Wir kennen uns seit viereinhalb Jahren, dem Zeitpunkt als Max Kalup im Kulturzentrum der Stadt Miesbach seinen Dienst antrat. Da war er 18 Jahre und auffällig zuvorkommend für einen jungen Mann.

Das erste Mal die Spur gewechselt hat Max Kalup gleich am Anfang seines Berufslebens. Oder besser gesagt der Vorstellung davon. „Eigentlich wollte ich Metzger werden“, erzählt er. Erstaunt frage ich nach, weil ich ihn mit diesem Beruf so gar nicht in Verbindung bringen kann. Er habe etwas Handfestes machen wollen und deshalb in den Ferien ein Praktikum bei einer großen Metzgerei im Landkreis absolviert, erklärt er mir und dass ihm diese Arbeit auch gefallen habe. Doch klappte es dort dann mit einer Lehrstelle nicht. Dass unterschiedliche Praktika für Schulabgänger wichtig sind, zeigte sich auch bei Max. Nach einem „Schnuppern“ im Landratsamt wusste er, dass ihm auch die Arbeit in einem Büro liegt.

Er kombinierte sein Hobby „Auto“ mit dem Beruf und begann eine Ausbildung zum Automobilkaufmann. „Das war richtig gut, weil es eben nicht nur Büro war, sondern auch mit Autos zu tun hatte.“ Im zweiten Ausbildungsjahr kam dann in der Berufsschule der ersehnte technische Unterricht dazu. Irgendwann stellten sich aber dann trotzdem erste Zweifel ein. „Der Tagesablauf war immer gleich“, erinnert er sich. „Teile ausgeben, Rechnungen schreiben, Abschluss machen, heim gehen.“

Dann sagt Max Kalup einen Satz bei dem er die Präposition sicher unbewusst wählt, der ihn für die Dienstleistungsbranche geradezu prädestiniert erscheinen lässt: „Ich wollte etwas für Menschen machen.“ Wohlgemerkt, er sagte nicht „mit“ Menschen sondern „für“ sie. Und darin liegt ein sehr großer Unterschied.

Als er bemerkt hat, dass er in der Früh nicht mehr wie gewohnt gerne aufgestanden ist, war ihm klar, dass er etwas unternehmen muss. „Wenn es nicht passt, dann muss man etwas ändern, sonst ist man an seiner Unzufriedenheit selbst Schuld“, ist Max überzeugt. Das Ende der Ausbildungszeit kam näher und damit auch die Frage, wie es für ihn weitergehen soll. „Ich wollte mich total verändern, wollte mehr Aufgaben und mehr Verantwortung übernehmen.“

Schon während der Ausbildung im Autohaus half Max nebenbei im Miesbacher Kulturzentrum Waitzinger Keller bei Veranstaltungen in der Technik aus. „Das war meins, da habe ich gespürt, das liegt mir.“ Dass sich Max Kalup neu orientieren wollte, blieb dem Leiter des Kulturbetriebes nicht verborgen und als sich durch Mutterschutzzeit eine Lücke im Verwaltungsteam auftat, hat er ihm einen befristeten Vertrag angeboten. Obwohl er vom Ausbildungsbetrieb unbefristet übernommen worden wäre, habe er nicht eine Sekunde gezögert, sagt der inzwischen 23-Jährige.


Zeitgleich mit dem beruflichen Spurwechsel erfolgte auch ein körperlicher. Offen erzählt Max von den einhundertfünfzig Kilo, die er damals auf die Waage brachte und von der Unzufriedenheit darüber. „Als ich beim Waitzinger Keller angefangen hatte, passte eigentlich alles, nur ich nicht mehr. Ich habe zu meinem neuen Leben nicht mehr dazu gepasst“, lacht er heute. Und wieder half sein Motto: „Wenn etwas nicht mehr passt, musst Du es verändern.“ Mit einem Freund ging er ins Fitnessstudio, ein Jahr lang, dreimal in der Woche.

Die ersten 20 Kilogramm gingen weg und nach einer Diät weitere. Dann entdeckte er das Laufen für sich. Erst fünf Kilometer, dann zehn und als es wieder eine größere Herausforderung sein sollte, meldete er sich für den Tegernseer Halbmarathon an und legte mit 2:08 h auch gleich eine beachtliche Leistung hin. „Wenn ich beim Laufen bin, dann singe ich manchmal sogar, fühle mich so richtig frei, kann abschalten“, schwärmt er.

Dass er „abschalten“ muss liegt wohl auch daran, dass er seit über einem Jahr nebenberuflich ein Studium zum Veranstaltungsfachwirt absolviert. Erst jeden Samstag, inzwischen findet der Unterricht zweimal wöchentlich abends statt. Ein Zuckerschlecken sei es nicht, aber mit Disziplin ginge es. „Ich stehe jeden Tag früh auf und lerne konsequent eine Stunde, am Wochenende zwei bis drei.“

Den ersten Teil des Studiums, bei dem es in erster Linie um betriebswirtschaftliche Grundlagen ging, sah Max Kalup noch als Pflicht. Jetzt aber ginge es um Inhalte, die er bereits tagtäglich im Waitzinger Keller anwenden könne, die Kür also.

Veranstaltungskalkulation, Planung, Marketing, neue Medien. Er sagt: „Wenn ich abends aus der Schule komme, denke ich schon daran, wie ich das Gelernte am nächsten Tag in der Arbeit umsetzen kann.“ Im Dezember ist er mit dem Studium fertig. Pläne für neue Ziele gibt es bereits. Weil ihm das nebenberufliche Lernen leicht falle, denke er darüber nach, noch Eventmanagement oder Eventtechnik zu studieren. Ach ja, und der New York-Marathon steht auch noch an.

Wenn Max Kalup erzählt, spürt man, er ist angekommen, auf seiner richtigen Spur, die aber noch lange nicht zu Ende scheint. Begeisterung ist eben doch der beste Antrieb.

Petra Kurbjuhn
Publiziert 8. Mai 2013