Der „Sommernachtstraum“ ist wirklich ein Sommernachtstraum!

Typisch Komödie: Wer zusammengehört, kommt zusammen. Happy End nach einer turbulenten Partnersuche im „Sommernachtstraum“ in der Inszenierung von Lydia Starkulla und der Schauspielgruppe Dramadama. Foto: Anja Gild

Theater in Valley

Während Elfen das Liebesspiel der Städter durcheinanderwirbeln, hält Lydia Starkulla mit ihren Schauspielern die Fäden einer außergewöhnlichen Inszenierung sicher in der Hand: Die Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare hatte diesjährige Premiere und verzaubert das Publikum bis Ende Juli in Valley.

Ach, was sind sie doch klein und machtlose, diese Menschlein. Diese Städter. Die meinen, sie haben ihre Gefühle und Liebesemotionen im Griff. Dabei sind sie doch nur Spielball der Elfen und Kobolde. Es ist diese Machtlosigkeit, die uns William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ mit allen Mitteln der Komödie vor Augen führt: Vertauschte Gefühle, sinnlose Liebesschwüre, ehrenwerte Männer, die zu verwirrten Wesen werden und weltliche Gesetze, die im Elfenreich nun wirklich keine Rolle spielen.

Sommernachtstraum
Akrobatik lässt grüßen: Elfenkönig Oberon (Urmel Saurle) und Elfenkönigin Titania (Veronika Miller) in leidenschaftlicher Umarmung. Foto: Anja Gild

Während Shakespeare uns also mit komödiantisch-witzigen Irrungen und Wirrungen amüsiert, verzaubern uns Lydia Starkulla und 20 Laienschauspieler von DRAMADAMA e.V. mit Inszenierung und Spielkunst. „Ein Sommernachtstraum“ ist wirklich ein Sommernachtstraum!

Sommernachtstraum
Neben dem Hopfengarten des Valleyer Schloss Bräu erstreckt sich ein Gelände, das für Freiluftaufführungen geradezu prädestiniert ist. Früher nutzten es die Valleyer zum Eisstockschießen im Winter. Foto: Anja Gild

Am vergangenen Samstag startete das alljährliche Sommertheater von DRAMADAMA in Valley. Die Geister schienen der Premiere günstig gewogen, es war warm, eine laue Sommernacht. Und so konnte Starkulla mit ihre außergewöhnliche Inszenierung voll und ganz begeistern: Der erste Teil des Stücks spielt in der Stadt Athen und also im Saal des Valleyer Schloss Bräu. Dann heißt es für alle „Bitte aufstehen und in den gegenüberliegenden Elfenwald hinterm Bräustüberl wandern!“ Dort spielt der zweite, der längere Teil: Im Feenreich von Elfenkönig Oberon (Urmel Sautle), Elfenkönigin Titania (Veronika Miller) und Puck, dem Chefgeist aller Elfen und Kobolde (Anja Erbricht). Mitten in der Natur, im Buschwerk hinterm Hopfengarten.

Außergewöhnlich inszeniert an einem außergewöhnlichen Spielort

Lydia Starkulla hat keine Mühen gescheut, das Elfenreich so wild und natürlich wie möglich zu gestalten. Mit einfachsten Mitteln: Ein Baugerüst, mit Stoffen und Blumen vollständig drapiert, ist Wohnraum der Elfenkönigin. Rollrasen, einige Tage vor Spielbeginn angeliefert, bedeckt den Boden und gaukelt uns die Illusion einer Waldlichtung vor. Lichterketten hängen wie winzige Glühwürmchen im Blätterwerk der Bäume. Schauspieler tauchen aus Buschwerk auf und verschwinden im Dickicht der Äste. Es ist eine Naturbühne, wie sie Valley noch nicht erlebt hat. Ein Stück Grün, dass hinter dem Bräustüberl bisher nur zum Abstellen von Fahrzeugen benutzt wurde. Jetzt ist es ein Bühne. Ein Lebensraum von Geisterwesen, meisterhaft gestaltet, inszeniert und durch Zufall so geformt, dass die Schauspieler ohne Mikrophone ihre in Versen geschriebenen Texte bestens hörbar in die laue Sommernacht sprechen können.


Regisseurin Lydia Starkulla am Ton- und Lichtpult – 2021 gründete sie Dramadama e.V. Das Laienspielensemble fand seine Heimat im Valleyer Schloss Bräu und spielt seitdem je eine Produktion im Sommer und im Winter. Foto: Anja Gild

Und wenn es regnet? Dann ist schon alles, auch das Elfennest, im Saal des Valleyer Schloss Bräu aufgebaut. Verborgen, hinter schwarzen Samtvorhängen. Bereit, geöffnet und bespielt zu werden.

Sie geben alles!


Der Sommernachtstraum verlangt den Schauspielern nicht nur große Textsicherheit ab, sondern sehr viel Körpereinsatz. Hier kämpfen Demetrius (Christian Selbherr, rechts) und Lysander (Dominik Kirschner) um die vermeintlich richtige Braut – Anna Zuckermaier als Hermia (links) sowie Maike Waldbroel als Helena. Foto: Anja Gild

Es ist nicht nur die Inszenierung, die überrascht und begeistert. Es ist vor allem auch die schauspielerische Leistung diese hochprofessionellen Laienschauspieler, die einen das Zwerchfell vibrieren lässt. Es scheint, als wären die Rollen auf ihre Spieler maßgeschneidert zugeschnitten.

Maßgeschneidert auch die zauberhaften Kostüme (Katharina Probst), die phantasievollen Frisuren und Masken. Keine Elfe gleicht der anderen. Oder die Gruppe der Handwerksmeister, die, in Arbeitskleidung gehüllt, parallel zur „Tragik“ der Liebenden, ein einigermaßen sinnloses Theaterstück einüben „zu Ehren der Herzogin“ und in ihrer bemühten Tollpatschigkeit einen Lacher nach dem anderen aus dem Publikum herauskitzeln. Und immer die Elfen, die in allem mitmischen, von den Protagonisten ungesehen – aber von uns Zuschauern sehr wohl wahrgenommen. Genau darin liegt auch ein großer Reiz dieses Klassikers: Wir, das Publikum, sehen etwas, was die anderen nicht sehen. So werden wir zu Verbündeten von Shakespeare, zu Wissenden, zu Beteiligten, die über das Unwissen der Schauspielenden staunen und bisweilen schadenfroh lachen können.


Ludwig Stürzer, Lorenz Schmaus und Xaver Bernöcker (v.l.) spielen die Handwerker aus Athen, die zur Einstudierung eines Theaterstücks aus der Stadt Athen in den nahegelegenen Wald bei der „Meistereiche“ gehen und dort ungewollt Teil der Elfenwelt werden. Foto: Anja Gild

Weitere Termine sind: Donnerstag, 10. Juli, 18.30 Uhr, Freitag, 11. Juli, 19.30 Uhr, Freitag, 18. Juli 19.30 Uhr, Samstag, 19. Juli 19.30 Uhr, Sonntag, 20. Juli 18.30 Uhr. Ticket-Reservierung über www.dramadama.de.
Es spielen: Xaver Bernöcker, Manfred Demmel, Anja Erbricht, Peter Franz, Eva Frauenrieder, Jochen Geipel, Katharina Grun, Eva Hort, Dominik Kirschner, Roland Lösch, Veronika Miller, Johanna Odriozola-Engl, Gisela Emmi Riedl, Urmel Sautle, Daniela Scheuerstuhl-Anduleit, Lorenz Schmaus/Leonhard Obermüller, Christian Selbherr, Ludwig Stürzer, Maike Waldbroel, Anna Zuckermaier

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