Schau nicht auf die Probleme, schau auf die Lösung
Werner Tiki Küstenmacher. Foto: privat
Vortrag in Holzkirchen
Mit „Simplify your life“ hat Werner Tiki Küstenmacher einen internationalen Bestseller gelandet. Jetzt war er mit seinem Buch „Limbi: Der Weg zum Glück führt durchs Gehirn“ in Holzkirchen und faszinierte das Publikum wieder einmal mit seiner unvergleichlichen Art des Vortrags.
„Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist“, dieser vom Autor selbst gezeichnete Cartoon empfing die zahlreichen Besucher in der evangelischen Segenskirche. Bereits zum dritten Mal hatte „Ökumene vor Ort“ den bekannten Pfarrer, Autor, Journalisten und Karikaturisten aus Gröbenzell eingeladen.
Er knüpfte zunächst an seinen Riesenerfolg an und empfahl für eine bessere seelische Gesundheit und mehr Platz das Aufräumen. Zwei Regeln gilt es dabei zu beherrschen: nicht zu viel vornehmen aber dann radikal sein. Warum es uns besser mit einem leeren Schreibtisch geht, erklärte er anhand unserer Hirnstruktur. Diese besteht neben dem Großhirn für die Vernunft aus dem limbischen System, auch emotionales oder kleines Säugetiergehirn genannt. Und dieses liebt die Einfachheit.
Der leere Schreibtisch macht glücklich. Foto: Petra Kurbjuhn
Werner Tiki Küstenmacher nennt diesen Hirnteil LIMBI und nimmt den Stift zur Hand. Er beginnt mit zwei Ovalen, den Augen, zeichnet Mund und Nase, Haare und einen Leib daran. Dieses kleine Wesen LIMBI wird uns den ganzen Vortrag hindurch begleiten.
Wir sind Nachfahren der Angsthasen
Und ganz klar, es hat keinen Wert, etwas gegen ihn zu tun, vernünftiger ist es in jedem Fall, die Ziele so zu formulieren, dass sie LIMBI gefallen und er mitzieht. Ansonsten gewinnt der innere Schweinehund.
Aber LIMBI spielt nicht nur eine Rolle beim Aufräumen, sondern seine Wirkung ist viel weitreichender. Er ist schuld daran, dass wir die Welt viel schlechter einschätzen, als sie wirklich ist. Die Ursache ist klar: „Wir sind die Nachfahren der Angsthasen, die vor dem Säbelzahntiger ausrissen, die Mutigen hat er gefressen“, erklärte Küstenmacher.
Voll besetzte Segenskirche Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Beweis folgte auf dem Fuße. In zwei Tests entschied sich das Publikum in der Segenskirche jeweils für die schlechte Variante: Beispiel Masernimpfung, kaum einer konnte glauben, dass weltweit 82 Prozent der Kinder geimpft werden.
Andere Beispiele: Die Menschen meinen, dass Einbrüche, Waffenkäufe, Gewalt und Terror permanent zunehmen. „Stimmt nicht“, sagt Küstenmacher, „die Lage ist nicht so schlimm.“ Aber der Mensch habe kein Organ für Statistik, er orientiere sich nur an Einzelfällen.
Die Medien fokussieren sich auf das Schlechte. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Medien tun das Ihrige, um die Angst zu schüren, man schaue sich nur die Talkshows im Fernsehen an.
Was ist die Lösung? GNADE, nämlich Glaube nicht all deinen Emotionen. Diese seien vereinfacht Furcht, Verachtung, Trauer, Ekel, Ärger, Überraschung und Freude. Letzterer widmete sich der Referent ausführlicher. Denn hier kann der Mensch selbst eingreifen und sich Freude schenken. Vorfreude, indem er sich symbolisch eine Karotte vor die Nase hänge und sich so auf etwas freue. Gemeinsame Mahlzeiten in der Familie, um Bindungsfreude zu generieren.
Nur eine der Emotionen, die Freude, ist positiv. Foto: Petra Kurbjuhn
Da LIMBI mit uns über unseren Körper kommuniziert, über sogenannte somatische Marker und Emotionen dadurch körperlich spürbar werden, können wir auch über den Körper LIMBI beeinflussen. Zum einen ist Bewegung ein probates Mittel, zum anderen aber auch eine positive Einstellung zum Leben.
Vor dem Einschlafen lächeln
Als Hausaufgabe gab Werner Tiki Küstenmacher folgende Übung mit: Vor dem Einschlafen lächeln. Dabei drücken die Muskeln auf Sensoren, die dem Hirn signalisieren: alles ist in Ordnung. Gut tut dem LIMBI auch Entschleunigung, eine neue Pausenkultur, mal offline sein. Chefs gab der Vortragende eine witzige Empfehlung mit, wie er seine Mitarbeiter glücklich machen kann: „Setzen Sie Termine und lassen Sie sie dann ausfallen.“
LIMBI und Verstand kooperieren
Letztlich gab es noch einen todsicheren Tipp aus dem Fahrsicherheitstraining, bei dem LIMBI und Großhirnrinde zusammenwirken dürfen. Dort heißt es: Schau nicht auf die Bäume, sondern auf die Lücke. Im übertragenen Sinne also: Schau nicht auf die Probleme, sondern auf die Lösung.
Christiane Brunner bedankt sich bei Werner Tiki Küstenmacher. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein Mut machender, wissenschaftlich begründeter, unterhaltsamer und humorvoller Abend, an dessen Ende alle Zuhörer wussten: LIMBI liebt Holzkirchen. Und dafür bekam Werner Tiki Küstenmacher von Organisatorin Christiane Brunner einen bunten Regenschirm.
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