06.01.2026, 19:00 Uhr, RAUMdurchKUNST, 82404 Sindelsdorf
Gezeigt werden Werke des Malers Daniel Eltinger († 2019) und Skulpturen der Bildhauerin Brigitte Cabell.
Ausstellungsführung mit gemeinsamer Besprechung ausgewählter Werke in Anwesenheit von Brigitte Cabell sowie eines Familienmitglieds, das den Nachlass von Daniel Eltinger mitbetreut.
Die Führung durch die Ausstellung Alle Sinne stehen auf_GRÜN lädt dazu ein, die Werke des Malers Daniel Eltinger (†2019) und der Bildhauerin Brigitte Cabell in einer Atmosphäre der Ruhe, Offenheit und kollektiven Aufmerksamkeit zu erleben. Neben der Betrachtung erhalten die Teilnehmenden vielfältige Informationen zu Techniken, Hintergründen und künstlerischen Intentionen.
Daniel Eltingers Malerei, geprägt von expressiven Farbräumen, emotionaler Tiefe und einer präzisen Suche nach Innerlichkeit, wird ebenso vorgestellt wie Brigitte Cabells dreidimensionale Arbeiten, die durch organische Formen, subtile Materialverarbeitung und eine besondere Leichtigkeit im Raum wirken. Während der Führung werden die angewandten Techniken erläutert, die künstlerischen Werdegänge der beiden Schaffenden nachgezeichnet und ihre zentralen Botschaften sichtbar gemacht.
Anhand ausgewählter Exponate entsteht ein gemeinsames Gespräch: Wie wirken Farben, Formen, Linien und Oberflächen? Welche Erinnerungen, Bilder oder Emotionen lösen die Werke aus? Der Austausch der Betrachtenden macht die Kunst zu einem gemeinsamen Erlebnis und eröffnet neue Perspektiven auf das Gesehene.
Im Anschluss wird die Tafel eingedeckt, es gibt etwas zu essen, und in entspannter Runde bleibt Zeit für Vertiefung, Gespräche und persönliche Reflexion. So wird die Blaue Stunde zu einem Abend voller Kunst, Begegnung und sinnlicher Resonanz.
Für Daniel Eltinger († 2019) ist Farbe weit mehr als bloße Oberfläche oder optische Reflexion – sie erfüllt den gesamten Bildraum, der den Betrachter umhüllt und ihn sowohl physisch als auch emotional erfasst. „Grün ist die Farbe der Liebe“, sagt Eltinger und verweist damit auf die lebensspendende, schützende und zugleich heilende Wirkung der Farbe auf die menschliche Seele. Seine Werke entstehen in einem inversiven Prozess, bei dem die Bearbeitungsfläche zum Negativ wird. Eltinger trägt Farbe und farbige Folienschnipsel auf eine transparente in einen Rahmen eingespannte Folie auf. Er modelliert die Folien zu reliefartig abstrakten Gebilden, die auf der Bildoberfläche schemenhaft Gestalt annehmen, um sich gleich wieder im Geflecht der Farbe dem Greifbaren zu entziehen. Eltinger gelingt es, den Blick des Betrachters in den Farbraum hineinzuziehen und eine Bildspannung zu erzeugen, die aus dem fortwährenden Bedürfnis nach Entdeckung erwächst.
Die in Florenz aufgewachsene und schon früh von den Renaissance-Bildhauern, Malern und Architekten geprägte Bildhauerin Brigitte Cabell arbeitet mit Carrara-Marmor, Sandstein und bevorzugt mit Serpentinstein aus Simbabwe. Dieses metamorphe Vulkangestein zeichnet sich durch eine breite Farbpalette von Grün- und Rottönen bis hin zu Grau und Schwarz aus und ist häufig von Eisen- oder anderen Mineraleinschlüssen durchzogen. Cabells künstlerischer Prozess ist vom unmittelbaren Dialog mit dem Material bestimmt. Durch Hammer und Meissel, Feilen, Raspeln und Nassschliff dringt sie Schicht für Schicht in den fragmentierten Stein ein, holt schlafende Formen heraus, zum Teil bleiben Originalbereiche bestehen. Am Schluss wird der fertige Stein erhitzt und gewachst um die vohandenen Farben zu intensivieren. Dabei entwickelt sie aus den geologischen Strukturen und Aderungen abstrakte Figuren, tierähnliche Gestalten, Köpfe und Porträts. Charakteristisch ist die Umdeutung der natürlichen Farbverläufe und Ablagerungen: Sie werden von Cabell als menschliches Profil, als Greifvögel, archaische Torsi, als stilisierte Bewegungsstudien oder plastische Allegorien lesbar gemacht. Cabell lässt sich ein auf die Eigenlogik des Materials und seine geologische Geschichte, verbindet sie mit archetypischen Bildtraditionen und einer ganz eigenständigen erzählerischen Formensprache.
