Unverschämte Wirtshausmusik in Gotzing

Konstanze Kraus und Otto Göttler waren im Salettl der Gotzinger Trommel gut aufgehoben. Ihre „Unverschämte Wirtshausmusik“ mit frechen und kritischen Liedern, Volksmusik und Blues, Rap und Walzer kamen beim Publikum gut an.

Otto Göttler ist ein Urgestein der Kleinkunst, war mit Sepp Reith und dem Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinn erfolgreich unterwegs. Jetzt hat er sich mit der Allgäuer Musikerin Konstanze Kraus zusammen getan. Sie ist ihm in jeder Hinsicht gewachsen. In musikalischer, sie spielt die Harfe ganz hervorragend und hat eine charismatische Stimme, aber auch was die Wortgewalt anbelangt, obwohl der Zuhörer bei diesem fremden Dialekt genau lauschen muss.

Göttler spielt die Steirische, Trompete, Tuba, Ukulele, Mandoline und sogar die Säge. Das Programm, das sich in Wechselbeziehung zum Publikum entwickelt, so werden immer wieder Fußballergebnisse ausgetauscht, lässt nichts aus, was den Menschen derzeit bewegt.

Gotzinger Trommel als Kleinkunstort

So rechnen die Barden den Ehrensold eines zurückgetretenen Bundespräsidenten gegen den Zeitarbeiter auf, der satte 468 Jahre arbeiten müsste, um diese Summe zu erwirtschaften. In puncto Energiewende machen sie innovative Vorschläge: Man möge alte Postsäcke (schreibt ja eh keiner Briefe mehr) zur Sammlung von Methangas an die Kühe hängen und rufen dazu auf, Stromfresser gar nicht erst zu kaufen.
Wirt Hans Triebel reagiert prompt und löscht das Licht.

Konsumzwang wird ebenso zum Thema wie Schlecker, Müller-Brot und Carsten Maschmeyer.
Einen besonders gelungenen Rap widmen die beiden Musikanten dem, was sich in heutigen Kinderzimmern abspielt: Star wars Party mit Laserschwert, so dass sich der arme Vater mit Chips und Bier vor dem Fernseher entspannen muss.

Mit einem Instrumentalstück bekunden Kraus und Göttler ihre Sympathie mit Griechenland und beweisen humanistische Bildung, wenn sie den griechischen Präsidenten zu Angela Merkel sagen lassen: Geh mir aus der Sonne. Solidarität auch mit dem armen einsamen Pfarrer: Muss das sein?
Keine Solidarität indes mit Rechtsradikalismus. In einem Lied von Sigi Zimmerschied wird die Gefahr kritisch und klar angesprochen.

Bei den vielen politischen Balladen zum Nachdenken tut es zwischendurch gut, ein Instrumentalstück oder ein einfach nur witziges Lied zum Entspannen zu hören. Vom armen Meerschweinchen etwa, oder vom Münchner, der immer schlecht drauf ist und zum Lachen in den Keller geht. Auch der begründete Aufruf an die Männer „Nimm a Alte“ lässt im fortgeschrittenen Alter schmunzeln und froh gestimmt werden.

Ein nicht nur unterhaltsamer Abend. Auch ein Abend mit Tiefgang und musikalischer Raffinesse.

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