Wir fahren nach Berlin!

Erwin Sergel nimmt die Auszeichnung von Bundeskanzler Olaf Scholz entgegen. Foto: startsocial

Pressetermin in Miesbach

Am 4. Juni wurden Erwin Sergel und Martin Reents als Vertreter des Bunten Hauses der Evangelischen Kirchengemeinde in Miesbach in Berlin von Bundeskanzler Olaf Scholz geehrt. Das Bunte Haus ist eins von sieben Initiativen, die mit einem Preis ausgezeichnet wurden.

Über die Hintergründe informierten in einem Pressegespräch im Mai Betty Mehrer, Michael Pelzer und Martin Reents. Das Bunte Haus in Miesbach wurde im Oktober 2022 als Begegnungszentrum eröffnet. Dabei habe man gemerkt, dass die Struktur dieser für Kirche und Stadt völlig neuen Einrichtung überdacht werden müsse, erklärt Martin Reents, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kirchengemeinde. Deshalb habe man sich bei startsocial beworben.

startsocial unterstützte mit zwei Coaches

Nach dem Zuschlag begleiteten zwei Coaches das Projekt: Winfried Holz, ehemals CEO bei Athos, und Julia Bourgett, ehemals Vicepresident bei amazon. „Beide hatten mit der Kirche nichts zu tun“, erklärt Betty Mehrer, Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes. Es sei für die Coaches ebenso wie für sie eine große Herausforderung gewesen, aber bald hätten sie gemerkt, wo es hakt.

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Die Jury hat entschieden. Foto: MZ

Man habe strukturiert darüber nachgedacht, was man tut. Dieser Prozess habe schon Im Verlauf des LEADER-Antrages begonnen, aber mit den beiden Coaches sei man gezwungen gewesen, die Fragen nicht mehr bilateral oder ad hoc zu lösen, sondern auf den Tisch zu bringen.

Das Ergebnis der monatelangen Arbeit, so Martin Reents, war „wir müssen unsere Vision und Mission schärfen“. Dazu startete man zunächst eine Umfrage, wie das neue Begegnungszentrum wahrgenommen werde und was man sich wünsche. Im zweiten Schritt fand ein Workshop mit über 40 Teilnehmenden statt. Das Ergebnis des Austauschs war: „Wir ermöglichen und wir initiieren.“

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Im Bunten Haus. Foto: MZ

Mit einem Abschlussbericht, einem Wirkungs- und Finanzplan wurde das Bunte Haus bei startsocial anschließend vorstellig und konnte die Jury überzeugen, die von 100 Bewerbern 25 auswählte. Schirmherr Olaf Scholz übernimmt die Ehrung am 4. Juni. Sieben Initiativen erhalten über die Ehrung hinaus Geldpreise im Gesamtwert von 35.000 Euro. Eine davon ist tatsächlich das Bunte Haus. Unter den Geldpreisen ist ein Sonderpreis, den Bundeskanzler Olaf Scholz stiftet und vor Ort persönlich überreichen wird.

Fahrt nach Berlin ist das Sahnehäubchen

Letztlich aber habe jeder gewonnen, der bei startsocial mitmachte, betont Martin Reents, man habe viel gelernt „und jetzt kommt das Sahnehäubchen“. Im Rahmen des Prozesses habe man auch Zusatzveranstaltungen besuchen dürfen und dabei auch die Vorsitzende der Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement kennengelernt. Katarina Peranić werde am 31. Juli nach Miesbach kommen und sich vor Ort von den Strukturen im Haus ein Bild machen. „Dazu laden wir alle 60 Organisationen ein, die im Bunten Haus tätig sind“, erklärt Martin Reents.


Das Bunte Haus. Foto: MZ

„Das Besondere am Bunten Haus ist, dass hier Demokratie ermöglicht wird“, sagte Michael Pelzer, der als Vorsitzender von LEADER das Projekt begleitete. „Hier begegnen sich Menschen und daraus entstehen demokratische Entwicklungen, das ist im ländlichen Raum neu.“ Und spannend dabei sei, dass es eine evangelische Kirche mache.
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Michael Pelzer, Betty Mehrer und Martin Reents (v.l.). Foto: MZ

Das Bunte Haus war von Anfang an eine Einladung an alle Menschen, gleich welcher Religion, diesen neuen architektonisch gelungenen und an die Apostelkirche angebauten Raum zu benutzen und zu beleben.


Rainbow Gospel Voices. Foto: Wehrmann

Waren es früher 6.000 Menschen jährlich, die hierherkamen, waren es 2023 22.000 und 2024 werden es voraussichtlich 30.000 sein, teilte Martin Reents mit, wobei nur ein Viertel zur Kirchengemeinde zählen. Es sind Vereine und Organisationen, die sich hier treffen, ein Inklusionscafé ist ebenso beheimatet wie ein Treffen von Senioren, Coworking findet ebenso statt wie Chorproben. „Und nach der Probe bleiben die Mitglieder noch da und treffen auf andere Menschen, die sich aufhalten“, sagt Martin Reents und Michael Pelzer fügt an: „Es ist eben kein Vereinsheim, sondern offen für jeden.“


Team der Gastgeberinnen. Foto: MZ

Möglich wird das durch das ehrenamtliche Team der etwa 25 Gastgeberinnen, die die Besuchenden betreuen. „Von Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche“, erklärt Martin Reents und Michael Pelzer ergänzte: „Das Ehrenamt hat hier eine Heimat.“

Dabei sind es Projekte aus den Bereichen Soziales, Kultur, Kreativität und Bildung, die hier eine Heimstatt gefunden haben. Betty Mehrer betont, dass die Landeskirche diese Öffnung begrüße. „Die Kirche lebt hier und verliert sich nicht“, sagt sie.

Lesetipp: Begegnung im Bunten Haus

Bislang konnte das Bunte Haus ohne Mieten agieren, künftig sollte der Betrieb, der ja auch Personal- und Sachkosten verursacht, auf Spendenbasis finanziert werden. Auch denke man darüber nach, wer in Zukunft der Betreiber sein werde. „Wer trägt die Verantwortung?“ fragte Betty Mehrer. Derzeit sei das die Kirchengemeinde. Und so gehe die Einladung an die Stadt und die Organisationen, diese Frage zu erörtern. „Wir wollen die Barrieren zur Kirche abbauen aber auch die Kirche nicht verleugnen“, fasste Martin Reents zusammen.

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