
Pippi Langstrumpf am Schliersee
Birgit Lutz (l.), Jennifer Roger und Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer bei der Begrüßung. Foto: mi
Lesung in Schliersee
Advent mit der Bücheroase Schliersee und Birgit Lutz. Lutz liest Weihnachtsgeschichten von Astrid Lindgren und schenkt kleinen und großen Zuhörern eine stimmungsvolle Stunde, in der die Zeit still zu stehen scheint.
Nahezu alle Hände gingen hoch – sowohl die der Kinder als auch die der Erwachsenen – als Birgit Lutz fragte, wer denn bereits Bücher von Astrid Lindgren gelesen hätte. In einer Zeit, in der – glaubt man den Statistiken – immer weniger gelesen wird, war das ein wunderschöner Auftakt. Der große Saal im Heimatmuseum war abgedunkelt, der Lesetisch liebevoll mit kleinen Tannenbäumchen geschmückt, eine Kerze brannte in einem Adventsgesteck: Es war gemütlich – und es konnte losgehen.

Birgit Lutz liest im Heimatmuseum. Foto: mi
Mehr Bücher als Tropfen im Schliersee
Birgit Lutz, die uns von ihren Büchern über ihre Erlebnisse in der Arktis bekannt ist, aber die noch nie von ihrer Liebe zu Astrid Lindgren berichtet hat, erzählt also erstmal ein bisschen über die schwedische Autorin so vieler wunderbarer Kinder- und Jugendbücher, die in nicht weniger als 106 Sprachen übersetzt worden sind. 170 Millionen Bücher habe Lindgren verkauft, verrät Birgit Lutz dem staunenden Publikum und fügt schmunzelnd hinzu, dass das mehr seien als Tropfen im Schliersee.
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Etwa 40 Erwachsene und Kinder waren der Einladung von Jennifer Roger gefolgt, die die Veranstaltung gemeinsam mit Birgit Lutz organisiert hat. Lutz, vielbeschäftigte Expeditionsleiterin, Buchautorin und Vortragsreisende insbesondere zum Thema Plastikmüll und Klimawandel, hatte schon vor Jahren die Idee zu der Lindgren-Lesung – nun hat es endlich geklappt. Die Kinder sitzen oder liegen auf Kissen vor der ersten Stuhlreihe – trotz der Größe des Saals herrscht eine hyggelige Wohnzimmer-Adventsstimmung.

Hyggelig. Foto: mi
Mit dem Weihnachtsbaum auf dem Kopf
Und Birgit Lutz beginnt zu lesen. Sie beginnt mit der fröhlichsten aller Weihnachtsgeschichten: Pippi Langstrumpf feiert Weihnachten. Da reitet Pippi auf ihrem Pferd eine Treppe hoch, um drei Kindern, deren Mutter im Krankenhaus liegt, Geschenke zu bringen und mit ihnen Weihnachten zu feiern. Das geht nicht so sehr andächtig (wie in Deutschland) zu, sondern ist von einer herrlichen Fröhlichkeit. Als Pippi mit dem Weihnachtsbaum auf dem Kopf tanzt – mit der Begründung, dass Weihnachtsbäume sonst schließlich nie tanzen dürften – müssen selbst die Erwachsenen lachen.

Gebannte Zuhörerinnen. Foto: mi
Pippi Langstrumpf. Ob denn jemand wüsste, wie sie mit vollem Namen heißt, fragt Birgit Lutz. Nun werden eifrig Namen gesammelt und am Ende wissen wir es: Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Und auf Italienisch? Pippi Calzelunghe. Und auf Thailändisch? Pippi Thung-thao-yaao.

Die Kinder sind eifrig dabei. Foto: mi
Spuren im Schnee
Und schon geht es weiter mit der nächsten Geschichte, die vom Wichtel Tomte Tummetott handelt. Doch halt: Birgit Lutz, die oft „im Norden unterwegs“ ist, wie sie selbst sagt und damit unter anderem ihre spektakulären Reisen zum Nordpol und ihre Grönland-Durchquerung meint, hat die Spuren von Tomte Tummetott selbst gesehen im Schnee und zeigt sie auf einem Foto. Alle staunen.
Insgesamt wird Birgit Lutz fünf Geschichten von Astrid Lindgren lesen – und zählt für die Kinder immer schön mit. Man hört ihr gern zu. Sie macht es kindgerecht und dennoch ist es nicht langweilig für die Erwachsenen. Zusätzlich unterstützt sie die Phantasie der Zuhörer mit an die Wand gebeamten wunderbaren Illustrationen aus den Lindgren-Büchern der Oetinger-Reihe.

Isabella Heller und Janosch Roger am Büchertisch. Foto: mi
Polar- und Adventslichter
Zwischendurch zeigt Birgit Lutz Polarlichter, sogar eines in Schliersee, und man hört ein schwedisches Lied dazu. Und gerade, als die Kinder beginnen, ein wenig unruhig zu werden, fordert Birgit Lutz sie auf, doch jedes ein Licht (inzwischen in aller Weihnachts-Heimlichkeit hinten im Raum angezündet) zu holen und nach vorn zu tragen.

Sind die Lichter angezündet… Foto: mi
Nun ist also auch wieder die Aufmerksamkeit hergestellt für die letzte Geschichte. Und wenn man am Schluss „Stille Nacht“ in drei Sprachen – deutsch, schwedisch, englisch – mitsingen darf, ist das „Innehalten“ im Advent – wie von Jennifer Roger und ihrem Team von der Bücheroase versprochen – aufs allerbeste gelungen.