Amadeus

Mozart zum Anfassen

Markus Freistätter (Mozart), Ida Golda (Constanze) und Walter Ludwig (Kaiser Joseph II.). Foto: MZ

Theater in Pürbach/NÖ

Wieder einmal begeisterte das Wald4tler Hoftheater mit einer brillanten Inszenierung. „Amadeus“ von Peter Shaffer, von Milos Forman verfilmt und mit acht Oscars prämiert, wird zu einem intensiven Theatererlebnis mit fantastischen Schauspielern in einer besonderen Kulisse.

Einige Theaterbesucher finden ihre Plätze nicht auf Anhieb, bis sie bemerken, dass sie im Geschehen verortet sind. Es gibt keine Bühne, sondern die Szenen spielen sich inmitten von Publikum ab. Zwei Mimen sitzen bereits mit ihren blauen Perücken inmitten der Gäste. Es sind die Venticelli oder Lüftchen, eine Art schmierige Geheimagenten, die den Wiener Klatsch zu Antonio Salieri tragen.

Amadeus
Salieri (Daniel Brockhaus) mit den beiden Venticelli (Diana Kashlan und Boris Popovic). Foto: MZ

Dieser von Daniel Brockhaus überragend gespielte Wiener Hofkomponist bei Kaiser Joseph II. hat sich am Ende seines Lebens entschieden zu beichten. Er schreit es hinaus: „Mozart“ und die Frage steht im Raum, woran dieser gestorben sei, von Salieri vergiftet oder doch an Syphilis? Was hat diesen Komponisten in den Wahnsinn getrieben? „Ich wollte Ruhm.“ Dafür schließt er einen Handel mit Gott ab.

Amadeus
Wolfgang Amadeus Mozart. Foto: MZ

Dann aber kommt dieses freche Kind, das sich an keine Konventionen hält. Markus Freistätter ist der geborene Amadeus, obszön, von sich maßlos überzeugt und mit einem musikalischen Genius gesegnet. Dies wird in der Inszenierung vielfach herausgestellt, wunderbar in der Szene, als Salieri ein feierliches Adagio Mozarts hört und hingerissen von der Oboe ist.

Wer den Film kennt, fragt sich, wie kann die Musik, von Mozart gespielt, im Theater erklingen. Ganz einfach, ein Geniestreich: Mozart schnippt mit dem Finger. Und so macht er aus dem tristen Marsch, den Salieri ihm zu Ehren für seine Ankunft in Wien komponiert hat, mit einem Schnipsen flugs eine Komposition aus „Figaros Hochzeit“.

Für den gedemütigten Salieri steht fest, dieser Mozart ist gehässig und infantil, aber auch ein Genie und er wird sich seiner eigenen Mittelmäßigkeit bewusst, hadert mit Gott und startet seine Intrigen.

Mozart gießt aber auch gehörig Öl ins Feuer und bezeichnet Salieris Werke als „musikalische Kacke“. Seine Oper „Figaros Hochzeit“, in der er das einfache Volk würdigt und nicht die immer gleichen Helden und Götter, wird allerdings vom Kaiser, von Walter Ludwig satirisch dargestellt, recht ungnädig beurteilt: „brav entwickelt“ und Salieri erreicht, dass sie alsbald abgesetzt wird. Jetzt wird das Geld bei Mozarts knapp.


Mozart und Constanze. Foto: MZ

In die Auseinandersetzung zwischen Salieri und Mozart mischt sich Ehefrau Constanze ein. Ida Golda in üppigster Weiblichkeit ist sogar bereit, sich für eine Anstellung ihres Amadeus für Salieri über den Sessel zu legen, aber er lehnt ab. Sie übergibt ihm Partituren Mozarts und Salieri erkennt „die Stimme Gottes“.


Das Trio: Mozart, Salieri und Constanze. Foto: MZ

Die Inszenierung von Claus Tröger gibt ein profundes Stimmungsbild der 1780er Jahre in Wien, dazu trägt auch bei, dass die beiden Mimen, die die Lüftchen oder Venticelli darstellen, ebenso mit schnellem Umkleiden die Hofleute Graf Franz Orsini-Rosenberg und Baron Gottfried van Swieten spielen. Diana Kashlan und Boris Popovic wechseln in Windeseile Kostüm, Rolle, Wesen und Stimme und sind doch dieselben.


Mozart mit Graf Franz Orsini-Rosenberg (Diana Kashlan) und Baron Gottfried van Swieten (Boris Popovic). Foto: R.Hartl-Gobl

Dazu kommt als blasierter Kammerherr Nenad Smigoc mit Pokerface. Eine stumme Rolle hat Caroline Hierländer als von beiden Komponisten umschwärmte schöne Sopranistin Caterina Cavalieri.


Baron Gottfried van Swieten (Boris Popovic) und Caterina Cavalieri (Caroline Hierländer). Foto: MZ

Wie die Geschichte ausgeht, ist bekannt. Salieri bestärkt Mozart, die Geheimrituale der Freimaurer, bei denen beide Mitglied sind, in seiner Oper „Die Zauberflöte“ zu offenbaren, und es kommt zum Eklat. Mozart erkrankt, Constanze verlässt ihn und Salieri erscheint dem Kranken im schwarzen Gewand und fordert ein Requiem.

„Ich bekenne, dass ich im November 1791 nachts 1 Uhr durch Wien gegangen bin“, beichtet Salieri und steht am Ende mit hocherhobenen Armen da: Mit Mozarts Namen werde auch sein Name genannt. „Ich werde doch noch unsterblich.“

Stille. Und dann begeisterter Applaus. Ein Muss für jeden Mozartfan.


Das großartige Ensemble beim Schlussapplaus. Foto: MZ

Die nächsten Vorstellungen: am heutigen 16.8., dann am 17.8. (16 Uhr), 20., 21., 22., 23. und 24.8. (16 Uhr), ansonsten 20.15 Uhr. Karten unter 0043/2853/78469 oder office@hoftheater.at. Weitere Informationen auf der Homepage.

Zum Weiterlesen: „Was uns hilft, ist der Schein“

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