„Unsere Werte sind kein Zufallsprodukt“

Dr. Franz Hauber. Foto: Monika Ziegler

Vortrag in Holzkirchen

„Die Ethik ist das Wesentliche in den nächsten 100 Jahren“, betonte der aus Rosenheim kommende promovierte Pädagoge und begründete mit den vielen offenen Fragen, die die moderne Naturwissenschaft, insbesondere die Biologie aufwirft. Darf man alles, was möglich ist? Und woran kann sich dem Mensch in seiner Suche nach gutem Tun orientieren? Ist es der Staat, sind es die Gesetze, das Gewissen oder das, was die Kirche sagt?

Hauber stellte insbesondere zwei ethische Ansätze vor, die deontologische Pflichtmoral mit ihren eindeutigen Regeln und die auf Hans Jonas zurückgehende Verantwortungsethik, bei der die Folgen des Tuns gut sein müssen, auch wenn schlechte Handlungselemente damit verbunden sind. Letztere sei viel schwieriger umzusetzen, meinte Hauber, bekannte sich aber persönlich zu dieser Form.

Goldene Regel als Handlungsmaxime

Insgesamt aber, so stellte er fest, sei es die Goldene Regel der Menschlichkeit, die als Handlungsmaxime geeignet sei, also: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Diese, in allen Kulturen der Menschheit vorhandene Regel, liege in den Genen der Menschen verankert, führte Hauber aus. Aber nicht nur, auch die Erziehung tue das ihre. Altruistisches Verhalten sei, so zeigte er in einem Film, sogar schon bei Affen angelegt. Einschränkend aber fügte er an, nur bei einer Gruppe bis maximal 150 Personen.

Der Vortragende wies an Gehirnscans nach, dass solche Werte wie Nächstenliebe, Aggression, Egoismus, usw. durch Gehirnaktivitäten nachweisbar sind. Diese können durch Eingriffe in das Gehirn, etwa durch Verletzungen oder aber im positiven Sinn durch Verabreichung des Hormons Oxytocin beeinflusst werden. Für die Ausprägung dieser ethischen Grundsätze im Gehirn sei insbesondere die frühe Kindheit maßgeblich.

Kooperieren, wenn der andere dazu bereit ist

Dass ein Handeln nach der Goldenen Regel am vernünftigsten ist, wies Franz Hauber anhand der Spieltheorie nach. Dabei zeige sich, dass die beste Strategie in der Auseinandersetzung mit einem Gegenüber die sogenannte „Tit-for-Tat-Regel“ ist, das heißt, zu kooperieren, wenn auch der andere dazu bereit ist, sogar vertrauensbildende Maßnahmen zu erzeugen, dabei aber nicht auf Selbstachtung zu verzichten.

Zur Naturrechtslehre der Kirchen äußerte der Vortragende seine Zweifel. Er könne nicht glauben, dass Gott die Grundlagen der Moral im Menschen angelegt habe. „Wenn Gott die Evolution gesteuert hat, taucht die Theodizee-Frage auf, die mit Freiheit nicht erklärbar ist“, bezog er Stellung. Bei der Frage, ob das Gewissen sozusagen das Sprachrohr Gottes ist, berief er sich auf Thomas von Aquin, nach dem das Gewissen die höchste moralische Instanz ist.

Die Hoffnung, nicht ins Nichts zu fallen

In Dilemmasituationen, wenn zwei Güter gleichen Wertes abzuwägen sind, bekannte sich Hauber zur christlichen Verantwortungsethik, die die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften einbezieht. Er betonte, dass unser heutiges Weltbild und unsere Moralvorstellungen mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften vereinbar sein müssen.

Letztlich stellte er sich der Frage, was Moral mit Gott zu tun hat und fragte zunächst: Gibt es Gott? Und was ist der Sinn des menschlichen Lebens? Er konstatierte: „Unsere Werte sind kein Zufallsprodukt, sondern dahinter steht Gott.“ Ein Christen und einen atheistischen Humanisten trenne im Tun nichts, wohl aber trenne sie die Hoffnung. Hauber sieht Gott nicht als Schöpfer der Welt, sondern vielmehr als Ziel der Evolution. Und somit bleibe die Hoffnung, am Ende nicht ins Nichts zu fallen.

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