Donald Duck in Tegernsee

Walt Disney galt als Urheber und Zeichner von Micky Maus, Donald Duck und Gefährten. Aber er hatte nur die Ideen, suchte talentierte Zeichner und diese realisierten seine Vorschläge. Drei dieser genialen Künstler widmet jetzt das Olaf Gulbransson Museum eine Ausstellung.

Ulrike Leutheusser vom Vorstand der Gulbransson-Gesellschaft lüftete bei der Ausstellungseröffnung das Geheimnis. Walt Disney vertraute 1960 einem Journalisten an, dass er gar nicht selbst zeichne, sondern nur die Arbeit in den Studios inspiriere. Die eigentlichen Zeichner blieben anonym. Ihnen galt die Laudatio von Patrick Bahners, FAZ Feuilleton-Redakteur. „Walt Disneys große Zeichner“, das sind Carl Barks, Al Taliaferro und Floyd Gottfredson. Von ihnen sind über 250 Zeichnungen aus den Jahren 1933 bis 1995 in Tegernsee zu sehen. Viele ihrer ersten Arbeiten fielen nach der Verwertung im Film als Müll der Vernichtung anheim.

Es sind erste Entwürfe, Bleistiftsskizzen, Tuschezeichnungen der drei Disneyzeichner, aber auch Lithographien und Aquarelle von Carl Barks, die nichts mit den Zeichentrickfiguren der Disneywelt zu tun haben, leichtbekleidete Damen zum Beispiel. Die Exponante sind Leihgaben der Sammlung von Inga Brockmann und Peter Reichelt.

1928 erschien der erste Micky Maus Film und 1930 der erste Comic in der Zeitung. Danach war der Riesenerfolg nicht mehr aufzuhalten. Bahners berichtete, dass Disney nicht der Erfinder der Micky Maus sei, sondern Ub Iwerks. Und dass er in der Entwicklung seiner Figuren Anleihe bei Charly Chaplin genommen habe. Er lud zu einer Reise in die Studios von damals ein. 16 Zeichner saßen in einem Atelier. Da gab es die Künstler für die Schlüsselszenen, diejenigen, die den Hintergrund zeichneten und die Anfänger, die die Zwischenszenen zeichnen mussten. 25 000 Zeichnungen waren für einen 12minütigen Film erforderlich.

Bahners betonte auch den erzieherischen Einfluss der Disney-Geschichten, also dass Sieg nicht immer erstrebenswert ist, dass Macht nicht unbedingt glücklich macht, ja und das Geldschaufeln von Dagobert ist längst zur Metapher geworden. Der Redner zeigte, dass in der Ruhe und Klarheit der Comicfiguren eine Gegenwelt zur technisierten Welt geschaffen worden sei.

Al Taliaferro war es, der Donald erfand, er holte eine Ente ans Land. „Was suchte die Ente auf dem Trocknen?“ fragte Bahners und antwortete: „Jedenfalls keine Arbeit.“ Carl Barks entwickelte das berühmte Entenhausen mit seinen Bewohnern.

Und er erzählte Einzelheiten aus dem Leben der drei Zeichner, die allesamt jahrelang im Verborgenen arbeiteten und erst im hohen Alter Berühmtheiten wurden. So schoss sich Floyd Gottfredson mit 11 Jahren in die rechte Hand. Durch Zeichnen machte er sie wieder gelenkig und wurde durch seinen besonderen Schwung bekannt.

Ein Donaldzeichner der heutigen Generation schlägt die Brücke zum Olaf Gulbransson Museum: Jan Gulbransson, Enkel von Olaf, ist der einzige Deutsche, der Disneyfiguren zeichnen darf. Er wird während der Ausstellung, die bis zum 3. Juni läuft, am 5. Mai in Zeichenkursen für Kinder und Erwachsene zeigen, wie man die Lieblinge der Kinder selbst aufs Papier bringt.

 

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