Die Töchter Josefs

Zwei Töchter oder eine?

Zenz (Conny Floßmann) mit Agath (Gitti Engelhard) und Josef (Rupp Gerold). Foto: Ursel Gloor

Theater in Schliersee

Mit „Die Töchter Josefs“ von Franz Gischel hatte das Schlierseer Bauerntheater eine glückliche Hand. Das klassische Volksstück in einer flotten Inszenierung von Girgl Floßmann überzeugte zur Premiere das Publikum vollends, das nicht enden wollenden Applaus bescherte.

In „einem der schönsten Theater Bayerns“ begrüßte 1. Vorstand des Schlierseer Bauerntheaters Florian Reinthaler das Publikum im voll besetzten Saal. Das Stück behandle Themen „wie dahoam“, es gehe um uneheliche Töchter und Erbangelegenheiten, wo sich so mancher vielleicht wieder erkenne.

Das Stück punktet mit einer witzigen Geschichte und einem unerwarteten Ende, mit schlagfertigen Dialogen und gut gesetzten Pointen, die das Publikum immer wieder zu lautem Lachen animieren. Es geht um Familienzwistigkeiten, um den Streit ums Geld, um einen Hof und natürlich um die Liebe.

Die Töchter Josefs
Thomas (Girgl Floßmann) mit Vroni (Antonia Fürst). Foto: Ursel Gloor

Im Hintergrund agiert der Altbauer, unaufdringlich, aber gewitzt. Mit Altersweisheit versehen, spielt Girgl Floßmann den Thomas, der alle Fäden der Geschichte in der Hand behält, entwirrt und für ein glückliches Ende sorgt. Zumeist sitzt er auf seiner Ofenbank, alt, aber nur ein „bisserl abgenutzt“, geht auch Wallfahren, wobei die Betonung auf Fahren liegt.


Zenz (Conny Floßmann) und Thomas (Girgl Floßmann). Foto: Ursel Gloor

Sohn Sixtus ist gerade nach dem Tod seiner Frau und ohne Erben in einer schwierigen Phase, die er zumeist im Wirtshaus verbringt. Hans Schrädler spielt den Bauern, der sich nach einer neuen Frau umsieht und dabei sogar Magd Vroni im Auge hat, bodenständig und authentisch. Schnell wird klar, dass sein „Bankert“, um den er sich nie gekümmert hat, doch als Hoferbe in Frage käme.


Agath (Gitti Engelhard), Vroni (Antonia Fürst) und Sixtus (Hans Schrädler). Foto: Ursel Gloor

Dem allerdings steht Schwägerin Agath im Weg, die ganz eigene Interessen hat. Gitti Engelhard kann ihr Talent als Zwiderwurzn ordentlich ausleben, ihre Mimik ist köstlich, wenn sie sich hoffnungsfroh als Hoferbin sieht oder wenn sie ihren dritten Mann Josef schurigelt. Sie spielt die rechthaberische, zänkische Frau mit großer Begeisterung, ihr Mann indes, dem sie nicht einmal ein Schnapserl gönnt, hat darunter zu leiden.


Agath (Gitti Engelhard) und Josef (Rupp Gerold). Foto: Ursel Gloor

Rupp Gerold ist zunächst der arme, bedauernswerte, seiner Frau ausgelieferte Josef, aber er entwickelt sich im Laufe des Stücks und wehrt sich gegen seine Frau. Sehr gern spielt er auch seine Schwäche für die Weiberleut aus, muss dazu aber auch zu Notlügen greifen, als ihn seine Frau mit der Hauserin Zenz in zärtlicher Umarmung erwischt. Und so sitzt er dann, sich den Schweiß vom Kopf wischend, in all den Verwicklungen da.

Denn da wäre die eine Tochter und dann die andere. Magd Vroni, von Antonia Fürst fleißig und liebenswürdig dargestellt, hat sich in Knecht Michl verliebt. Franz Manhart spielt ihn in seiner Eifersucht ein wenig schwer von Begriff, grantig, widerborstig und kriegt seinen Mund nicht auf, um die erlösenden Worte zu sprechen. Da muss die Vroni schon die Sache selbst in die Hand nehmen.


Zenz (Conny Floßmann) und Josef (Rupp Gerold). Foto: Ursel Gloor

Eine Glanzrolle hat Conny Floßmann als Zenz. Sie spielt die mannstolle Hauserin „alle sind in mich verliebt, aber keiner will mich heiraten“ voll aus. Eigentlich hat sie ja ein Auge auf den Bauern Sixtus geworfen, dem sie seit zehn Jahren den Haushalt führt, würde auch den Knecht nehmen und gibt sich dann halt mit dem Josef zufrieden. Die Schauspielerin mit großer Bühnenpräsenz kann ganz großartig ihren Frust, dass der Sixtus sie verschmäht, in den Scheuerlappen auswringen und lässt sich von Josef trösten. Mit ihrem lockeren Mundwerk und ihrer köstlichen Gestik und Mimik sorgt sie immer wieder für Szenenapplaus.


Sixtus (Hans Schrädler) und Michl (Franz Manhart). Foto: Ursel Gloor

Den gibt es auch, als Josef betrunken aus dem Wirtshaus torkelt oder wenn Schlitzohr Thomas seine Sprüche vom Stapel lässt. Als Familienforscher weiß er genau über den ledigen Sohn von Sixtus und die Töchter Josefs Bescheid, behält sich aber die Auflösung bis zum Ende vor. Agath mit dem säuerlichen Gesicht allerdings hat dann nichts mehr zu lachen.

Die Töchter Josefs
Das Ensemble. Foto: Ursel Gloor

Der überaus unterhaltsame, humorvolle, gut inszenierte und gespielte Theaterabend wird von den Schlierachtaler Musikanten in den Pausen begleitet.

Die nächsten Vorstellungen von „Die Töchter Josefs“ finden sich auf der Webseite des Schlierseer Bauerntheaters.

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