Fastfood Theater München: Christina Sittenauer (Mitte) mit Monika Esser-Stahl und Markus Zett. Foto: Petra Kurbjuhn

Fastfood Theater und Raumschiff Glitzerbeisl

Fastfood Theater München: Christina Sittenauer (Mitte) mit Monika Esser-Stahl und Markus Zett. Foto: Petra Kurbjuhn

ARTcycling Festival in Holzkirchen: Impro-Theater und Konzert

Was bitte ist WORTcycling? Und dann auch noch MUSIKcycling? Beim ARTcycling Festival in Holzkirchen drehte sich alles um Upcycling – in der Kunst. Vier Tage lang präsentierten unzählige Künstler und Ensembles ihre verrückten Ideen. Fastfood Theater und Raumschiff Glitzerbeisl waren zwei davon.

Am Donnerstag Abend ging es los mit WORTcycling und dem flotten Impro-Ensemble vom Fastfood Theater aus München. Monika Esser-Stahl, Christina Sittenauer und Markus Zett „strickten“ das Theaterstück vor Ort anhand der spontanen Ideen und Worte aus dem Publikum. „Also, was habt ihr heute so erlebt?“ Allerhand hatte das Publikum erlebt und kein Thema war dem Trio auf der Bühne zu fern, banal oder schwierig. Urkomisch, spontan, rasant und äußerst flexibel spannen sie Szene um Szene auf Zuruf.

Fastfood Theater – Situationskomik und brillanter Wortwitz

Eine große Champagnerflasche Lebensfreude ploppte dabei auf der Bühne auf, spritzte hinüber in die Zuschauerreihen, wo sich die Menschen vor Lachen bogen. Das Trio begeisterte mit komödiantischem Spiel, Situationskomik und brillantem Wortwitz. Wer wäre nicht gern mal so redegewandt, spontan und einfallsreich?

Fastfood Theater Müchen - Georg möchte nicht mehr gestillt werden. Foto: Petra Kurbjuhn
Mama ist entsetzt: Georg möchte nicht mehr gestillt werden. Foto: Petra Kurbjuhn

Zahlreiche „running gags“ zogen sich durch das spontane Programm, während sich phantasievolle Charaktere entwickelten: Beispielsweise der 37-jährige Georg, der endlich die Milch von Mamas Busen verweigert. Die 13-jährige Cat, die ihrer Mutter kickboxend Angst macht. Eine junge Frau, gepeinigt von der ätzenden Schwiegermutter, eine Bäckerin, die von einem Urlaub in Brasilien träumt. Es war eine enorme Leistung, jeden Moment auf der Bühne vollkommen bei sich zu sein und derart flexibel und kreativ zu reagieren.

Spontan, kreativ und sehr musikalisch

Auch die spontan entwickelten Lieder konnten sich mehr als hören lassen. Michael Armann gab am Klavier den Takt vor. Seine einfallsreichen Improvisationen umspielten die Szenen, trieben sie voran, auf den Punkt und wieder in die Auflösung. Vollkommen geglückt war das Spiel und glücklich waren auch die Zuschauer – das war das Fazit des ersten Abends.

Raumschiff Glitzerbeisl - Heinz Dauhrer, Manuel Kuthan. Foto: Ines Wagner
Raumschiff Glitzerbeisl: Heinz Dauhrer, Manuel Kuthan. Foto: Ines Wagner

Am Freitag gings weiter mit MUSIKcycling und dem Raumschiff Glitzerbeisl. Dahinter verbargen sich Heinz Dauhrer mit Trompete und Gesang, Manuel Kuthan singend und virtuos an der Zither und Ray Cipolla an Schlagzeug und Percussion. Die drei Musiker verliessen ihren vertrauten Planeten aus Jazz, Volksmusik und Rock, um gemeinsam mit dem Publikum unentdeckte musikalische Galaxien zu erkunden. Mit an Bord ein Schrankkoffer voller Requisiten: Clobecken, Zirkuskarussell, Perücke, Spieluhr – alles dabei.

Gefangen in einer Sub-Raum-Zeit-Schleife

So bunt wie ihr Requsitenfundus war dann auch ihr musikalisch und textlich „upgecycletes“ Repertoire. Vom Glitzern des Schnees auf dem Skihang bis hin zum Glitzern vom Raumschiff Glitzerbeisl. Das Upcycling-Ergebnis eines „frenetischen, pathetischen“ Jagerliedes von Peter Rosegger hielt das Publikum in einer „Sub-Raum-Zeitschleife“ gefangen. Und das „sonore, fast mantrische Geräusch der Schneekanonen“ versetzte es in „Tranquilität“.

Raumschiff Glitzerbeisl - Manuel Kuthan sinniert auf dem Clo über die Welt. Foto: Ines Wagner
Manuel Kuthan sinniert auf dem Clo über die Welt- mit Ray Cipolla am Schlagzeug. Foto: Ines Wagner

Es ging nicht gerade Ernst zu auf der Bühne und gipfelte in Manuel Kuthans Sinnieren über die Welt, rauchend auf der Closchüssel. Dabei hatte inzwischen Heinz Dauhrer die Trompete gegen eine Konstruktion aus Abwasserrohren vertauscht, denn man kann ein Clo auch „andersherum bespielen“. Das Ganze: Reflexionen über die Freiheit hinter der Scheißhäusltür. So virtuos wie Trompete und Posane spielte Dauhrer auch auf einer Gieskanne. Swing, Dixiland, Stubenmusi mischten sich mit Astronautenjazzpopballaden, Trompete mit Zither und Percussion.

Der rote Faden bestand darin, dass es keinen roten Faden gab, außer den Spaßfaktor der Vielfalt. Andere Galaxien sind zunächst erst einmal fremd. Aber im Raumschiff Glitzerbeisl reisten auch die Andrew Sisters mit und so war manches auch wieder vertraut, und doch wieder ganz anders. In der Raum-Zeit-Schleife ist das Publikum dann nicht hängen geblieben, zum Glück.

Das 4-tägige ARTcycling-Spektakel im KULTUR im Oberbräu war die Abschlussveranstaltung einer Veranstaltungsreihe im Rahmen von „Anders wachsen“, initiiert von KulturVision e.V. in Zusammenarbeit mit KULTUR im Oberbräu und dem KBW.

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