Midact

Wie fange ich an?

Robert Krause und Florian Puchert laden zum Schreibpodcast ein. Foto: Club 23

Schreibpodcast

Mit ihrem neuen Podcast Midact Club 23 nehmen Robert Krause, Florian Puchert und Benjamin Schwarzer Zuhörende mit auf die Heldenreise. Wie ist die Dramaturgie eines Romanes oder eines Drehbuches aufgebaut? In der ersten Folge geht es um das Schwierigste überhaupt: das Anfangen. Und das ist nicht nur für Schreibende spannend.

Wer kennt es nicht – da wird noch die Waschmaschine gefüllt oder die Wäsche gebügelt, nur damit man nicht anfangen muss. Robert Krause räumt die Spülmaschine aus oder macht das Bett. „Dann sind die Gedanken sortiert“, sagt er. Der Miesbacher Regisseur, Drehbuchschreiber und Honorarprofessor für kreatives Schreiben an der Hochschule für Film und Fernsehen gründete mit seinem Kollegen Florian Puchert die Schreibschule Club 23. Hier lernen Studierende, wie man in 23 Tagen ein Drehbuch schreibt. Ihr Film „Die wunderbaren Jahre“ in der ARD erzielte Zuschauerrekorde.

Lesetipp: „Unsere wunderbaren Jahre“ in der ARD

In ihrer soeben gestarteten Podcast-Reihe erklären die beiden Autoren ihre Philosophie, die sie auch im Club 23 vermitteln. „In jeder Geschichte gibt es eine Phase, in der alles gut erscheint, aber danach wird es schlimmer“, erklärt Robert Krause. Üblicherweise werde diese Stelle in der Dramaturgie der Heldenreise als Midpoint bezeichnet, aber es sei ein Midact. „Das haben wir entdeckt.“ Und so heißt der Podcast Midact. „Wir wollen uns in dieser ersten Staffel des Podcasts durch die Heldenreise hindurcharbeiten“, kündigt Robert Krause an.

In der ersten Folge unterhalten sich Robert Krause und Florian Puchert darüber, wie es Autoren geht, die ein neues Projekt anfangen wollen. Auch Profis haben damit zu kämpfen, räumen beide ein.

Professor und Drehbuchautor Robert Krause
Drehbuchautor Robert Krause im Online-Seminar. Foto: Ines Wagner

Robert Krause hat ein Analogon zum Anfang des Schreibens in einer Kanadareise mit seinen beiden Söhnen gefunden. Das sei wie ein Initiationsritual gewesen als sie mit dem Floß auf dem Yukon gefahren seien, denn damit habe eine neue Lebensphase begonnen. Die Herausforderung bestehe darin, den Punkt zu finden, von dem aus man ein Projekt wirklich durchziehe, sagt er.

Verwerten statt bewerten

Als Strategie für den Anfang empfiehlt er die sogenannten Morgenseiten, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Florian Puchert erklärt: Man möge einfach tagebuchmäßig drauf los schreiben, um sich zu sortieren und damit etwas da ist. Er gehe auch spazieren und spreche ins Handy, fügt Robert Krause an.

Er habe als Kind unter Legasthenie gelitten und habe nie Autor werden wollen, sondern Regisseur, verrät er. Aber in einem Seminar an der Filmhochschule bei Doris Dörrie habe er schreiben müssen und sich dabei sauwohl gefühlt, denn er habe den inneren Kritiker killen können.

Das gemeinsame Schreiben an Drehbüchern, so sind sich die beiden Autoren einig, habe Vorteile. Wenn vom anderen schon etwas da sei, dann gebe das Sicherheit. Es gelte immer „verwerten statt bewerten“. Das wertschätzende miteinander Umgehen sei die Basis für die Zusammenarbeit.

Nahrung für die Kreativseele

Und das gelte auch für die Strategie des Anfangens. Man müsse sich selbst wertschätzen und den Ideen eine Chance geben, sagt Robert Krause und fügt an, er habe seine Ideen in ChatGPT gepumpt. „Das hat mich beflügelt, ich habe mich von der KI verstanden gefühlt.“ Das, was er verfasste, sei verwertet worden. „Das ist Nahrung für die Kreativseele.“

Midact
Florian Puchert und Robert Krause. Foto: Club 23

Oft, so erzählen die beiden Autoren, werde gemeint, dass man wie im Rausch schreibe. Richtig aber sei, dass professionelles Schreiben bedeute, jeden Tag zu schreiben und der Rausch, ja der könne bei diesem routinierten Schreiben entstehen.

Und so definieren sie, was das Wichtigste für das Anfangen ist: Dass man es tut. Der Schreibende kümmere sich um die Quantität, der liebe Gott oder das Universum um die Qualität.

Rausch und Routine

Deshalb habe man auch dem Podcast den Titel: Midact Feuer & Routine gegeben. Im Gespräch fasst Robert Krause noch einmal zusammen: „Schreiben besteht daraus, Routine zu haben und rauschhafte Zustände zuzulassen.“ Für den Anfang aber müsse jeder seine eigene Strategie entwickeln, etwa Spülmaschine ausräumen und dabei Gedanken sortieren oder Bett machen.

„Wer sich für das Schreiben interessiert, kennt unsere Philosophie, wenn er oder sie die ganze Staffel von 12 bis 15 Teilen gehört hat“, sagt der Autor, der jüngst mit den Fernsehfilmen über Sisi und Levi Strauss, sowie „3 1/2 Stunden“ wieder Erfolg hatte. Das sei Roman- und Drehbuchschreiben leicht gemacht, kündigt er an. Viel wichtiger aber sei, dass man mit dieser Philosophie von Club 23 sein Leben strukturieren lerne.

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Die nächsten Folgen seien schon in der Pipeline, verrät er. Und für jede gerade Zahl des Podcasts lade man einen Gast ein. Für Folge 2 sei das eine ehemalige Schülerin Daphne Ferraro, die jetzt in Hollywood arbeitet. „Sie schrieb das Drehbuch von „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“, die erfolgreichste Serie aller Zeiten“, freut sich Robert Krause.

Podcast Midact: Der Anfang Feuer & Routine mit Robert Krause, Florian Puchert & Benedikt Schwarzer, Moderation und Redaktion: Benedikt Schwarzer, Redaktion und Produktion: Jakob Arnu, Musik: Jakob Arnu

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