
Gunnar Matysiak: Frühwerk und Gegenwart
Der Künstler und sein Werk 2025. Bild: Gunnar Matysiak
Ausstellung in Weyarn
Bereits zum dritten Mal stellt der Förderverein Kultur & Geschichte in Weyarn e.V. einen einheimischen Künstler in einer großen Werkschau vor. Diesmal wird das künstlerische Schaffen von Gunnar Matysiak gezeigt. Bei der Eröffnung würdigte Verena Wolf die Bilder in einer ebenso kenntnisreichen wie einfühlsamen Laudatio. Der Flötist Albrecht M. Barth unterstrich die Bildaussagen musikalisch.
Zwei Teile einer Ausstellung
Gunnar Matysiak hat viele Fans: Zur Vernissage am Sonntagabend waren mehr als 60 Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung gekommen, die sich einfach nicht sattsehen können an seinen Bildern. Worin der Zauber liegt, das erklärte Verena Wolf in ihrer Laudatio vortrefflich. Die Besucher kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Denn diesmal sind in der zweigeteilten Ausstellung insgesamt 72 Bilder zu sehen. Im Bürgergewölbe frühe Werke, hauptsächlich aus den 1960er-Jahren, und im Rathausspeicher dann neuere Arbeiten, darunter zahlreiche aus den letzten zwei bis drei Jahren und einige ganz neue. Natürlich gibt es auch wieder „Baumbilder“ zu sehen, die ein Markenzeichen von Matysiaks Schaffen geworden sind. Für Bürgermeister Leonhard Wöhr stellen diese Bilder auch Kraftorte dar, wie er in seinem Grußwort betonte: „Wer setzt sich nicht gern unter große Bäume mit mächtigem Stamm und knorrigen Ästen?“.
Bild Nr. 66 Burglinde. Foto: Gunnar Matysiak
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kulturgeschichtsvereins Sepp Hatzl und dem Grußwort des 1. Bürgermeisters Leonhard Wöhr setzte Albrecht M. Barth, ein Weggefährte Matysiaks, mit der „Virtuosen Suite“ von Hans Ulrich Staeps den ersten musikalischen Akzent. Die Komposition entstand etwa zur gleichen Zeit wie die frühen Bilder Matysiaks und sei ebenso wie diese als „spätexpressionistischer Versuch des Ausbrechens aus der Moderne“ zu sehen, so Barth.
Freude über die gelungene Eröffnung. Foto: Hartmut Wolf
Die Laudatorin Verena Wolf knüpfte sogleich an die „wilden 60er-Jahre“ an, die auch für Gunnar Matysiak persönlich eine Zeit des Umbruchs und Wandels waren. Nach dem Studium in Wuppertal und dem Diplom in den USA – wo er seine Frau fürs Leben kennen- und lieben lernte –, wurde er schließlich in der Region sesshaft und baute in den 1980er-Jahren in Holzolling in der Gemeinde Weyarn ein Haus. Mit der eigenen Werbeagentur war Matysiak national und international als Grafiker, Illustrator und Filmemacher sehr erfolgreich.
Dass er „immer schon einen Stift in der Hand hatte und gezeichnet“ hat, dafür steht das Bild Nr. 1 der Ausstellung mit dem Titel „Selbstbildnis“, das der Bub Gunnar im Alter von etwa 8 Jahren zu Papier brachte. Wolf erkennt darin bereits die Genauigkeit, die Matysiaks Werke bis heute auszeichnet.
„Die Kunst kam eher wie ein Schock“
Doch am Beginn seines künstlerischen Schaffens stand erst einmal ein „Schock“, so Matysiak. Es war die Begegnung mit dem Expressionismus und speziell den Holzschnitten Karl Schmidt-Rottluffs, die ihn zutiefst beeindruckten. Für Matysiak tat sich hier eine neue Welt auf und er probierte sich ausgiebig und sehr erfolgreich in dieser Technik.
Bild Nr. 11: Mädchen mit Spiegel, 1964. Foto: Gunnar Matysiak
Aus den anfänglichen Selbstbildnissen und Bildern mit nur einer Person ohne gestalteten Hintergrund in Holzschnitt-Technik werden immer öfter Szenen, Situationen und auch erste Naturbilder in immer kräftigeren Farben. Vom Holzschnitt, den er schließlich virtuos beherrscht, wechselt der Künstler schließlich zu Pastellkreide, Kasein- oder Ölfarbe und entwickelt Themen und Techniken weiter.
Teil 1 der Ausstellung im Bürgergewölbe Weyarn, Foto: Günther Lautenbacher
Den zweiten Teil der Ausstellung im Rathausspeicher leitete Verena Wolf mit einer persönlichen Anekdote ein: Durch einen Besuch im Klostercafé seien ihr Mann und sie mit Loretta und Gunnar Matysiak zusammengetroffen, die im Nebenraum gerade eine Ausstellung vorbereiteten. Die „Megabilder“ – also die großflächigen Baumbilder – hätten Wolf aufgrund ihrer Natürlichkeit und Einzigartigkeit sofort fasziniert. Und diese Faszination halte bis heute an: Bei der Betrachtung der Bilder glaube man das Rascheln der trockenen Winterblätter zu hören und möchte die Hand ausstrecken, um die rissige Rinde zu berühren.
Sie ist überzeugt, dass Matysiak seine künstlerische Handschrift gefunden hat und umschreibt sie mit den Worten „Exaktheit“ und „äußerste Sensibilität“, die der Künstler in eine „klare, moderne Bildsprache“ umsetzt. Matysiak geht es dabei um mehr als die fotorealistische Umsetzung des Baumes oder der Pflanze und darin besteht seine Kunst: Das Bild ist „überzeichnet“, vermittelt Botschaften, lässt die Phantasie weiterspinnen. Verena Wolf findet dafür die Worte „phantastisch realistisch gezeichnet“.
Bild Nr. 51 Hexeneiche. Foto: Gunnar Matysiak
Zum Abschluss wurden die Gäste von Albrecht M. Barth aufgefordert, die Bilder in einem Rundgang zu betrachten, während er das Stück „Music of the Winds“ des zeitgenössischen japanischen Komponisten Somei Satoh mit der Altblockflöte spielte. Die meisten Gäste ließen sich auf das Experiment ein und wandelten von Bild zu Bild. Erst als die Musik verstummte, setzte Stimmengewirr und der Austausch über die Eindrücke, die die Bilder hinterließen, ein. Ein gelungener Abend!
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