Schwenden auf der Königsalm - viele kamen zusammen um zu helfen

Ärmel hochkrempeln für die Kulturlandschaftspflege

v.l.: Rainer Toepel (Erster Vorsitzender DAV Sektion Tegernsee), Thomas Müller und Ines Wagner (TTT), Almbauer Andreas Mehringer, Gerhard Rahmig, Josef Bierschneider (Erster Bürgermeister Kreuth), Heini Mehringer, Iris Löbel (Gebietsbetreuung Mangfallgebirge), zwei Helfer von der Alm, Andreas Kimpfbeck (TTT). Foto: Der Tegernsee, Thomas Müller

Nachhaltig am Tegernsee

Bei einer Schwendaktion auf der Königsalm vereinten Vertreter des Alpenvereins Sektion Tegernsee, der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge, der Tegernseer Tal Tourismus GmbH und weitere Helfer ihre Kräfte, um Almbauer Andreas Mehringer zu unterstützen. Denn damit die Schönheit der Almen erhalten bleibt, ist viel zu tun.

Ohne das zeit- und kraftaufwendige Schwenden würden die idyllischen Almwiesen, wie wir sie kennen, das Bild der lieblich darauf grasenden Kühe, in rasantem Tempo verschwunden sein. Pack ma’s! – so haben sich die Gemeinde Kreuth und die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) gedacht und der Bergsteigerdorf-Philosophie folgend auf Gemeinsamkeit gesetzt. Denn die insgesamt 105 Hektar, die Almbauer Andreas Mehringer rings um die Königsalm zu bewirtschaften hat, sind allein kaum zu bewältigen.

So begrüßte Josef Bierschneider, erster Bürgermeister Kreuths, die Teilnehmenden der Schwendaktion vor dem Kavaliershaus auf der Königsalm herzlich und bedankte sich für das ehrenamtliche Engagement. Unter den Freiwilligen waren unter anderem auch Rainer Toepel, Erster Vorsitzender der Alpenvereinssektion Tegernsee, sowie DAV-Wegewart und Bergwachtler Alfred Müller.

Auf der Königsalm: Iris Löbel von der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge informiert über den Naturschutzaspekt des Schwendens
Auf der Königsalm: Iris Löbel von der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge informiert über den Naturschutzaspekt des Schwendens. Foto: Ines Wagner

Für Iris Löbel von der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge war dies nicht die erste Schwendaktion in diesem Jahr, aber immer wieder eine gute Gelegenheit, die Bedeutung des Schwendens für Artenvielfalt und Naturschutz zu betonen. Den präparierten Birkhahn im Arm, erläuterte sie die Bedeutung der Almen für das Überleben der Raufußhühner im Winter, insbesondere für die vom Aussterben bedrohten Birkhühner.

Motorsäge, Handsägen und Baumscheren

Nach kurzem Briefing schnappten sich die Freiwilligen Arbeitshandschuhe und Werkzeuge, und dann ging es hinauf in den Steilhang oberhalb des Wanderweges in Richtung Geißalm. Während Almbauer Andreas Mehringer, unterstützt von seinem Vater Heini, mit schwerem Gerät den dickeren Stämmen zu Leibe rückte, arbeiteten sich die Helfer und Helferinnen mit Baumscheren und Handsägen über den Hang. „Unten anfangen und dann nach oben arbeiten“, empfahlen die Mehringers, denn die Abschnitte „kugeln“ herab und vermischen sich sonst mit den noch fest verwachsenen Bäumchen – dann sei das Arbeitsfeld unübersichtlich.

Heini Mehringer beim Schwenden auf der Königsalm
Heini Mehringer unterstützt seinen Sohn Andreas Mehringer, den Pächter der Königsalm. Foto: Ines Wagner

Der Großteil des Schwendens ist aufwendige Handarbeit. Deshalb ist jede helfende Hand willkommen. Es werden die nachwachsenden Laub- und Nadelbäume entfernt, um die Almwiesen von Bewuchs freizuhalten. Nur die kleinen Erlen sollten stehen bleiben, so Gebietsbetreuerin Iris Löbel, denn sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Birkhühner während des Winters.

Schwenden auf der Königsalm - viele Hände schaffen viel
Schwenden auf der Königsalm – viele Hände schaffen viel. Foto: Ines Wagner

Zum Schwenden gehört auch, die Fläche nach dem Schnitt wieder freizuräumen. Während die Baumabschnitte entlang des Weges gesammelt und zum Weitertransport vorbereitet wurden, ergaben sich viele Gespräche mit interessierten Vorbeiwandernden. Warum man die Bäume herausnähme, obwohl doch überall aufgeforstet würde, war eine der Fragen und damit eine gute Gelegenheit, über den Charakter der Kulturlandschaft aufzuklären. Denn entgegen der häufigen Annahme, die wunderschöne Almlandschaft sei natürlichen Ursprungs, ist sie eine über Jahrhunderte gewachsene und von den Almbauern in mühsamer Arbeit erhaltene Kulturlandschaft.

Pächter auf der Königsalm

Für Andreas Mehringer, der die Königsalm 2024 nach elf Jahren als Teil eines zweiköpfigen Pächterteams in Alleinregie übernommen hat, ist das Schwenden nur eine von vielen Arbeiten auf der Alm. Allein 14 Kilometer Viehzaun sind jedes Jahr beim Saisonbeginn aufzubauen und instand zu halten. Unterstützung erhält er dabei von seinem Vater Heini Mehringer, denn die Familie ist der Königsalm schon seit vielen Jahren verbunden.

Brotzeit nach dem Schwenden auf der Königsalm
Brotzeit auf der Königsalm für das Helferteam. Foto: Der Tegernsee, Thomas Müller

Im Vordergrund des Almsommers steht neben der Beweidung die Bewirtung der Gäste. Andreas Mehringer und sein Team sind gut eingespielt. Frischer Kuchen kommt aus dem Holzofen, der Topfen von der Naturkäserei, der Käse aus der schwiegerelterlichen Käsealm und das Brot vom Bäcker Sanktjohanser in Kreuth. In den Genuss der guten Bewirtung kam auch die Helferrunde beim Schwenden. Andreas Mehringer bedankte sich bei allen zur Mittagszeit mit einer zünftigen Almbrotzeit und nach getaner Arbeit mit Kaffee und Kuchen.

Almwirtschaft und Tourismus

Organisiert hatte die Aktion Andreas Kimpfbeck, Manager für den Aktivbereich bei der TTT, im Auftrag des Bergsteigerdorfes. Denn von der einzigartigen Kulturlandschaft der Bergalmen profitieren nicht nur die Bergbauern, sondern vielmehr die Allgemeinheit und insbesondere der Tourismus. „Das Schwenden leistet eine wichtige Unterstützung, die prägende Almlandschaft mit all ihren Vorteilen für den Tourismus, die Artenvielfalt und den Erosionsschutz zu erhalten“, so der Kreuther, der viele Jahre in der Tourist-Information des Bergsteigerdorfes gearbeitet hat.

Weiterlesen: Almwirtschaft und Tourismus im Tegernseer Tal 

 

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