Saitentanz - J. Hitzelberger, H. Scholz, A. Faßl, M. Prochazka, A. Weber (v.l.)

Gespieltes, Gezupftes, Erzähltes

Saitentanz – J. Hitzelberger, H. Scholz, A. Faßl, M. Prochazka, A. Weber (v.l.). Foto: Ines Wagner
Was sie verbindet, ist die Liebe zur Saitenmusik. Saitentanz trifft auf die „Hopfenstraßler“, vermischt sich mit der „Aisinger Salettlmusik“. Gewürzt wird mit ein paar „Gschichtln“ aus dem Allgäu: Ein Hofkonzert der feinen Töne.

Konzert in Bayrischzell

Zunächst war es ein plötzliches Malheur: der krankheitsbedingte Ausfall der Harfenistin Judith Geißler-Herzog. Aber deswegen das Konzert absagen und die Freunde der Saitenmusik enttäuschen? Schnell wurde telefoniert, improvisiert, eine Art „Mezzo-Mix“ kreiert. Denn weil so viele Musiker ihre musikalischen Eisen in zugleich mehreren Feuerstellen haben, wurde die unterbesetzten Gruppe Saitentanz rasch umformiert und aufgerüstet. Eigentlich sollte gestern Abend am Tannerhof das Album „Schwarzgescheckert“ vorgestellt werden. Statt dessen wurde kurzerhand ein anderes, turbulentes und vergnügliches Konzert daraus: Statt abzusagen wurde umkomponiert.

Hexensolo für Hackbrettpolka

Leidenschaftlicher „Saitentänzer“ und Bindeglied zwischen den „Hopfenstraßlern“ und der „Aisinger Salettlmusik“ ist Helmut Scholz, ein „Springinsfeld“, sprichwörtlich hin – und herspringend zwischen seinen beiden Zithern in dieser und jener musikalischen Zusammensetzung. Gemeinsam mit Angelika Weber am Tenor-Hackbrett spielt er in „Saitentanz“ und der „Aisinger Salettlmusik“. Springt er hinüber auf die andere Bühnenseite, sitzt er bei den „Hopfenstraßlern“, Kollegen und Kolleginnen vom BR: Johannes Hitzelberger (Gitarre), Anette Faßl (Kontrabass) und Martin Prochazka (Gitarre), letzterer ebenfalls ein Saitentänzer.

Soweit so gut. Und noch besser! Anette Faßl, so beherzt wie spontan eingesprungen, spielt die Stücke zum ersten Mal, und ihr virtuoses Spiel auf dem Kontrabass ist hier wie dort gefragt. Überhaupt es ist das harmonische und zugleich humorvolle Zusammenspiel der leidenschaftlichen Musiker, welches auf die Zuschauer überschwappt und ihnen ein glückliches Lächeln in die Gesichter zaubert.

Häschen auf der Flucht im Dreivierteltakt

Sein Zutun hat dabei nicht zuletzt Johannes Hitzelberger, der Sprecher vom BR, der außer seiner Gitarre eben auch ein paar Gschichtl mitgebracht hat. Die trägt er in Mundart, nämlich dem Dialekt seiner Allgäuer Heimat, amüsant und höchst authentisch vor. Es sind kleine Geschichten mit feinem Humor, in denen es um das Auseinandersetzen Einheimischer mit den leidigen Touristen geht, denen man schöne Bären über die idyllische Bergwelt aufbinden kann.

Oder die Crux um den unaussprechlichen Satz aus drei Wörtern, der von der Angebeteten ja scheinbar erwartet wird, aber einem Mundartsprecher einfach nicht über die Lippen kommen will: Warum auch, wenn „I mog di“ doch auch ein Drei-Wort-Satz ist, mit dem alles gesagt ist. Zefix! Gekonnt verbinden sich Geschichten und Musikstücke zu einer „gescheckerten“ Melange, die immer kurzweilig und zugleich ein Ohrenschmaus für Saitenmusik- und Mundartliebhaber ist.

Saitenspiel: Neu komponierter Abend

Die fünf Musiker erobern die Herzen ihres Publikums mit Leichtigkeit. Das gemischte Repertoire schlägt einen Bogen über verschiedene Stilrichtungen, ohne den charmanten Charakter der „Salonmusik“ zu verlassen, die so schön in den kleinen Saal am Tannerhof passt mit seinen gemütlichen Sesseln, Sofas, Clubtischen und den charakteristischen roten Stehlampen. Durch das feine Zusammenspiel der befreundeten Musiker in den verschiedenen Zusammensetzungen ist der neu komponierte Abend ein voller Erfolg und das Publikum lässt die Fünf nicht ohne Zugaben von der Bühne gehen.

„Buntgescheckert“ ist auch das Kulturprogramm von Saitentanz am Tannerhof. Es schlägt immer wieder erstaunliche, überraschende Bögen hinweg über weite künstlerische Felder, egal ob es Jazz, Klassik, Rock „Unplugged“ oder Liedermacherei ist, musikalische Lesungen oder kleines Theater. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja doch noch einmal einen Abend mit den original besetzten „Saitentanz-Ensemble“. Was die Fans des Tannerhofs wissen: Gern gesehene Künstler kommen auch gerne wieder.

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