Birgit Lutz in Schliersee

Was bringt einen Russen dazu, einer Deutschen „Stille Nacht“ vorzusingen? In einem Zelt bei minus 30 Grad. Und das auch noch auf Deutsch. Die Autorin Birgit Lutz liest in der Bücher-Oase aus ihrem neuen Buch „Mit wilden Kerlen unterwegs“.

Zierlich ist Birgit Lutz und man sieht es ihr auch nicht an, dass sie eine ist, die sich für ihre Passion bis an die körperliche Grenze verausgaben kann. Vom arktischen Virus spricht sie, der sie seit ihrer ersten Reise zum Nordpol im Jahr 2007 befallen hat. Schlicht „arschkalt“ sei es da draußen, aber wunderschön, klärt sie die zahlreichen Besucher der Lesung auf. Denn das scheint schon eine zentrale Frage an diesem Abend zu sein, was eine junge Frau dazu treibt, sich auf Skiern, mit einem siebzig Kilogramm schweren Schlitten im Schlepp, durch das Eis der Arktis zu quälen. Achtmal war sie seither am Nordpol.

Mitreißend beschreibt Birgit Lutz was sie spürt, kurz bevor der Hubschrauber das dreiköpfige Expeditionsteam im Eis absetzt. Herzklopfen, Adrenalinstöße. Die Vorbereitung für eine zehntägige Tour ist hart und manchmal auch ungewöhnlich. Auf der Leinwand erscheint ein Foto, das die Schlierseerin im Münchner Ostpark beim Joggen zeigt. Dass sie dabei zwei große Autoreifen an einem Seil hinter sich herzieht, ruft bei den Beobachtenden im Park sichtlich Erstaunen hervor. Der fließende Wechsel zwischen dem Lesen aus ihrem Buch und spannend erzählten Begebenheiten, meist mit überwältigendem Bildmaterial ergänzt, macht diese Multimediaschau zu einem Erlebnis. Durch kurze Filmsequenzen bekommt der Besucher dieses Abends einen Eindruck von den unwirtlichen Verhältnissen im Eis, bekommt das tackernde Geräusch zu hören, wenn sich das Presseis verschiebt und sieht, welch eine Mühe es bei Sturm bereitet, das Zelt aufzubauen und so zu sichern, dass es nicht weggeweht wird.

Das Buch erzählt von Begegnungen mit Menschen, die, wie die Autorin selbst, der Faszination der Arktis verfallen sind. Es erzählt von „wilden Kerlen“, die das aber oft nur äußerlich sind. So wie der bärtige russische Arktispilot Igor der erkrankten Birgit Lutz „gute Besserung“ wünscht, mit dem einzigen Wortschatz, den er auf Deutsch beherrscht: Er singt „Stille Nacht“. Das Buch erzählt aber auch von den anderen „Wilden Kerlen“, den Eisbären, die possierlich anzuschauen, jedoch in ihrer Gefährlichkeit nicht zu unterschätzen sind.
Faszinierende Aufnahmen und Geschichten lassen die Besucher teilhaben an dem, was die Journalistin bei ihren Expeditionen gesehen und erlebt hat.
Birgit Lutz ist es an diesem Abend gelungen, die Menschen mitzunehmen. Sie eintauchen zu lassen in eine Welt der Extreme, aber auch, ihre eigene Motivation für diese Expeditionen zu beschreiben.

Text/Foto: Petra Kurbjuhn Bildnummer: 1335593090

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