernt man am besten? Warum schreibt man überhaupt und vieles andere.

Am Ende kommen die Gesprächspartner noch einmal auf das Drehbuch zu sprechen, das Daphne Ferraro im Club23 schrieb. „Terra montana“ ist eine Liebesgeschichte, die auf einer italienischen Gefängnisinsel spielt und noch auf Umsetzung wartet. Am Beispiel dieser Geschichte wurde deutlich, wie wichtig der Beginn ist. „Die Figur darf nicht erst Socken und Schuhe anziehen, sondern sie muss gleich aus der Tür gehen“, beschrieb Daphne Ferraro den Weg.

Aufruf zur Challenge

Zum Schluss rief Benedikt Schwarzer noch zu einer Challenge auf. Wann ist man einem Call to Action nicht gefolgt und was wäre passiert, wenn man ihm gefolgt wäre? Man möge drauflosschreiben ohne nachzudenke. Und dies auch auf die Partnerwahl anwenden, ergänzte Robert Krause.

Der Podcast Midact Folge 2 „Call to Action“ vom Club23 „In Wahrheit strampeln alle“ ist hier abrufbar.

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