
“Farbe, Form und Licht”
Die Ausstellung der Otterfinger Kulturwoche vermittelt eine Vielzahl an Stimmungen, hier Beate Schöttls Werke aus Steinzeugton. Foto: Andreas Wolkenstein</font
Ausstellung in Otterfing
23 Kunstschaffende stellen heuer in der Ausstellung zur Otterfinger Kulturwoche aus. Das Interesse im 22. Jahr der Veranstaltung, die traditionell während der bayerischen Herbstferien stattfindet, ist ungebrochen – und steigt sogar, wie Kuratorin Gabriele Hofweber feststellte. Auch heuer ist eine große Vielzahl an Materialien, Farben und Spielarten von Kunst zu sehen.
Passion Fotografie
Farbe, Form und Licht – geht es nach Manfred Lenzer, dann reduziert sich Kunst auf diese drei Eindrücke. Und es stimmt ja: Blickt man auf irgendeinen Gegenstand, ob Kunst oder nicht, dann sind Farbe, Form und Licht präsent, während die Schraffierung oder anderes erstmal unentdeckt bleiben. Manfred Lenzer ist einer der 23 Künstler, deren Werke bei der diesjährigen Ausstellung zur Kulturwoche gezeigt werden. Seine Passion ist, wie er in einer kurzen Vorstellung seiner Arbeit sagt, die Fotografie. Dabei zeigt er nicht einfach, was er durch die Linse der Kamera sieht, sondern reduziert das Abgelichtete auf Farbe, Form und Licht. Oder, wie der Künstler selbst sagt, “auf das Maximum”. Das Ergebnis sind eindrückliche Fotografien, die nicht zuletzt durch intensive Farbgebung und eine kluge Zusammensetzung der Motive heraussticht.

Die Künstlerin Anna Schmidt-Weinrich, bekannt als ASCHMI, spielt auch mit Farbe und Form und lässt Raum für individuelle Interpretationen. Foto: Andreas Wolkenstein
Stimmungen durch Farbe
Auch die Arbeiten von Kuratorin Gabriele Hofweber sind voller intensiver Farben. Daran arbeite sie so lange herum, bis es ihr gefalle, erzählt sie. Ausgestellt sind vier ihrer Werke, darunter Acrylmalereien auf Leinwand mit dem Titel Meeresstimmung und Sommerstimmung. Damit ist der Eindruck, den Gabriele Hofwebers Werke machen, bestens beschrieben: Wer die Farben auf sich einwirken lässt, ist schnell in Stimmungen versetzt und dazu verleitet, diesen weiter nachzuspüren.

Stimmungsvolle Akrylmalerei von Gabriele Hofweber. Foto: Andreas Wolkenstein
Gesellschaftliche Aussage
Doch nicht nur Stimmungen nehmen die Besuchenden der Otterfinger Ausstellung mit nach Hause. Mit Kian Lorenz’ Skulptur Der digitale Sklave ist ein Werk mit klarer gesellschaftlicher Aussage verbunden, wie der Künstler betont. Einer ausgemusterten Schaufensterpuppe hat er ein Mobiltelefon ans Ohr gekettet. “Ich wollte damit die Gefangenschaft des Menschen durch die Digitalisierung zeigen”, erläutert Lorenz, der eigentlich aus der Metallbildhauerei kommt.
Arne Hanselmanns digital erstellte Zeichnungen, die er in der Otterfinger Ausstellung zeigt, sind ebenfalls voller politischer und gesellschaftlicher Aussagen. Aktuelle Anlässe in Politik und Gesellschaft hätten ihn heuer beeinflusst, berichtet er. Zwar sei es nicht immer Aufgabe der Kunst, politische Aussagen zu machen, gibt er zu. Dennoch könne Kunst als Spiegel der Zeit gelten. “Und sie wird immer politisch, wenn man sie braucht”, so der Künstler.

Arne Hanselmann (links) vor seinen digital erstellten Zeichnungen im Gespräch mit einer Ausstellungsbesucherin. Foto: Andreas Wolkenstein
Alte Bücher, neue Kunst
Auch Angela Dörnbach-Lange aus Otterfing verbindet mit ihrer Kunst eine Aussage. Ihre Arbeit versteht sie als Hommage an alte Bücher. Die würden heute nicht mehr gebraucht, so die Prämisse ihrer Arbeit. Die Künstlerin nimmt die Bücher daher und rollt das Papier in verschiedenen Spiralformen zusammen, um damit ihre “Wertschätzung alter Bücher” zum Ausdruck zu bringen. Sie selbst lerne dabei die Struktur der Bücher, von Papier und auch verschiedene Drucktechniken neu kennen, berichtet Angela Dörnbach-Lange. Und gewiss gilt dies auch für die Betrachtenden.

„Buchkunst“ von Angela Dörnbach-Lange. Foto: Andreas Wolkenstein
Stimmungen: schön und aufwühlend, minimalistisch und wuchtig
Mit diesen Schlaglichern ist nur ein kleiner Teil der Otterfinger Ausstellung beschrieben. Alle Kunst, die in der Aula der Grundschule zu sehen ist, regt in jedem Fall zum Nachdenken an. Sie lädt genauso dazu ein, Stimmungen zu spüren, wie dazu, sich mit gesellschaftlichen Vorgängen auseinanderzusetzen. Sie ist schön, aufwühlend, minimalistisch und wuchtig. Sie zeigt vor allem aber, welche intensive Auseinandersetzung nicht zuletzt mit Form, Farbe und Licht die Otterfinger Künstler leisten. Wer sich darauf einlassen möchte, hat noch bis Sonntag, den 08. November 2025 Zeit. Die Ausstellung öffnet jeweils 30 Minuten vor den Abendveranstaltungen der Otterfinger Kulturwoche.