Rudolf Groeschel

Zurück am Ort des Entstehens: der Kunstmaler Rudolf Groeschel

Die Weide am Ufer, 1974. Bild aus: W. Rudolf Groeschel, Liebe zur deutschen Landschaft, Eigendruck 1976.

Ausstellung in Weyarn

Mit einer umfassenden Werkschau in Weyarn wird demnächst an „eine der bedeutendsten regionalen Künstlerpersönlichkeiten“ erinnert. Zahlreiche Bilder aus dem Nachlass sowie von privaten Leihgebern aus Weyarn und Umgebung werden aus Anlass des 130. Geburtstags des Rudolf Groeschel im Rathaus und Bürgergewölbe in Weyarn gezeigt.

Angefangen hat alles mit einem Grabstein. Im Jahr 2019 machte die umsichtige Kirchenverwaltung in Weyarn die Gemeinde darauf aufmerksam, dass das bereits vor etlichen Jahren aufgelöste Grab der Familie Groeschel im alten Weyarner Friedhof aufgelassen werden sollte und der Grabstein, der bereits umgefallen war, dann weggeschafft würde. Pater Michael de Koninck OT meinte, dass es schade sei, wenn so eine weitere Spur des Malers Groeschel, der doch „ein berühmtes Kind der Gemeinde Weyarn gewesen sei“, dauerhaft verschwunden würde.

Grabstein von TOBEL restauriert

Dieser Meinung war auch der Förderverein Kultur & Geschichte in Weyarn e.V. Der Grabstein sollte restauriert und an einem geeigneten und gut sichtbaren Platz im Friedhof der Weyarner Stiftskirche St. Peter und Paul dauerhaft platziert werden. Die Gemeinde war einverstanden und das Projekt wurde sogar in die LEADER-Förderung aufgenommen. Heute steht der Grabstein, fachmännisch restauriert vom Valleyer Bildhauer TOBEL, an der Westfassade des Rathauses am Weg im Weyarner Friedhof. Eine kleine Infotafel gibt Auskunft über Leben und Werk des lange Jahre in Fentbach bei Weyarn lebenden Künstlers, Landschaftsmalers und Portraitisten.

Rudolf Groeschel in Fentbach zuhause

Rudolf Groeschel lebte und arbeitete seit den 1930er-Jahren in Fentbach bei Weyarn. Seine künstlerische Ausbildung in München ab 1908 wurde durch Kriegsdienst, schwere Verletzung und Gefangenschaft sowie Flucht aus Russland unterbrochen. Zeitlebens war Groeschel durch seine Kriegsverletzung schwer beeinträchtigt. Den jungen Künstler zog es zunächst an den Chiemsee, wo er Mitgründer der Künstlergemeinschaft „Die Frauenwörther“ wurde. 1921 stellte er im Münchner Glaspalast aus, später tritt er zur Münchner Sezession über. 1937 erwarb der Künstler den alten Zehentstadel in Fentbach. 1941 heiratete er Irmgard Dagmar Allmer. Nach der Zerstörung des Münchner Ateliers durch einen Luftangriff zogen die Groeschels komplett nach Fentbach. Hier entstanden zahlreiche Werke, für die kräftige Farben, ausdrucksstarke Landschaften und ungewöhnliche Perspektiven charakteristisch sind. Für die Rahmen seiner Bilder kreierte er die Groeschel-Leiste, die er in seiner Werkstatt selbst fertigte.

Rudolf Groeschel
Groeschel malt pleinair. Foto: AK Geschichte/Gemeinde Weyarn, Das Groeschel-Haus war ein häufiges Motiv des Malers: Die Loggia, Postkarte, 1968.

Ältere Weyarner BürgerInnen erinnern sich noch an Groeschel, wie er mit Staffelei und Palette ins Freie zog und am Seehamer See, im Wattersdorfer Moor oder am Fentbacher Lindl unter freiem Himmel malte. Rudolf Groeschel war bereits zu Lebzeiten ein bekannter Maler, postum wurde er als „eine der bedeutendsten regionalen Künstlerpersönlichkeiten“ bezeichnet.

1992 kaufte der Landkreis Rosenheim den künstlerischen Nachlass, bestehend aus 84 Bildern, von der Witwe des Künstlers. Schade, fanden viele, dass das Werk eines so modernen wie zeitlosen Künstlers nicht in Weyarn blieb. Umso schöner ist es, dass nun eine umfangreiche Schau gezeigt werden kann. Den Großteil bilden Werke aus dem Nachlass. Zusätzlich werden Bilder von privaten Leihgebern gezeigt, die erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Eine einmalige Gelegenheit für Kunstliebhaber.

Ausstellung „Rudolf Groeschel zum 130. Geburtstag“, Veranstalter: Gemeinde Weyarn und Förderverein Kultur & Geschichte in Weyarn e.V. 21.8.-5.9.2021 im Bürgergewölbe (J.-B.-Zimmermann-Str. 5) und Rathaus (Ignaz-Günther-Straße 5), Öffnungszeiten: Mittwoch 18-21 Uhr, Samstag 14-18 Uhr, Sonntag 10-18 Uhr

Zum Weiterlesen: Der „Schmied von Kochel“ ist aus Weyarn

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