Charkiw

Aljoschas Kunst in Charkiw

Installation an der Karazin-Universität von Charkiw. Foto: Aljoscha

Installation in Charkiw

Der ukrainische Künstler Aljoscha hat in Charkiw eine Installation geschaffen, die mitten in Putins Angriffskrieg ein Zeichen von Hoffnung setzt. Es ist eine permanente Installation an der Karazin-Universität.

Bereits zu Beginn des Krieges im Februar 2022 machte der Künstler, der von der Galerie Beck und Eggeling in Düsseldorf vertreten wird, mit seinem Silent Protest in Kiev auf die Situation mit seiner Kunst aufmerksam.

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Es folgten mehrere Installationen, etwa in Kinder- und Pflegeheimen in der Ukraine. Jetzt schreibt er: „Unter anhaltendem Artilleriealarm wurde unser jüngstes und bedeutendes Projekt in der Ostukraine, Charkiw, am 23. Mai 2025 fertiggestellt: das monumentale Werk Khēmia of Ma’at, das nun dauerhaft an der beschädigten Karazin-Universität installiert ist.“ Wiederum ist es eine bioethische Installation, geboren in Kriegszeiten.

In der Pressemittelung heißt es: „In einer Zeit, die von Brutalität und Zerstörung geprägt ist, hat Aljoscha an der Karazin-Universität in Charkiw eine monumentale Geste des Friedens, der Hoffnung und spekulativer Schönheit geschaffen. Sein jüngstes großformatiges, ortsspezifisches Werk Khēmia of Ma’at, das dem historischen Großen Chemischen Auditorium dauerhaft geschenkt wurde, ist nicht nur das erste seiner Art in der Ukraine, sondern auch eine weltweit einzigartige Installation im akademischen Wissenschaftskontext.


Installation aus 50 Organismen. Foto: Aljoscha

Bestehend aus fünfzig synthetischen Organismen in pigmentiertem Acrylglas, schwebt das Werk zwischen Molekularem und Metaphysischem. Es befindet sich in einem Raum, in dem Studierende – trotz des Krieges – weiterhin persönlich zugegen sind, insbesondere die der Fakultäten für Chemie und Biologie.

Das durch russische Angriffe beschädigte Große Chemische Auditorium trägt narbenartige Spuren, die mit der neuen Schönheit der Installation harmonieren. Während ein Großteil der ukrainischen Bildung online stattfindet, bleiben diese Hallen physisch lebendig und voller Fragen. Aljoschas Skulpturen, leuchtend und organisch in ihrer bioistischen, bizarren und fesselnden Schönheit, atmen nun neben ihnen.


Im Großen Chemischen Auditorium. Foto: Aljoscha

Khēmia of Ma’at ist die Fortsetzung von Aljoschas Projekt Hoffnung – einer sich weiterentwickelnden Kunstinitiative, die 2022 mit Interventionen in ukrainischen Sonderschulen begann, 2023 auf Krankenhäuser im Osten ausgeweitet wurde und 2024 in den Zirkussen Einzug hielt. Jetzt, im Jahr 2025, markiert diese Installation sowohl einen Höhepunkt als auch eine Erweiterung des zentralen Themas des Projekts: Hoffnung als biochemisches, ästhetisches und ethisches Phänomen.

Kuratiert und organisiert von Natalia Ivanova, Direktorin des Yermilov Center, verbindet die Installation antike philosophische Konzepte mit dem spekulativen Potenzial der synthetischen Biologie und Bioethik. Der Begriff Khēmia, der in frühen ägyptischen Wissenschaftstraditionen verwurzelt ist, trifft hier auf Ma’at – das altägyptische Ideal von Wahrheit, Gleichgewicht und kosmischer Gerechtigkeit. Das Ergebnis ist eine synthetische Ökologie aus Wissenschaft, Mitgefühl, Ungleichgewicht und Transformation.

Diese Enthüllung folgte auf die Straßeninterventions-Performance The Bug of Hope, die der Künstler im Zentrum von Charkiw aufführte:

Charkiv
Performance in Charkiw. Foto: Aljoscha

Darin wanderte Aljoscha, rosa gekleidet und mit großen, durchsichtigen Flügeln, durch die kriegszerstörte Stadt – eine absurde, insektenartige Verkörperung von Widerstand und sanftem Trotz. Die Performance griff Themen aus Kafkas Verwandlungen auf, die Unberechenbarkeit und den Einsatz künstlicher Intelligenz als Waffe sowie die neurochemischen Realitäten des Überlebens. Sie stellte Mutation nicht als Fehler dar, sondern als Tor zu neuen Formen von Schönheit und Verständnis. Nach der Performance wurden Flügel und Helm integraler Bestandteil der Dauerinstallation im Auditorium – und verschmelzen so flüchtige Intervention mit institutioneller Beständigkeit. Zusammen bilden sie einen einheitlichen biophilosophischen Akt: einen Aufruf zu Frieden durch Divergenz, Empathie durch synthetische Ästhetik und die Konstruktion einer neuen, hoffnungsvollen Bioethik.“

„Hoffnung ist essenziell“, sagt Aljoscha. „Hoffnung – als Abweichung, als Mutation, als ethisches Engagement für eine Zukunft, die wir uns noch nicht vorstellen können.“

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