
Vom Wesen des Menschen
Blick in die Ausstellung „Schein und sein“. Foto: Petra Kurbjuhn
Eröffnung Kulturherbst Schliersee
„Das K grüßt schon von weitem und sagt es ist wieder Kulturherbst-Zeit.“ Mit diesen Worten begrüßte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer die vielen Gäste zur Eröffnung mit der Ausstellung „Schein und Sein“ in der Vitalwelt. Bis zum 31. Oktober lädt der Kulturherbst Schliersee zu zahlreichen Veranstaltungen ein.
Seit 2007, so das Gemeindeoberhaupt, finde diese besondere Veranstaltungsreihe statt und er freue sich ganz besonders, den Erfinder und Motor Johannes Wegmann begrüßen zu dürfen und wünsche ihm beste Genesung. Anhaltender Applaus bewies die Wertschätzung der Gäste für Johannes Wegmann.
Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer. Foto: Petra Kurbjuhn
„Kunst und Kultur ist in unserer Zeit so wichtig, denn sie öffnen die Sinne für etwas anderes als Krisen, Chaos und Krieg“, sagte Franz Schnitzenbaumer. Kunst öffne den Geist und führe Menschen zueinander.
Der Schlierseer Kulturherbst wurde traditionell mit einer Ausstellung eröffnet. Unter dem Titel „Schein und Sein“ zeigt der Miesbacher Fotograf Hans-Günther Kaufmann seine Werke und der Bildhauer Andreas Kuhnlein seine Interpretation des Themas.
Johannes Wegmann, Motor des Kulturherbstes, hatte Hans-Günther Kaufmann (l.) und Andreas Kuhnlein (r.) eingeladen. Foto: Petra Kurbjuhn
„Schein und Sein, das können wir alle“, sagte der Kommunalpolitiker. Er freue sich auf drei Wochen an vielfältiger Kultur und dankte dem ganzen Team der Tourist Information Schliersee für die Arbeit, insbesondere aber Marion Riedl, die mit Unterstützung von Constanze Wegmann den Mammutanteil bewältigt habe.
Marion Riedl von der TI Schliersee. Foto: Petra Kurbjuhn
Als Wanderer zwischen Realität und Wirklichkeit bezeichnet sich Hans-Günther Kaufmann, der in Schliersee Fotografien aus seiner Frühzeit als Werbe- und Modefotograf präsentiert. Als älterer Bruder der Schauspielerin Christine Kaufmann hat er sowohl sie als auch deren Ehemann Tony Curtis fotografiert. Ein Foto auf dem Motorrad der Geschwister symbolisiert die Leichtigkeit und sicher auch Oberflächlichkeit des damaligen Lebens.
Der Miesbacher Fotograf hatte schon mit 18 Jahren sein erstes Studio in München und tourte durch die Welt immer auf der Jagd nach dem besten Foto aus der Welt der Schönen und Prominenten.
Christine und Hans-Günther Kaufmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Dem gegenüber dominiert in der Ausstellung in der Mitte ein Porträtfoto einer Nonne. Dieses Gesicht zieht unmittelbar die Aufmerksamkeit des Betrachtenden auf sich. Er habe sich gefragt, wie sich Realität und Wirklichkeit unterscheiden, sagte Hans-Günther Kaufmann. „Wir haben eine Realität geschaffen, die aus Zahlen besteht.“ Diese Äbtissin aber von St. Hildegard mit ihrer Lebendigkeit in den Augen, das sei Wirklichkeit. Diese aber werde uns nur offenbar, wenn wir genau hinschauen.
Äbtissin von St. Hildegard. Foto: Archiv KulturVision
Das Leben des Prominentenfotografs nahm eine Wendung durch die Freundschaft mit Abt Odilo Lechner, mit dem er einige Bücher veröffentlichte und den Weg zur Spiritualität fand. Sein jüngstes Projekt realisierte er gemeinsam mit dem Politiker Armin Laschet. Er fand Motive, die die Gemeinsamkeit der drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam dokumentieren.
Tony Curtis. Foto: Petra Kurbjuhn
Er bedankte sich bei der Mittelschule Schliersee dafür, dass sich die Kinder an seiner Ausstellung „Wir sind Schöpfung“ im Waitzinger Keller beteiligt und das Thema auf ihre Weise bearbeitet hätten. „Kinder sind noch nicht verzerrt“, konstatierte er.
Repräsentant. Foto: Petra Kurbjuhn
Für Andreas Kuhnlein war die Eröffnung dieser Ausstellung eine Premiere. Der Bildhauer aus Unterwössen bekannte, dass er sonst nicht rede. Jetzt aber erzählte er, dass die Serie „Schein und Sein“ 2010 entstanden sei. „Sie enthält Skulpturenpaare, in denen ein Mensch zweimal gezeigt wird.“ Einmal in seiner Scheinwelt und einmal so, wie er tatsächlich ist. „Manchmal braucht man den Schein“, sagte der Künstler, aber es gebe Probleme, wenn man nur mit einer Fassade unterwegs sei. Er habe versucht, die Scheinwelt mit Kleidung und Attributen zu erzeugen.
Stellvertreter. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Seinswelt indes zeigt das Hauptanliegen von Andreas Kuhnlein, die Frage nämlich, was den Menschen ausmacht. Hier ist der Mensch bar aller Zeichen von Macht und Einfluss auf sich selbst zurückgeworfen und wird in seiner Verletzlichkeit deutlich. Letztlich stehen sich Eitelkeit und Macht dem eigentlichen Wesen des Menschen gegenüber. Was ist der Mensch? Was ist sein Wesen? Woher komt er und wohin geht er? Diesen Fragen stellt sich Andreas Kuhnlein mit seinen Holzskulpturen, mit denen er weit über Bayern hinaus bekannt wurde.
Künstlergespräch am 30. Oktober
In einem Künstlergespräch am 30. Oktober um 20 Uhr in der Vitalwelt Schliersee reflektieren Hans-Günther Kaufmann und Andreas Kuhnlein über „Schein und Sein“ sowie „Realität und Wirklichkeit“ unter dem zusammenfassenden Titel „Glamour & Light“.