Der „aufmümpfige“ Franz Ringseis
Monika und Franz Ringseis bei einer Leseprobe. Foto: Hans Pawlowsky
Kulturvision erinnert an Franz Ringseis, den Dichterphilosophen. Mit diesem Beitrag seiner Tocher Monika Neuhäusler wollen wir eine Reihe eröffnen, die verstorbene Künstler im Landkreis Miesbach würdigt.
Mir nackatn Affn
Nackate Affn sam ma.
Vui zweni Hoor ham ma.
Aber vui Hirn ham ma. –
Sogn desöin.
Nix wia Computer sam ma.
Bloß funktioniern dama.
Und a Maßl ghabt ham ma –
mengs uns vazöin:
Daß da Drek soweit
kemma is mit da Zeit.
Wia s hoit da Zuafoi so woin hot,
obwoi s eingli gor net sei soin hot.
Ärger wia damois die Pfaffn
hams und heit programmiert.
Nur oans hams net kapiert:
Daß ma Menschn san, dee Affn. “
Franz Ringseis
Franz Ringseis alias Anton Neuhäusler wurde am 20. Februar 1919 in München-Schwabing geboren. In seinem Elternhaus Georgenstr.105 wohnte derzeit im 4. Stock Erich Mühsam, Revolutionär und Poet, von dem das berühmte Gedicht „der Lampenputzer“ stammt, der zwar revoluzzt, aber dennoch die Lampen putzt.
Enfernte Ähnlichkeit mit Erich Mühsam’s Gedicht kann man Franz Ringseis insofern nachsagen, indem er sowohl seiner bürgerlichen Pflicht mit Disziplin und Akribie nachging, als er aber auch gerne revoluzzte.
Als Professor der Philosophie der Universität München und als Dichter war Ringseis auf bayerisch gesagt „aufmümpfig“, wenn er Unrecht oder Unlogik erlebte. Seinen philosophischen Unwillen, den er in vielen wissenschaftlichen Werken zum Ausdruck brachte, übertrug er oftmals in bayerische Gedichte. So kam er von seinem Buch: „Der Mensch und die Abstammungslehre“ zu seinem Gedicht: „Mir nackatn Affn“.
Ringseis, der Vorläufer der Anerkennung des Frauenfußballs
Schon mit 4 Jahren verliebte sich Franz in verschiedenste Mädchen, ohne sich für eine Einzige entscheiden zu können. Daher war es selbstverständlich, dass er seine „Angebeteten“ mitnahm zum Oberwiesenfeld, um dort eine gemischte Fußballmannschaft zu gründen. Daher könnte man Ringseis als Vorläufer der Anerkennung des Frauenfußballs gelten lassen.
Die schöne Haushamerin Maria Sailer ließ ihn aber nicht mehr entkommen. Er heiratete sie mit 23 Jahren, so wurde der eingesessene Münchner zum Wahlhausamer. Viele seiner Gedichte sind daher im Schlierach und Leitzachtal heimisch.
52 Jahre begleitete ihn seine Frau Maria als Muse und seine beste literarische Kritikerin, bis sie 1994 verstarb. Drei Jahre später 1999 verstarb Franz Ringseis, nachdem er mit mir und meinem Lebensgefährten Hans Pawlovsky viel Zeit in Hausham verbrachte und hinterließ ein unglaublich bewunderungswürdiges Lebenswerk, das geprägt ist von großem Können, liebenswerter Güte, aber auch beißender Satire. Gerne erinnere ich mich an ihn und an viele Auftritte, die wir gemeinsam hatten.
Fußboi im Himmi
Beim Fuaßboi laffans um an Boi,
ois waar a s ewige Lebn.
Im ewign Lebn, auf jedn Foi,
do muaß an Fuaßboi gebn.
Do spuin die Selign mitanand,
da Herrgott der schaugt zua,
und hot a Pfeifal in da Hand
und schaugt auf d Himmesuhr.
Dann pfeift a ob, nach ara Zeit,
und sogt: Für heit iss gnua!
Ihr hobts ja die ganze Ewigkeit
no Zeit dazua.
Franz Ringseis