Inklusion durch Klettern

Klettern für Menschen mit Behinderungen

Das Plakat im Kletterzentrum. Foto: Petra Kurbjuhn

Inklusion durch Klettern

„H3 – Mit Handicap Hoch Hinaus“ nennt sich die Initiative des Deutschen Alpenvereins, Sektion Miesbach, die Menschen mit Behinderungen einlädt, an der Kletterwand Erfahrungen zu sammeln. Brigitte Dembinski als speziell ausgebildete Trainerin begleitet sie dabei.

Seit einem Jahr sammelt sich alle 14 Tage dienstags im Kletterzentrum Weyarn ein fröhliches Völkchen. Nachmittags sind die Kinder dran, abends Erwachsene. Was sie alle vereint, sind körperliche oder geistige Beeinträchtigungen. Es war Brigitte Dembinskis Wunsch, für diese Menschen einen Kletterkurs anzubieten. Sie absolvierte die entsprechende Ausbildung und fand Unterstützung sowohl beim Alpenverein als auch beim Kletterzentrum und dem Förderverein Aufwärts in Miesbach.

Inklusion durch Klettern
Vertrauen und Selbstsicherheit gewinnen an der Kletterwand. Foto: Petra Kurbjuhn

Mut, Selbstvertrauen und Vertrauen anderen gegenüber

Dieser von Andreas Huber geleitete Verein hat das Ziel, den Klettersport allgemein, aber auch Inklusionsklettern und therapeutisches Klettern zu fördern. Was sie mache, sei einzig und allein Freizeitklettern, erklärt die Trainerin, denn beim Klettern gewännen Menschen Mut und Selbstvertrauen, aber auch Vertrauen Anderen gegenüber.

Das Kletterzentrum stellt den Raum zur Verfügung und der Förderverein zahlt die Hälfte des Eintrittspreises sowie die Leihschuhe, Brigitte Dembinski arbeitet ehrenamtlich, ihre Helfer vom Kletterzentrum werden vom Förderverein entlohnt.

Inklusion durch Klettern
Matthias wird gesichert. Foto: Petra Kurbjuhn

„Meine Beine stehen unten“

Matthias ist Rollstuhlfahrer und von Anfang an in der Gruppe dabei. Mit Hilfe eines Flaschenzugs wird er beim Klettern gesichert. „Sie gleichen mein Gewicht aus“, sagt der 28-Jährige. Wenn er einen Zug mit den Armen macht, sichert Brigitte Dembinski ihn und gleicht die Beine aus. „Meine Beine stehen unten“, sagt Matthias lächelnd. Er fühlt sich sicher, schaut über die Schulter hinunter und weiß, sie ist da.
Seit seiner Kindheit habe er immer den Wunsch gehabt, einen Sport auszuüben, der für Behinderte untypisch ist, sagt er. Und er habe das Gefühl haben wollen, oben zu sein, dieses Erfolgserlebnis zu spüren. Darüber hinaus aber sei die Gruppe super, er fühle sich hier wohl und glücklich, wenn Dienstag ist. Als Highlight der Woche bezeichnet er den Kletterkurs.

Inklusion durch Klettern
Übungsleiterin Brigitte Dembinski übt mit Jenny Knoten. Foto: Petra Kurbjuhn

Auch Jenny findet Klettern „total cool“. Sie ist in der Regens-Wagner-Stiftung in Erlkam daheim und schwärmt: „Wir dürfen dieses Jahr sogar den Kletterschein machen.“ Die 29-Jährige erklärt, was das bedeutet, selber Gurt anziehen, selber sichern und Knoten beherrschen. Das hat sie sich für dieses Jahr vorgenommen.

Besonderen Spaß macht Jenny das Jojo-Klettern mit ihrem Verlobten Fabian. Dabei begegnen sich die beiden auf halber Höhe, wenn er absteigt und sie hinaufklettert. „Und da küssen wir uns“. Sie probiert auch blindes Klettern und tastet sorgsam nach dem nächsten Halt, während ihr die Übungsleiter zurufen, „nach links“ oder „weiter nach oben“.

Inklusion durch Klettern
Gleich begegnen sie sich: Jenny und Fabian beim Jojo-Klettern. Foto: Petra Kurbjuhn

Susanne hat seit 24 Jahren Multiple Sklerose. Seit sie klettere, habe sich ihre Kraft wesentlich verbessert, sagt sie. „Ich bin unheimlich stolz, das zu schaffen“, lächelt sie. Und in der Gruppe sei es sehr lustig. Jeder feuere jeden an, „hier kann man sein, wie man ist, jeder mit seiner kleinen Behinderung.“ Die 52-Jährige betont, dass es wunderbar sei, diese Chance zu haben und die Fortschritte von allen in der Gruppe zu beobachten. Nach der ersten Überwindung habe sie jetzt nur noch Glücksgefühle.

Auch für Kinder

Brigitte Dembinski freut sich, dass ihr ehrenamtliches Engagement auf so gute Resonanz trifft. Jetzt wünscht sie sich, dass noch mehr Kinder das Angebot wahrnehmen und möchte in der Anton-Weilheimer-Schule in Hausham beim Sprechtag dabei sein. „Die Eltern müssen wissen, wem sie ihre Kinder anvertrauen“ sagt sie. Und sie wünscht sich auch, eine Inklusionsgruppe zu gründen, in der behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam klettern.

Wer Lust hat, dieses engagierte Angebot des Alpenvereins, des Kletterzentrums Weyarn und des Fördervereins Aufwärts auszuprobieren, kann sich an Brigitte Dembinski wenden.

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