„Radio Europa“ zu Gast im Oberland

Radio Europa. Foto: KN

Konzert in Holzkirchen

Together in Music

So lautete das Motto des Abends. Schlagzeuger Roland Duckarm führte kurzweilig durch das Programm und gab gleich zu Beginn eine Einweisung an das Publikum: Beim Hochhalten des roten Schildes mit der Tänzerin ist „klatschen“ angesagt, beim blauen Schild mit dem Siegespokal heißt es „klatschen und jubeln“. Ob das Publikum da mitspielt? Eine kurze Probe klappt perfekt. Schon kann es losgehen.

Erste Station der musikalischen Reise ist Bulgarien. Alex Bayer am Kontrabass und Wolfgang Lell mit seinem Akkordeon legen los. Andreas Wiersich (Gitarre) und Roland Duckarm folgen. Und nun der Einsatz von Joerg Widmoser an der Violine. Da hätte es das blaue Schild gar nicht gebraucht. Das Publikum wippte bereits nach kurzer Zeit im Takt der Musik und ließ sich vom Sound der Band anstecken. Jazz vom Feinsten in atemberaubender Intonation boten die fünf Vollblutmusiker.

Solo mit Trommelwirbel und Applaus

Fast nahtlos war der Übergang nach Schottland. Geniale „Dudelsackmusik“ ohne Dudelsack fühlte sich an nach einem Pub in Edinburgh, oder saßen wir mitten im schottischen Hochland? Mit allen Facetten begegnete man den sinnensfrohen Schotten, tanzend, lachend, trinkend. Eine rasant vorgetragene rhythmische Klangwelt, angetrieben vom Stehgeiger Widmoser, der seine Mannen vorwärtspeitschte, stürmte auf die Besucher des Festsaals nieder.

Großer Jubel – sogar ohne das blaue Schild

Von Österreich über Tschechien bis ….?
Nun folgte ein Arrangement von Joerg Widmoser zum Thema „Wolferl goes east“. Mozart und Jazz? Funktioniert das? Aber ja, wenn der Meister seine Variationen zur „Kleinen Nachtmusik“ mit überbordender Spielfreude lautmalerisch zum besten gibt und ihn alle anderen begeistert begleiten. Mit großer Intensität und Virtuosität intonierten sie Mozart, wie man ihn sonst nicht alle Tage hört.

Eine kurze Story leitete über nach Karlsbad zum „Tanz des Becherovka“.

Nach einem beeindruckenden Gitarrensolo setzte die Violine ein – und schon waren die anderen zur Stelle. Schnell, schneller, immer schneller, rasanter und heftiger, dabei kein bisschen bitter, wurde das Spiel von Radio Europa.

„Maximal zwei Töne und Sie werden das Land erraten, um das es beim nächsten Stück geht“, versprach Roland Duckarm. Und sie begannen ganz langsam, einschmeichelnd, rhythmisch klar akzentuiert und da hörten wir es schon: Griechenland, Alexis Sorbas, ein Sirtaki tanzender Anthony Quinn tauchte vor den Augen auf, sanfte Tanzbewegungen im Oberbräusaal. Und auch jetzt steigerten die Musiker das Tempo, improvisierten, setzten neue Melodien hinzu, zupften, strichen, liebkosten ihre Instrumente. Jeder einzelne von ihnen beherrscht grandios sein Instrument und begibt sich in ein perfektes Zusammenspiel.

Europa als Einheit

Die „Europahymne“ intoniert von Joerg Widmoser bescherte Gänsehautfeeling. Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ wurde übergreifend Jazz und Folk und symbolisierte für alle die Einheit der Länder Europas.

Ein Highlight der besonderen Art war „Mandolina“, ein Stück aus Malta. Roland Duckarm improvisierte gekonnt mit zwei Blumentöpfen. Sagenhaft, was man damit so alles anstellen kann: schlagen, klopfen, rühren, wedeln, mit den Fingern bearbeiten, innen, außen berühren, umdrehen, fuchteln, kreisen und nochmals kreisen und ihnen wundersame Töne entlocken.

Über Slowenien ging die Reise weiter nach Irland. „Wir sitzen in einem irischen Pub, trinken ein Guinness und – da kommt ein Geiger, dann noch einer, und noch einer, alle fiedeln“, erzählt Joerg Widmoser und legt los. Aber es ist ja nur ein Geiger, Joerg Widmoser, und wirklich, sein grandioses Solo ist von einer unglaublichen, grenzenlosen Vielstimmigkeit.

Nach dem Tango „Märchenland“ aus Finnland schloss sich der Kreis, und es ging zurück in den Balkan. Nun drehten die fünf Wirbelwinde nochmal richtig auf. So als ob einer den anderen übertrumpfen wollte mit Schnelligkeit, Genialität und Temperament.

Klar, dass auch die Zugaben nach einem verträumten, versonnenen Anfang nur so sprühten von einem Feuerwerk aus Fingerfertigkeit und Musikalität. Am Ende waren Musiker und Zuhörer eins: „Together in Music“. Jubel und begeisterter Applaus für die hinreißenden Künstler.

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