Kabarettist Alfred Mittermeier mistet aus - auf der Kleinkunstbühne Waakirchen.

Darf Satire alles?

Alfred Mittermeier: Ein Meister der politischen Satire. Foto: Andreas Vogt

Kabarett in Waakirchen

Darf Satire beleidigen, verletzen und bloßstellen? Muss sie bestimmte Grenzen wahren? Alfred Mittermeier war zu Gast in Waakirchen und hielt sein Publikum zwei Stunden lang in Atem. Er teilte gezielte Schläge aus mit seiner sprachgewandten Mistgabel, die ihm im neuen Programm „Ausmisten“ zur Seite steht.

„Ausmisten“ heißt das neue Programm des Kabarettisten und Schauspielers Alfred Mittermeier. Egal, ob sie jetzt Ihren überfüllten Kleiderschrank vor Augen haben oder einen Bauern mit der Mistgabel sehen – sie verstehen sofort die Notwendigkeit des Ausmistens und somit die Aktualität dieses Programmes.

Alfred Mittermeier braucht allerdings weder Mistgabel noch sonstige Requisiten für das gründliche Entfernen von Mist. Er steht gänzlich alleine auf der Bühne – im modernen Trachtenanzug und weißen Turnschuhen. Sein Äußeres in Harmonie mit der inneren Befindlichkeit – urbayerisch und trotzdem kritisch der Hoamat gegenüber, fest verankert in seiner Kultur, mit ehrlichem Interesse für das Fremde – jenseits der bayrischen Grenze.

Dichtkunst, die an Wilhelm Busch erinnert

Alfred Mittermeier lässt in keiner Sekunde vergessen, dass Kabarett eine Kunstform darstellt. Er jongliert mit Worten, spricht jedes einzelne Wort perfekt artikuliert und erinnert in seinen geistreichen Gedichten an Wilhelm Busch. Er gibt ein ungeheures Tempo vor, regt sein Publikum zum Mitdenken an und lässt es keinen Moment im Stich. Je länger der Abend, umso höher die Pointendichte, umso kontinuierlicher die Lacher aus den Reihen der vollbesetzten Aula der Schule in Waakirchen.

Lässig und frei: Alfred Mittermeier beim Ausmisten
Lässig und frei: Alfred Mittermeier beim Ausmisten. Foto: Andreas Vogt

Er widmet sich den Abspaltungstendenzen und fantasiert über einen Alpenstaat, gemeinsam mit Österreich und Südtirol – etwas, das jeder Bayer spätestens nach dem dritten Maß tut. Selbstverständlich kommt auch die EU nicht gut weg. „Die mit dem Sprung in der Schüssel, schick ma nach Brüssel.“ Die Würde, die im ersten Paragraf des Grundgesetzes verankert ist, sieht er gerade im Mittelmeer versinken. Doch – jedes Volk, das die Wahl habe, hätte seine Regierung verdient. Auch die Amerikaner, deren Präsident den Klimawandel ablehnt, der Klimawandel hingegen keineswegs sein Land. Über das Treffen von Trump und Kim Jong Un berichtet er als Begegnung von „Dick und Doof“. Die Chinesen kommen sowieso ganz schlecht weg und werden boykottiert, indem Mittermeier einen Tisch im Chinarestaurant bestellt und dann zum Italiener geht.

Spitze Pfeile in alle Richtungen

Nach der Pause läuft der Kabarettist zur Hochform auf und hämmert die Witze ins Publikum wie andere Nägel in die Wand. Bayrische Politiker jeglicher Fraktion würden ihre Köpfe einziehen, genau wie ihre Kollegen nördlich der Grenze, wollten sie nicht von Mittermeiers spitzen Pfeilen getroffen werden. Die Bundeswehr würde sich verstecken, weil sie sich in ihrem jämmerlichen Zustand fürchtet, dass ihr ein österreichischer Schützenverein den Krieg erklärt.

Mit seinem letzten Mistgabel-Schwung des Abends holt er noch einmal richtig aus und stellt klar, dass Armut und Hunger den Ursprung des Radikalismus darstellen und deshalb an oberster Stelle der Dinge stehen, die gründlich ausgemistet gehören.

Hugo Eder von der Kloeinkunstbühne Waakirchen
Der Initiator der Waakirchner Kleinbühne, Hugo Eder, kündigt weitere Veranstaltungen an. Foto: Andreas Vogt

„Darf Satire alles?“, fragt Alfred Mittermeier in seiner Zugabe. Satire darf nicht zensiert und bedroht werden und sie darf vor allem eines nicht: Sie darf nicht den Mund halten. Dafür sorgt der Kabarettist mit Leib und Seele, mit spitzer Heugabel und ohne Blatt vor dem Mund. Dafür mit einer großen Portion bissigem, feinfühligen und radikalem Humor.

Die nächste Veranstaltung der Kleinkunstbühne Waakirchen ist eine surrealistische Theaterreise mit Georg Clementi am 22. März 2019.
Wer Alfred Mittermeier in Waakirchen versäumt hat, findet seine Tour Termine auf seiner Homepage.

Weiterlesen: 3. Kleinkunsttage Waakirchen 2018 – „Um a Fünferl durcheinand“

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