FürstenMacht & wahrer Glaube. Reformation und Gegenreformation
Plakat zur Ausstellung. Foto: Veranstalter
Ausstellung zur Reformation
Eine einzigartige historische Ausstellung in Neuburg an der Donau anlässlich 500 Jahren Reformation zeigt das Hin und Her zwischen den Konfessionen an originären Schauplätzen.
Das 500. Jubiläumsjahr der Reformation hat in unserem Landkreis eine Fülle an Veranstaltungen und Initiativen hervorgebracht und das Wissen darüber enorm vermehrt.
Eingang zur Ausstellung. Foto: Katja Klee
Wer nun, am Ende des Reformationsjahres, noch mehr über die die nachfolgende Gegenreformation wissen möchte, dem sei ein Besuch der Ausstellung „FürstenMacht & wahrer Glaube. Reformation und Gegenreformation“ in Neuburg an der Donau empfohlen, die noch bis zum 5. November in Schloss, Fürstengang und Hofkirche zu sehen ist.
Erste protestantische Kirche der Welt
Die Ausstellung beginnt in der Neuburger Schlosskapelle, die als erste für den protestantischen Ritus ausgestattete Kirche der Welt fertiggestellt wurde. Die Ausstattung des Kirchenraums mit den einmaligen Fresken hatte Ottheinrich veranlasst, der seit den 1520er-Jahren im noch jungen Fürstentum Pfalz-Neuburg herrschte, wozu auch Heidelberg am Neckar, Sulzbach in der Oberpfalz und das schwäbische Lauingen gehörten.
Als Pfalzgraf hatte er nicht nur bedeutende Musiker, Wissenschaftler und Künstler um sich versammelt, die seine Residenz im Renaissancestil ausbauten, sondern sich auch mit den Lehren Luthers befasst. Während Ottheinrich 1525 noch ein Mandat gegen die neue Lehre verfasste, wandelte sich seine konfessionelle Gesinnung in den folgenden Jahren. Er holte sich den Nürnberger Reformtheologen Andres Osiander an den Hof und führte schließlich 1542 in seinem Fürstentum die Reformation ein.
50 Jahre Ringen zwischen Glaubensrichtungen
Nach dem Tod Ottheinrichs im Jahr 1559 flammten die konfessionellen Auseinandersetzungen erneut auf. Über 50 Jahre lang, bis 1613, hielt das Ringen zwischen katholischem und protestantischem Glauben an. Am Ende setzte Wolfgang Wilhelm mit seiner Konversion zum Katholizismus die Gegenreformation durch. Die wunderbaren Renaissance-Fresken in der Schlosskapelle wurden daraufhin übertüncht und erst im 20. Jahrhundert, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wieder freigelegt.
95 Thesen Anschlag in Neuburg. Foto: Katja Klee
Die folgenden 10 Abteilungen der Ausstellung sind im Schloss untergebracht. Gezeigt werden rund 150 wertvolle Exponate von 30 Leihgebern, angefangen vom Verkehrsverein „Freunde der Stadt Neuburg“ e.V. bis zur Schatzkammer der Münchner Residenz. Große Wandteppiche mit den Bildnissen Ottheinrichs und seiner – bis zu ihrem frühen Tod katholisch gebliebenen – Ehefrau Susanna von Bayern sind ein imposanter Einstieg in die Ausstellung.
Ottheinrichs Bauchumfang
Im Rittersaal wird der Zusammenhang von Region und Religion anhand von Kartenmaterial, zeitgenössischen Schriften und einigen dreidimensionalen Exponaten verdeutlicht. Darunter sind auch zwei geistliche Schriften ein- und desselben Autors, in denen er einmal die protestantische Lehre vertritt und das andere Mal die des Katholizismus. Unglaubwürdiges Staunen erregt auch eine Strickjacke Ottheinrichs, deren Bauchumfang mehr als zwei Meter misst. Dass Ottheinrich eine imposante Erscheinung war, zeigen auch die Gemälde und Bildnisse der Ausstellung.
„Cuius regio, eius religio“
Über den eigens für die Ausstellung geöffneten Fürstengang gelangt man zu einem als Kreuzweg gestalteten Teil der Ausstellung. Hier wird der mehrfache Wechsel der Konfessionen im Fürstentum anhand von sechs aufeinander folgenden Pfalz-Neuburger Herrschern, beginnend mit Ottheinrich und endend mit Johann Wilhelm gezeigt. Die Bevölkerung musste das Wechselspiel ihrer Herrscher nach dem Motto „Cuius regio, eius religio“ ertragen. In der Ausstellung sind die „peinlichen Befragungen“ der Untertanen, die die Jesuiten im Zuge der Gegenreformation veranlassten, multimedial aufbereitet.
Zwei Bücher vom selben Autor: einmal lutherisch, einmal katholisch. Foto: Katja Klee
Aus dem „Trutzmichel“ wurde die Marienkirche
Am Ende der Ausstellung steht der Besuch der Hofkirche. Das als Gegenprogramm zur Münchner St. Michaelskirche konzipierte Gotteshaus, der sogenannte „Trutzmichel“, wurde von den Jesuiten im Zuge der Gegenreformation zur katholischen Marienkirche umgewidmet.
Das von Wolfgang Wilhelm bei Peter Paul Rubens in Auftrag gegebenen großformatige Altarbild „Großes Jüngstes Gericht“, das die Kirchenbesucher vom „wahren Glauben“ überzeugen sollte, kam allerdings bei den Jesuiten nicht an. Sie störten sich an den nackten Leibern und verhängten sie teilweise. 1836 wurde das Bild in die neu errichtete Pinakothek nach München überführt. Aufgrund seiner Größe von 6,1 x 4,6 Meter ist es dort für immer „eingemauert“. In der Ausstellung ist lediglich eine Replik zu sehen
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