Wilder Bergsteiger, hochbegabter Maler und sensibler Mensch
Sepp Eichinger und der „Kaiser“. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Holzkirchen
Kein Wunder, sind doch die Bilder, zumeist in Acryl gemalt, keineswegs naturalistische Abbilder der schönen Bergwelt, sondern sie sind, wie Laudator Stefan König es nannte, Interpretationen seiner Gefühle, Interpretation dessen, was ihn mit den Bergen verbindet, nämlich Kraft und Energie ebenso wie tragische und schicksalshafte Momente. Denn ein schwerer Sturz beendete vor zehn Jahren das Extremklettern
Gleich eingangs trifft der Besucher auf das Matterhorn und Grandes Jorasses. Die Pinselstriche Sepp Eichingers zeigen strikt nach oben, führen den Betrachter zum Ziel des Kletterers, zum Gipfel. Die Farben in Weiß/Schwarz und Blau sind der Natur abgeschaut, vermitteln aber zusätzlich in ihrer Komposition die Strenge und Schroffheit der Felsmassive.
Der schönste Weg
„Über den Grat zum Ziel“ hat der Maler die drei gegenüberliegenden Bilder genannt, die in starker verfremdeter Farbigkeit in Grün, Rot und Blau eine expressive Stimmung erzeugen. Ein wilder Bergsteiger, ein hochbegabter Maler und ein sensibler Mensch sei er, sein Bergfreund Eichinger, konstatierte König. Viele Touren habe er erschlossen und dabei immer den schönsten Weg gesucht.
Diese Wege sind in zwei Bildern explizit herausgearbeitet. Ein Bild nennt Eichinger „Viele Wege führen zum Ziel“, die gelben Wege mit dunklen Umrandungen erinnern fast an Autobahnen, die aus allen Richtungen kommend den Berg hinanziehen. Zum Gletscher indes führen grüne Wege. Auch die in den Bergen lauernden Gefahren hat Sepp Eichinger festgehalten. Weiße Flecken sind auf dem Weg ins Tal unterwegs.
Rote Tupfen der Bebauung
Sepp Eichinger war nicht nur in der Ferne unterwegs, sondern auch in den heimatlichen Alpen. Wettersteingebirge und Zugspitze hat er ebenso festgehalten wie Roß- und Buchstein aus einer Perspektive, bei der vorn der schräge Leonhardstein aufragt. Ganz zahm am unteren Bildrand, zwar gezackt aber wenig erhaben, der Zahme Kaiser, hinter dem sich schroff und das gesamte Bild einnehmend der Wilde Kaiser erhebt. Ein Bild in starker Farbigkeit, das ein wenig an die Bergbilder Bernd Zimmers erinnert, die kürzlich im Buchheim-Museum zu sehen waren.
Meist beschränkt sich Sepp Eichinger ausschließlich auf die Berge. Manchmal fügt er durch rote Tupfen Bebauung im Tal hinzu oder einen dürren Baum als Vordergrund. Bei seinem Bild vom Ahornboden allerdings beherrschen die kahlen Bäume das Bild, während der Hintergrund stark orangefarben auf die herbstliche Laubfärbung hinweist.
In der Sächsischen Schweiz
Als Ergänzung zu den großen Acrylbilder sind einige kleine Aquarelle zu sehen, in denen der Maler ganz zarte Elemente, wie die verschneiten Bäume vor dunklem Hintergrund einfügt. Und der Künstler selbst ist in den Fotos zu sehen, die ihn an den Felsen der Sächsischen Schweiz zeigen
Zur Vernissage spielten die Söhne des Künstlers Toni und Anderl Eichinger, besser bekannt als die Oache Brothers, ganz wundersame Lieder, die die emotionale Wirkung der Bilder noch verstärkten. Die Ausstellung im Foyer des Kultur im Oberbräu ist noch bis zum 23. Juni zu den Öffnungszeiten des Kulturcafés zu sehen.