Unterwegs nach Halle für West-östliche Kulturbegegnung

Gestern fuhren wir 1000 Kilometer nach Halle an der Saale und zurück. Auf der Hinfahrt war ich mit Petra Kurbjuhn allein, auf der Rückfahrt begleitete uns unter anderem ein älterer metallischer Herr im Sitzen und eine hölzerne Frau im Liegen.

Bereits zum zweiten Mal hatte uns, also dem Verein Kulturvision, die Firma Ratschiller einen Transporter kostenlos zur Verfügung gestellt. Vor zwei Jahren holten wir die Skulpturen des Hallischen Künstlers Bernd Göbel und präsentierten sie im Alten Schalthaus in Tegernsee. Jetzt hatte uns der Bildhauer und langjährige Professor für Bildhauerei an der Burg Giebichenstein zwei seiner ehemaligen Schüler und inzwischen längst etablierte Künstler für eine Ausstellung empfohlen.

Wie berichtet, entschieden wir uns mit unseren Partnern, der Stadt Miesbach und der vhs Miesbach für ein größeres Programm unter dem Titel West-Östliche Kulturbegegnung, das die Ausstellung im Waitzinger Keller begleiten wird. Aber zunächst mussten die Kunstwerke aus Sachsen Anhalt nach Bayern geholt werden. Petra Kurbjuhn holte mich gestern früh um 6 Uhr ab. Der leere Sprinter beförderte uns in Windeseile über Nürnberg, Bayreuth und Hof an die ehemalige deutsche Grenze. Über die Brücke der Deutschen Einheit fuhren wir mit Dankbarkeit und Hochachtung vor den Menschen im Osten, die den Mauerfall mit einer friedlichen Revolution ermöglichten.

Durch Thüringen – einfach unvergesslich – an der Weinstraße Saale/Unstrut entlang durch ein Heer von Windrädern erreichen wir Sachsen-Anhalt: Willkommen im Land der Frühaufsteher heißt es da. Industrielandschaft, Rapsfelder und Naumburg, die Stifterfiguren Ekkehard und Uta grüßen aus der Ferne. Wir passieren den Chemieriesen Leuna und kommen nach Halle.

Zeitgleich mit den beiden Künstler Steffen Ahrens und Marcus Golter treffen wir bei Göbels ein. Alle Kunstwerke sind gut verpackt, nur der ältere Herr sitzt in voller Größe im Göbelschen Atelier und schmunzelt, als ob er sich auf die Fahrt nach Bayern freut. Die drei Männer und wir zwei Frauen schleppen und packen alles in den Transporter. Was sind das für Köpfe? „Klone“, sagt Marcus Golter. Großartig, die Idee.

Nach Würstchen und Kartoffelsalat, von Eva Göbel hergerichtet, fahren wir nach Wettin ins Atelier von Steffen Ahrens. Eine wunderschöne Fahrt durch das Salzachtal, viele blühende Bäume und dann der historische Flecken Wettin. In einem 300 Jahre alten Bauernhaus warten die Kunstwerke auf ihren Abtransport. Meine Schuhe sind für das alte Pflaster ungeeignet, aber zu dritt bewältigen wir auch sehr schwere Teile, zuletzt die junge Dame. Wir platzieren sie zu Füßen des alten Herrn. Alles wird gut befestigt, servus bis Freitag in Miesbach, und ab geht die Post.

Kurz vor 19 Uhr erreichen wir Miesbach. Petra ist großartig gefahren. Im Waitzinger Keller erwarten uns Isabella Krobisch und zwei starke Männer. Dankbar verabschieden wir uns ins Bistro und als wir gestärkt zurückkommen, sind alle Kunstwerke entladen. Petra schrubbt den Transporter und wir fahren zur Firma Ratschiller in Holzkirchen. Müde, erschöpft, froh.
Ein bisschen verrückt sind wir alle. Aber nur so kann man solche Projekte verwirklichen.

Mögen Sie den Herrn und die Dame und die Klone und viele weitere spannende Skulpturen von Steffen Ahrens und Marcus Golter, sowie Grafiken von Bernd Göbel sehen?
Am Samstag, 19 Uhr im Waitzinger Keller wird die Ausstellung mit einer Laudatio von Bernd Göbel eröffnet. Sie ist bis zum 1. Mai täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am 1.5. um 17 Uhr gibt es eine Finissage mit einem Künstlergespräch. Marcus Golter und Steffen Ahrens treffen auf Andreas Kuhnlein und TOBEL.

Text/Foto: Monika Gierth Bildnummer: 1334812476

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