
Kunst in der Kirche
Segenskirche, Archivbild bei einem Vortrag von Werner Tiki Küstenmacher. Foto: Petra Kurbjuhn
Vom 15. November bis zum 14. Dezember lädt die Segenskirche in Holzkirchen zu einer Kunstausstellung ein. Der neu gegründete Arbeitskreis Kunst hat mit Franz Konter einen Künstler zu Gast, der mit seinen Bildern eine spirituelle Verbindung zur Zen-Meditation schafft.
Mit ihrem neuen Projekt greift die evangelische Segenskirche ein vor Jahren erprobtes Konzept wieder auf. In der modernen Kirche wird spirituelle Kunst gezeigt. Damals waren es Bilder von Marc Chagall mit einem umfassenden Begleitprogramm.
„Ich habe angeregt, dass wir mindestens einmal im Jahr eine Kunstausstellung machen“, sagt die evangelische Pfarrerin Ulrike Lorentz. 16 Jahre lang habe sie an ihrem früheren Wirkungsort Ausstellungen kuratiert und namhafte spirituelle Künstler, wie etwa Andreas Felger präsentieren können.

Pfarrerehepaar Ulrike und Matthias Lorentz. Foto: Volker Camehn
Gemeinsam mit Ute Brenker-Krause und Cornelie Breu gründete sie den Arbeitskreis Kunst, der das neue Projekt betreuen wird. “Im Mittelpunkt steht dabei spirituelle Kunst“, betont Ulrike Lorentz, dabei aber wolle man nicht eng christlich bleiben. „Wir wollen die Menschen berühren und Kunst kann einen spirituellen Zugang schaffen, deshalb fassen wir den Begriff sehr weit.“

Mit Franz Konter kommt ein Künstler aus Frankfurt am Main nach Holzkirchen, der seine Kunst mit buddhistischer Zen-Meditation verbindet. Vorgeschlagen habe ihn die Holzkirchner Malerin, Kunsterzieherin und Leiterin des Malortes Ute Brenker-Krause, erzählt die Pfarrerin.

Er wird Arbeiten aus seinem Projekt „Form ist Leere, Leere ist Form“ zeigen. Die mehrteiligen Tusche Zeichnungen auf Papier thematisieren das vorurteilsfreie, offene Sehen vor dem Hintergrund meditativer Übung: „Der künstlerische Schaffensprozess als Weg“.
Franz Konter wurde 1954 in Völklingen/Saar geboren. Er studierte Kunstpädagogik in Mainz und ist seit 1985 freiberuflich als bildender Künstler in Frankfurt am Main tätig. Zu seinem Hauptwerk zählen vorwiegend Zeichnungen und Malerei, die sich durch ihre expressive Pinselschrift auszeichnen. Es entstehen ausdrucksstarke Arbeiten zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.

Seine Bilder sind grundsätzlich mehrteilig. Linienführungen enden am Rand des jeweiligen Bildkörpers und werden versetzt auf dem angefügten Papier weitergeführt, sodass der Betrachter mit den Augen einen Sprung über den Spalt, den „ZwischenBildRaum“, vollziehen muss. Dadurch kommt die Ganzheit der Arbeit zustande, die aber sofort wieder zerfällt, wenn die Bewegung des Blickes aufhört. Alle Einzelteile des Bildes bleiben also für sich und nehmen lediglich eine Beziehung zueinander auf. Die Mitte dazwischen ist leer. Vorurteilsfreie Wahrnehmung wird möglich: Sehen beginnt, wo die Bilder aufhören. An diesem Punkt ähneln die Zeichnungen den Zen-Koans, diesen in sich widersprüchlichen Rätseln, die nur in der Meditation zu „knacken“ sind.

Der Künstler Franz Kontner. Foto: privat
Franz Konter arbeitet schnell und intuitiv. Er lässt Formen und Bewegungen kommen und wieder gehen. So scheinen seine Werke zwischen Ruhe und Dynamik zu schweben.
Zur Vernissage am 15. November und zur Finissage am 14. Dezember wird der Künstler anwesend sein. Die Ausstellung ist freitags, samstags und sonntags geöffnet. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, zu den Öffnungszeiten Führungen anzubieten“, erklärt Ulrike Lorentz. Die erste Führung werde Franz Kontner selbst übernehmen und die künftigen Freiwilligen, die Interesse haben, selbst Führungen durchzuführen, anleiten.
„Wir suchen noch Gastgeber für die Führungen“, betont die Pfarrerin und erklärt den Hintergrund: „Viele Menschen haben keinen Zugang zu Kunst.“ Wenn sie aber mehr über Künstler und Entstehung der Werke, sowie Motivation erfahren, dann könne das Interesse geweckt und Fragen gestellt werden.
Zur Finissage am 14. Dezember wird Franz Kontner auch zu einer Meditationseinheit einladen.
Auch die zweite Ausstellung im kommenden Jahr ist schon in Planung, informiert Ulrike Lorentz. Dann werde eine Künstlerin aus dem Memminger Raum in der Segenskirche biblisch-christliche Skulpturen präsentieren.
Zum Weiterlesen: Zwei Seiten einer Medaille