
Skurriler Mord mittels Bierfuizl
Suppe, Spannung, Spekulation beim Krimidinner: Noch bevor die Vorspeise serviert wird, ist der “Bierfuizl-Mord” bereits geschehen – und die Ermittlungen zum Stammtischkrimi beginnen. Foto: Daniela Skodacek
Humoristisches Krimidinner im Kramerwirt Arzbach
Ein Bierfuizl als Mordwaffe, ein toter Bankdirektor auf dem Dorfplatz und eine Stammtischgesellschaft, in der jeder verdächtig ist – beim Bayerischen Krimidinner „Der Bierfuizl-Mord“ kommen Rätselspaß, Humor und Kulinarik nicht zu kurz.
Die knapp 50-köpfige SoKo im Festsaal des Arzbacher Kramerwirts hat an diesem Samstagabend (3. Mai) einen kniffligen und ungewöhnlichen Fall zu lösen, der ihnen von Peter Fischer (bekannt von Radio Alpenwelle) und Hanno Sollacher (bekannt vom Tegernseer Volkstheater) in verschiedenen skurrilen Rollen und mit kräftigem Augenzwinkern serviert wird. Dabei tischen die beiden Akteure so manche Verdachtsmomente und letztlich ein falsches Alibi auf.
Noch vor dem ersten Gang beginnt das Verbrechen
Vorab wird das Publikum gebrieft: Das Tatgeschehen liegt in der Zukunft, der Mord wird am 9.9.2033 passieren. Jedes Ermittler-Team soll daher die jeweils älteste Person am Tisch zum Tisch-Kommissar wählen. “Weil diese Person noch schreiben kann“, wird gescherzt. Und noch vor dem ersten Gang des Abends ist die Tat schon begangen.
“Er ist tot, hier überall Blut”, tönt es kurz vor 19 Uhr aus dem Off und die Gäste im Kramerwirt sind bereits mittendrin im mysteriösen Mordfall, der auf dem Marktplatz im fiktiven niederbayerischen Örtchen Köln stattgefunden hat. Mordopfer ist der örtliche Bankdirektor Berti (Herbert) Böswetter, den die Dinner-Gäste zwar nicht zu Gesicht bekommen, dafür aber die beiden Servicekräfte im angrenzenden Gasthaus “Zur Zapfsäule”, die gleich über das ungewöhnliche Mordwerkzeug spekulieren. Böswetter soll mit einem Bierfuizl gemeuchelt worden sein.
Ein Bierfuizl als Waffe? Geht das überhaupt? Um das zu testen, lassen sich “Breznbeißer” (Hanno Sollacher) und “Maßkrug” (Peter Fischer) mit ausgeteilten Bierdeckeln aus dem Publikum bewerfen. “Das tut ganz schön weh”, attestiert jedenfalls der getroffene “Breznbeißer” und leitet kurzerhand zur Vorspeise über.
Verdächtige wie im Kuriositäten-Katalog
Nachdem die Suppe der Saison (Spargelcremesuppe oder Frittatensuppe) gelöffelt ist, bekommen die Gäste eine Reihe von Verdächtigen serviert, die regelmäßig zum Stammtisch in die “Zapfsäule” einkehren. Darunter sind allerhand skurrile Gestalten, die abwechselnd von Hanno Sollacher und Peter Fischer verkörpert werden. Keine von ihnen ist wirklich traurig, dass der Bankdirektor “weg” ist, denn so manches Problem oder Zwistigkeit hat sich mit Böswetters Ableben erübrigt.
Peter Fischer (li. im Bild, alias “Einstein”) und Hanno Sollacher (alias “Breznbeißer”) in Höchstform: Mit Verkleidungstalent und Wortwitz schlüpfen die beiden in zahlreiche Rollen und sorgen für gute Unterhaltung. Foto: Daniela Skodacek
Unter den präsentierten Stammtischbrüdern ist zum Beispiel der offenbar ständig bekiffte “Dali”, der als Rechtsanwaltsgehilfe arbeitet und mit dem Bankdirektor wegen einer Märchenpark-Idee im Clinch lag. Der quirlige Influencer und Putzgehilfe “Einstein” hatte hohe Schulden bei Böswetter, weil er ein teures Kunstwerk unwissentlich zerstört hat. Fast furchteinflößend kommt der Hobby-Voodooist “Freud” daher, der sich vom Mordopfer ebenfalls in einer “Mega-Idee” (Bankautomaten in DB-Zügen) betrogen sah. Auch der Wirt vom ortsansässigen Goldenen Hahn, kurz “Bach” genannt, hatte eine Rechnung mit dem Ermordeten wegen vermuteter Geldwäsche offen.
Die Live-Löffel-Performance von Hanno Sollacher alias Schuldirektor “Chaplin” kam sehr gut beim Publikum an: Foto: Daniela Skodacek
Ein versagter Kredit für die wunderbar-witzige Idee, aus Obst und Gemüse Fleisch herzustellen (“Da bekommt der Begriff Fleischtomaten gleich eine ganz andere Bedeutung”), macht den österreichischen Metzger “Picasso” durchaus verdächtig. Auch der als “Chaplin” vorgestellte und zart-besaitete Schuldirektor hatte eine Aversion gegen Böswetter, vor allem weil dieser ihn wegen seiner Musik beleidigt hatte. Eine kleine Kostprobe seiner Löffel-Performance folgt sogleich – Hanno Sollacher alias “Chaplin” klöppelt gekonnt den “Action-Brettlmix” und bekommt großen Applaus.
Letztlich hegten auch die beiden Servicekräfte einen gewissen Groll gegen den Ermordeten: “Breznbeißer” wegen Böswetters permanenter Trinkgeld-Unterschlagung und “Maßkrug” wegen angeblicher Bedrohung seiner Familie.
Heiße Spekulationen zwischen Hauptgang und Dessert
Die Vorstellungsrunde der Tatverdächtigen lässt die Krimidinner-Gäste zum Hauptgang noch recht ratlos zurück. Von der “Polizeidirektion Köln in Niederbayern” gibt’s für die Tisch-Ermittler jedoch eine doppelseitige Fallakte. Darauf werden bereits vorliegende Beweise und angebliche Alibis der Tatverdächtigen nachgeliefert. So können die Amateur-Profiler während und nach der Hauptspeise (Schweinefilet auf Spargel-Kirschtomatenragout und Tagliatelle verde oder Gegrillte Hähnchenbrust an Grillgemüse und Kartoffelwedges) dann rege drauflos diskutieren, konstruieren und abwägen.
Hauptgang mit Aktenlage: Während Schweinefilet und Hähnchenbrust aufgetischt werden, diskutieren die Ermittler-Teams schon die Alibis und Motive der Verdächtigen. Foto: Daniela Skodacek
Freilich bleiben noch etliche Fragen offen. Im dritten Akt des Abends darf dann das Publikum, zusammen mit Aushilfs-Cop “Jak Ko”, die Verdächtigen verhören. Ob sie dabei immer wirklich ehrlich antworten? Das darf bezweifelt werden! Die Tisch-Kommissare und ihre Deputys jedenfalls müssen zum Dessert (frische Vanille-Erdbeeren mit Sahne) ihre Theorien nochmal gründlich durchdenken: War es ein Einzeltäter oder gab es Komplizen? Wer hatte wohl den größten Grant auf Böswetter, wer das schwächste Motiv? Nach 15 Minuten müssen alle Tische ihren Tatverdächtigen samt Motiv bestimmen. Die vermeintlichen Lösungen des Falls werden schließlich zur Kontrolle an die „Polizei“ übergeben.
Interaktives Verhör: In der dritten Runde dürfen die Gäste die Verdächtigen mithilfe von US-Aushilfscop “Jak Ko” selbst befragen – und bekamen teils überraschende Antworten. Foto: Daniela Skodacek
Geselliger Spaß, doch kein Team trifft ins Schwarze
Aber, wer war’s denn nun wirklich? Das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten… Nur soviel: Keines der Ermittler-Teams aus der SoKo im Kramerwirt lag am vergangenen Samstagabend richtig. Manchen Gast mag das auch ein bisschen gewurmt haben, aber ein Spaß in geselliger Runde war es für die meisten trotzdem. Für Hanno Sollacher, Peter Fischer und das Service- und Küchenteam vom Kramerwirt gab es großen Applaus – und so mancher Gast ging anschließend mit einem Schmunzeln nach Hause.
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