Wir sind Schöpfung

„Wir sind Schöpfung“

Baum des Lebens. Mittelschule Miesbach, Klassen 7a und 10aM, Detail. Foto: Isabella Krobisch

Fotoausstellung in Miesbach

Vom 11. bis 22. Juli 2025 ist im Waitzinger Keller in Miesbach die Fotoausstellung „Wir sind Schöpfung“ zu sehen – mit Werken des renommierten Fotografen Hans-Günther Kaufmann sowie Schülerarbeiten zweier Miesbacher Schulen. Die feierliche Eröffnung fand am Abend des 10. Juli im großen Saal statt. Ich durfte als Moderator durch die Veranstaltung führen.

Hans-Günther Kaufmann, geboren 1943 in Frankreich, ausgebildet in Rom und den USA, ist ein herausragender Fotograf. „Wir sind Schöpfung“ wurde anlässlich der Weltklimakonferenz in Dubai konzipiert und gastierte seither unter anderem in mehreren deutschen Landtagen sowie zuletzt im Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo in Rom. Dass die Ausstellung nun im Waitzinger Keller Station macht, ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass Kaufmann heute in Miesbach lebt – sowie der Unterstützung der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und des Rotary Clubs Schliersee.

Wir sind Schöpfung
Hans-Günther Kaufmann: Reims Kathedrale und Vereinigte Arabische Emirate: Al Badiyah Moschee. Foto: Isabella Krobisch

Die Ausstellung thematisiert die verbindenden Elemente der drei großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Neun eindrucksvolle Fotografien stellen die Gemeinsamkeiten symbolisch dar. Es sind jeweils drei Bilder zu den Themen Ursprung, Wasser und Architektur der Gotteshäuser. Mehr über die Entstehungsgeschichte und Hintergründe erfahren Sie hier:

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Der Abend begann mit einer Begrüßung durch Dr. Martin Mihalovits, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, sowie einem Videogruß von Armin Laschet, dem geistigen Initiator des Projekts. Im Anschluss wurde ein 45-minütiger Film gezeigt, der die Entstehung und die Botschaft der Ausstellung dokumentiert. Die Reise zu den Motiven führte Kaufmann durch Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Europa. Im Film spricht er unter anderem darüber, dass es oft der Zufall war, der ihn lenkte. Eine falsche Abzweigung brachte ihn ins „Land Abrahams“, wo eines der Bilder zum „Ursprung“ entstand. Am See Genezareth hingegen blieb das erhoffte Motiv aus – dafür fand er es später am Chiemsee.

Wir sind Schöpfung
Hans-Günther Kaufmann im Gespräch mit Grünen-Kreisrätin Harda von Poser. Foto: Barbara Blumtritt

Neben Kaufmann und Laschet kamen im Film verschiedene politische und religiöse Persönlichkeiten zu Wort sowie Jugendliche aus Gars am Inn. Dort beteiligten sich erstmals Schüler aktiv am Projekt.

Im Anschluss an den Film lud ich Peter Legath (Fachschaftsleiter für katholische Religionslehre am Gymnasium Miesbach), Birgit Ostermeier (Rektorin der Mittelschule Miesbach) und Ines Zeitler (Lehrerin an der Mittelschule) auf die Bühne. Sie gaben einen Einblick in die kreativen Beiträge der Schüler, die die Ausstellung bereichern.


Die Schöpfung in den Händen von Leonie, Sara, Dominika, Kathi, Franzi, Gaja, Mittelschule Klassen 8a + 8bM (l.), Die Zerschrottung der Erde von Alex, Florian, Kasper, Dominik, Mittelschule, Klasse 8bm. Foto: Isabella Krobisch

So schrieb die 5. Klasse der Mittelschule Gedichte zum Thema Schöpfung, die als Videoclips in der Ausstellung gezeigt werden. Die 6. Klasse entwarf ein Schul-T-Shirt mit dem Motto „Wir sind Schöpfung“, das dank Unterstützung des Rotary Clubs in Produktion ging. Die 7. Klasse gestaltete gemeinsam mit einer 10. Klasse einen „Baum des Lebens“, dessen Blätter Begriffe rund um das Thema Schöpfung tragen. Die 8. Klasse fertigte Skulpturen aus Gips und Holz zum Thema Umweltverschmutzung an. Ein Fotoprojekt der Grundschule Miesbach wurde kurzfristig von der Mittelschule übernommen und ist im Foyer des Waitzinger Kellers auf Bildschirmen zu sehen.


Treppenaufgang mit Plakaten zu Fair Trade des Gymnasiums Miesbach. Foto: Isabella Krobisch

Der Abiturjahrgang des Gymnasiums wiederum entwarf Plakate zum Thema Fair Trade. In diesem Zusammenhang wies Peter Legath darauf hin, dass das Gymnasium Miesbach aktuell auf dem Weg ist, eine Fair-Trade-Schule zu werden. Rektorin Ostermeier verkündete abschließend, dass die Mittelschule das Motto „Wir sind Schöpfung“ künftig offiziell als Leitsatz führen wird – ein bleibender Impuls, den Hans-Günther Kaufmann der Schule geschenkt hat.


Traum-Zuhause. Leonhard, Thomas, Marinus, Mittelschule, Klasse 8a. Foto: Isabella Krobisch

Im anschließenden Gespräch mit dem Fotografen erfuhren wir, warum er Kinder und Jugendliche in das Projekt einbezieht. Für Kaufmann steht fest: Unser auf Kapital, Leistung und Wachstum ausgerichtetes System stößt zunehmend an seine Grenzen. Veränderungen können nicht von oben verordnet werden, sie müssen aus dem Inneren der Gesellschaft kommen. Die heute Zehnjährigen sind es, die in zwei bis drei Jahrzehnten wirklich etwas bewegen können. Deshalb gilt es, sie jetzt zu sensibilisieren und zu inspirieren.


Aus vielen Wegen eine Schöpfung, Deutschklasse 7-9, Mittelschule Miesbach. Aus Afghanistan, Kroatien, der Ukraine, Indien, Kosovo, der Türkei, Pakistan, Argentinien, Eritrea bringen wir Gedanken, Farben, Erinnerungen. Aus vielen Wegen entsteht eine Schöpfung. Foto: Isabella Krobisch

Der Titel „Wir sind Schöpfung“ ist, wie ich finde, glücklich gewählt, da er niemanden ausschließt. Es spielt keine Rolle, welcher Religion man angehört – oder ob man überhaupt religiös ist. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass wir alle Teil eines größeren Ganzen sind. Wir bestehen aus demselben Material wie alle anderen Lebensformen auf dieser Erde und teilen uns einen Stammbaum. Wir stehen nicht außerhalb der Natur, wir sind Natur. Ohne die übrige Schöpfung können wir nicht existieren.

Zwei Zitate aus dem Film sind mir besonders im Gedächtnis geblieben:
– „Der Glaubende und der Nichtglaubende können sich über das Thema der Schöpfung verständigen.“
– „Egal, was ihr glaubt oder ob ihr glaubt – tut etwas für den Nächsten.“


Hans-Günther Kaufmann: Alter Brunnen. Foto: Barbara Blumtritt

Beides bringt es auf den Punkt. Die Bewahrung der Schöpfung und die Nächstenliebe – zentrale Werte aller drei Weltreligionen – lassen sich auch ganz ohne religiöse Bindung vermitteln. „Schützt die Schöpfung“ und „Tut etwas füreinander“ sind zwei einfache Botschaften, die wir jedem Kind mit auf den Weg geben sollten, unabhängig von Weltanschauung oder Glauben. Wenn viele diesem Weg folgen, kann die Welt sich tatsächlich zum Besseren verändern.

Ein Freund Kaufmanns, der Münchner Arzt Dr. Martin Marianowicz, sprach zum Abschluss einen Friedensgruß, der in seiner Emotionalität und Kraft wirklich berührend war.

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Juli im Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach zu sehen: Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 14 bis 16. Uhr.

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